Immer wieder hat Peter Zeidler in den vergangenen Wochen von Fortschritten gesprochen. Der erste Sieg würde näherrücken, sagte er gleich mehrfach. Bei dieser Annahme hat sich der 62-Jährige bis dato geirrt. Die verdiente 1:3-Niederlage in Hoffenheim war schon die siebte Pleite im achten Pflichtspiel. Zeidler gehen allmählich die Argumente aus. Ob er auch im kommenden Heimspiel gegen Bayern München noch auf der Bochumer Trainerbank sitzen wird, ist fraglich. Weder die Ergebnisse stimmen noch die Entwicklung. In Hoffenheim hat Zeidler neben einem vierfachen Personalwechsel, unter anderem wegen der Ausfälle von Matus Bero und Myron Boadu, auch eine Systemumstellung auf ein 4-3-3 vorgenommen. Geholfen hat es nicht. Im Gegenteil: In der ersten Halbzeit agierte seine Mannschaft völlig konfus und ohne einen erkennbaren Plan.
Früher Rückstand
Die Lücken in der Defensive waren riesengroß, das verhaltene Pressing verpuffte, die Bochumer kamen kaum in Zweikämpfe. Allein in der Anfangsviertelstunde verzeichnete die TSG mehrere Großchancen. Der frühe Rückstand aus VfL-Sicht war die logische Folge. Die neu formierte Hintermannschaft, in der Erhan Masovic den Platz von Jakov Medic einnahm, schwamm gewaltig. Erneut fehlte vor allem den Außenverteidigern Unterstützung, und auch im Mittelfeld fehlte die Kompaktheit. Startelfdebütant Mats Pannewig wirkte überfordert, Dani de Wit enttäuschte erneut. Wobei sich eine Einzelkritik angesichts der Kollektivschwäche fast verbietet. Das einzig Positive: Die Hoffenheimer verpassten das zweite oder dritte Tor. Und offensiv? Längere Ballbesitzphasen gelangen dem VfL praktisch nie, erst kurz vor der Halbzeitpause kamen die Bochumer das erste Mal gefährlich vor das gegnerische Tor.
Elfmeter verschossen
Immerhin: Nach drei Einwechslungen zur Pause und einer Rückkehr zur umstrittenen Raute wurde es im zweiten Durchgang etwas besser. Auf das 0:2 folgte der Anschlusstreffer durch Antreiber Cristian Gamboa, und Lukas Daschner hatte vom Elfmeterpunkt sogar die große Ausgleichschance – vergab diese aber kläglich und musste kurz vor Schluss das 1:3 hinnehmen. Die moderate Leistungssteigerung nach der Pause kann die großen Defizite ohnehin nicht übertünchen. In Summe bot der VfL erneut viel zu wenig, um überhaupt in die Nähe des ersten Saisonsieges zu kommen. Zeidler ist es nicht gelungen, die Länderspielpause für sichtbare Verbesserungen zu nutzen. Noch immer sucht er nach einer optimalen Formation, Stammspieler gibt es nur wenige; eine klare Linie ist nicht zu erkennen. All das hat zur Folge, dass wesentliche Teile der Mannschaft und des Staffs Zeidlers Trainingskonzept, seine taktischen Ideen und auch seinen Führungsstil kritisch sehen.
Weiter Tabellenletzter
Zeidler will es nicht wahrhaben, aber großes Vertrauen genießt er in der Kabine nicht. Das müsste auch Sportdirektor Marc Lettau wissen, der intern bereits auf einige der genannten Probleme hingewiesen hat, aber bislang immer bestrebt war, gemeinsam mit Zeidler an Lösungen zu arbeiten. Auch von Geschäftsführer Ilja Kaenzig und dem Präsidium gab es weitere Chancen für Zeidler. Ob die Verantwortlichen ihre Position nun ändern werden, ist noch nicht bekannt. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin gibt es an der Klubspitze unterschiedliche Meinungen. Klar ist aber: Nicht nur Zeidler, auch seinen Unterstützern gehen die Argumente aus. Vor den Partien gegen die Bayern, Frankfurt und Leverkusen bleibt der VfL Tabellenletzter. Der Rückstand aufs rettende Ufer beträgt bereits sechs Punkte.
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