Wenn Manuel Riemann schon gar nicht mehr meckert, sondern nur noch resignierend mit dem Kopf schüttelt, ist das kein gutes Zeichen. Mitte der zweiten Halbzeit, beim Stande von 0:3, war es so weit. Riemann hatte gerade allein gegen mehrere Freiburger den nächsten Einschlag verhindert. Seine Mitspieler waren bei einem indirekten Freistoß mal wieder zu weit weg von allen Angreifern und leisteten kaum Gegenwehr – wie im Prinzip über 90 Minuten. Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit und einer nicht wesentlich besseren zweiten Hälfte war der Aufsteiger am Ende mit drei Gegentreffern sogar noch gut bedient. Diese Schlappe konnte und wollte auch keiner der Beteiligten schönreden.
Völlig verkorkster Auftritt
„Wir waren von Anfang bis Ende extrem schlecht. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn wir hier mit 0:5 oder 0:7 verlieren“, sagte Simon Zoller, der schon zur Pause eingewechselt wurde, das Ruder aber auch nicht mehr herumreißen konnte. Insgesamt drei Pausenwechsel – ein Novum unter Thomas Reis – verpufften fast wirkungslos. Spätestens mit dem 0:3 nach 53 Minuten war das Spiel entschieden. „Wir waren in allen Belangen komplett unterlegen. In keiner Phase ist es uns wirklich gelungen, dagegenzuhalten“, monierte der Trainer nach der Partie. Die energischen Freiburger waren von Beginn an dominant und führten bereits nach 16 Minuten mit 2:0. Der VfL verließ kaum die eigene Hälfte, kam nicht in die Zweikämpfe. Keiner erreichte nur annähernd seine Normalform – ein untypisch konfuser Auftritt, der gar nicht zur ansonsten guten Saison passt. Allenfalls das 0:7 in München und das 0:2 in Bielefeld passen noch in die Kategorie der völlig verkorksten Partien.
Zweimal Rot mit Folgen
Zu allem Überfluss beendeten die Bochumer das Spiel nur zu zehnt. Konstantinos Stafylidis sah in der zweiten Halbzeit nach einem Frustfoul die Rote Karte – eine nachvollziehbare Entscheidung, die der Spieler allerdings nur mit einem breiten Grinsen quittierte. Strafmildernd dürfte sich dieses Verhalten sicher nicht auswirken, Stafylidis wird große Teile des Saisonendspurts verpassen. Doch das wird nicht die einzige Nachwirkung der Aktion bleiben. Auch Thomas Reis droht eine Strafe. Schiedsrichter Sascha Stegemann hatte dem Chefcoach ebenfalls aus dem Innenraum verwiesen. Reis soll sich unangemessen zur Roten Karte gegen Stafylidis geäußert haben, was der Beschuldigte aber bestreitet: „Ich habe den Schweibenwischer gemacht. Dazu stehe ich, aber ich habe meinen Spieler gemeint, nicht den Schiedsrichter. Aber ich habe gleich gemerkt, dass der 4. Offizielle es auf sich bezieht.“ Jetzt muss Reis das Urteil des DFB-Sportgerichts abwarten, wahrscheinlich droht ihm aber ein Spiel Sperre.
Klassenerhalt gegen Augsburg?
Wird es beim VfL also doch noch einmal unruhig? Klar ist: Die Party für den Klassenerhalt ist vorerst vertagt. Wer auf ein besonders frohes Osterfest gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Knapp 2.000 Bochumer waren mit nach Freiburg gereist. Dennoch: Weil sich Hertha und Stuttgart am kommenden Spieltag in der Abstiegszone gegenseitig die Punkte wegnehmen, genügt ein Sieg zu Hause gegen Augsburg, um auch rechnerisch für Klarheit zu sorgen. Dass Thomas Reis bis dahin besonders auf die Trainingsleistungen achten wird, liegt auf der Hand. Sein Vorteil: Alle Spieler sind fit, der Konkurrenzkampf ist groß – auch wenn sich das gegen Freiburg noch nicht leistungsfördernd ausgewirkt hat.
(Foto: Imago / Langer)