Unruhe beim VfL

VfL-Krise: In der Bochumer Mannschaft rumort es

Es krachte ordentlich, als die Mannschaft des VfL Bochum nach dem Unentschieden gegen Wehen Wiesbaden das Spielfeld verließ und zurück in die Kabine lief. Patrick Fabian, Bochums Urgestein, schäumte vor Wut. „Hör auf mit dem Scheiß“, brüllte er durch die Katakomben. „Flick-Flack nach ’nem 3:3“, schimpfte er noch. Wen Fabian damit meinte, war offensichtlich: Torschütze Silvere Ganvoula, der per Elfmeter den Ausgleich erzielte.

Unruhe im Team

Fabian schlug damit in die gleiche Kerbe wie die allermeisten Teamkollegen: Über dieses Unentschieden kann man sich einfach nicht freuen, ein solcher Jubel ist unangemessen. Zu desolat war der Auftritt gegen den noch punktlosen Aufsteiger, vor allem in der ersten Halbzeit. Schon nach 45 Minuten lag der VfL mit 0:3 in Rückstand. Die Fans verabschiedeten ihr Team mit „Absteiger“-Rufen in die Kabine. Und das, mit Verlaub, völlig zu Recht. Der VfL machte Anfängerfehler, ließ jegliche Form von Struktur und Gegenwehr vermissen. Slapstick und beispiellose Fehlerketten begünstigten die Gegentreffer.

Trainer Robin Dutt entschuldigte sich später für diese Darbietung. Und Torhüter Manuel Riemann setzte zur Grundsatzrede an, die nicht das einzige Indiz dafür ist, dass es in der Mannschaft mächtig brodelt. Zwar zögerte Riemann nach der Partie erst, doch dann brach es aus ihm heraus. Offen und ehrlich kritisierte er die Haltung einiger Mannschaftskollegen: „Unter der Woche sieht man Dinge, über die wir zu leicht hinwegschauen. Und es wäre falsch, das nicht endlich offen anzusprechen. Sonst geht es immer so weiter. Und das wollen wir alle nicht.“

Riemann wurde nicht allzu konkret, sagte aber noch: „Wir haben ein paar Spieler dabei, die nehmen einiges zu locker. Und wenn dann ein erfahrener Kollege was sagt, wird der noch angemeckert. Da könnte ich kotzen.“ Bochums Keeper ist damit der erste, der die offensichtlichen Probleme auch öffentlich benennt, die bereits im Trainingslager Anfang Juli unübersehbar waren. Schon dort wollte der erhoffte Teamspirit, der den VfL durch die Saison tragen sollte, nicht so recht entstehen, eine Hierarchie war nicht erkennbar.

Spieler machen die Taktik

Hinzu kommt, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer Robin Dutt belastet ist. Erste Probleme entstanden in der Vorbereitung, weil Teile der Mannschaft nur wenig Verständnis für die konsequente Ausbootung von Stefano Celozzi und Tim Hoogland zeigten. Außerdem sind einige Spieler den Vorgaben ihres Trainers zuletzt kaum noch gefolgt, Dutt experimentierte zu viel. Wozu all das führen kann, ließ Riemann nach dem 3:3 gegen Wiesbaden durchblicken. Er gab zu, während des Spiels die Taktik verändert zu haben, gemeinsam mit Kapitän Anthony Losilla. Der Trainer hatte sie jedoch indirekt dazu aufgefordert – eine Kabinenansprache gab es nicht mehr.

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)