In der Krise schlug die Stunde des Marketings. Weil Zuschauereinnahmen plötzlich fehlten, wurden die Mitarbeiter kreativ. Der VfL verkaufte Sondertrikots, Geisterspieltickets und einiges mehr. Am Sonntag waren sogar Fotos von Fans auf den Werbebanden zu sehen. Womöglich gibt es schon bald das nächste Angebot: T-Shirts mit dem Aufdruck „Geister-Meister 2020“. Denn nach dem 2:2 gegen Greuther Fürth ist klar: Die Bochumer sind und bleiben der punktbeste Zweitligist seit dem Ende der Corona-Pause.
Punkt gegen Fürth
Sicherheit im Hinblick auf das finanziell so wichtige TV-Geld herrscht vor dem letzten Spieltag allerdings noch nicht. Denn nur mit einem Sieg gegen Fürth wäre der siebte Tabellenplatz sicher gewesen – und der ist notwendig, um im TV-Ranking nicht abzurutschen. Doch weil der VfL noch den Ausgleich kassierte, wird es am kommenden Sonntag noch einmal spannend. Beim Tabellennachbarn in Hannover würde ein Unentschieden aber wohl schon ausreichen, um das letzte verbliebene Saisonziel zu erreichen. Für den VfL geht es um eine hohe sechsstellige Summe.
Notwendig ist dafür aber eine bessere Leistung als im Heimspiel gegen Greuther Fürth. Die Franken dominierten von Beginn an die Partie, waren schneller und wacher, agierten technisch auf einem hohen Niveau. Früh geriet der VfL in Rückstand und erholte sich davon erst gegen Ende der ersten Halbzeit, als Robert Tesche per Kopf das 1:1 erzielte. Vor allem in der Offensive lief es lange Zeit nicht rund. Auf fünf potenzielle Stammkräfte musste Trainer Thomas Reis in den vorderen Reihen verzichten. Während Thomas Eisfeld ähnlich wie in Aue noch recht ordentlich spielte, war von Tom Weilandt bei dessen Startelfcomeback kaum etwas zu sehen.
Trotzdem: Eine starke Phase erwischten die Gastgeber nach dem Seitenwechsel, als sie mehr Druck entfachten und sich schnell dafür belohnten. Jordi Osei-Tutu, neben Danilo Soares und Cristian Gamboa der beste Bochumer, umkurvte den Fürther Torhüter und brachte sein Team in Führung. Doch die Spielvereinigung gab nicht auf. Sebastian Ernst nutzte in der Schlussphase ein Abstimmungsproblem in der Bochumer Abwehr und sicherte seiner Mannschaft am Ende einen verdienten Punkt. Immerhin ist die Erfolgsserie des VfL damit nicht gerissen: Seit elf Spielen ist der Ruhrgebietsklub jetzt ungeschlagen.
Starker Endspurt
Dieser eindrucksvolle Endspurt hat den VfL überhaupt erst in die Lage gebracht, am letzten Spieltag „nur“ noch ums TV-Geld zu spielen. Anfang März, kurz vor der Saisonunterbrechung, galt der Verein noch als akut abstiegsgefährdet. Auch die Fans haben die positive Entwicklung zuletzt honoriert. So haben in den vergangenen Wochen rund 2.000 Dauerkarteninhaber auf eine Rückerstattung für vier Heimspiele verzichtet. Das ist ein weiterer Grund, warum der Kassensturz nach der Saison deutlich positiver ausfallen wird als zu Beginn der Corona-Krise befürchtet. Wird Bochum in der Endtabelle mindestens Siebter, wäre die Freude umso größer.
(Foto: Imago / Revierfoto)