1:2-Niederlage in Frankfurt

Reis sucht Flügel-Knipser – Blums Abschied naht

Die Bundesliga steht vor einem neuen Eigentor-Rekord. So viele wie momentan – 25 nach 26 Spieltagen – gab es noch nie. Und der VfL Bochum hilft kräftig dabei mit: Schon viermal traf der Aufsteiger ins eigene Netz – allein dreimal in den vergangenen Wochen. Gegen Stuttgart und Fürth war Armel Bella Kotchap der Unglücksrabe, gegen Frankfurt nun Erhan Masovic. Wobei auch Bella Kotchap kurz vor der Halbzeitpause seinen ‚Hattrick‘ auf dem Fuß hatte. Nur Greuther Fürth traf noch häufiger ins eigene Tor. Seinerseits hat der VfL übrigens noch nicht von einem Eigentor profitiert. 

Der Revierklub verdient sich seine Tore also mit harter, ehrlicher Arbeit, und beinahe hätte die am Sonntag in Frankfurt auch zum nächsten Punktgewinn geführt. Die Bochumer zeigten sich unbeeindruckt von den Hiobsbotschaften der vergangenen Tage: Vier Corona-Fälle gab es innerhalb der Mannschaft, darunter die beiden Stammspieler Maxim Leitsch und Danilo Soares. Weil Cristian Gamboa in Frankfurt zudem gelbgesperrt war, musste Trainer Thomas Reis fast die gesamte Viererkette umbauen. Trotzdem kam die Eintracht anfangs nur zu wenigen Chancen. 

Doppelschlag in nur sechs Minuten

Das änderte sich jedoch in der zweiten Halbzeit. Sechs Minuten ohne Zugriff und Ordnung reichten aus, um das Auswärtsspiel in Frankfurt zu verlieren. Erst traf Erhan Masovic ins eigene Tor, dann war Daichi Kamada erfolgreich. Beide Treffer fielen unmittelbar nach Wiederanpfiff. Schläfrig und unaufmerksam war der VfL aus der Kabine gekommen. Damit war der Führungstreffer durch Sebastian Polter aus der ersten Halbzeit Makulatur. Womöglich hätte das Spiel einen anderen Verlauf genommen, wenn Takuma Asano kurze Zeit später das halbleere Tor getroffen hätte.

„Den muss er natürlich machen“, betonte Thomas Reis später und ärgerte sich nicht nur über das verpasste 2:0, sondern auch über die fehlende Robustheit seiner Flügelstürmer in einigen Aktionen: „Wir waren im letzten Drittel körperlich unterlegen, ließen uns wegdrücken und kamen nicht zum Torschuss.“ Nicht nur deshalb hatte Bochums Chefcoach Danny Blum für die Startelf nominiert, doch der Linksfuß verletzte sich erneut, dieses Mal beim Aufwärmen an der Wade. Thomas Reis musste also umdisponieren und schickte stattdessen Gerrit Holtmann ins Rennen.

Blum verletzt sich beim Aufwärmen

Blum hatte sich den Platz im Team mit guten Trainingsleistungen erarbeitet, wobei schon im Vorfeld klar war, dass er nicht bis zum Ende durchhalten würde. „Aber ich habe schon mehrfach gesagt, dass Danny besondere Qualitäten, vor allem seine Effektivität“, betonte Thomas Reis nach der Partie. Genau diese Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor fehlt den anderen Flügelstürmern bisweilen. Christopher Antwi-Adjei hat erst ein Tor erzielt, ebenso wie Takuma Asano. Gerrit Holtmann war immerhin schon viermal erfolgreich – doch auch bei ihm gibt es Luft nach oben.

Was auffällt: Immer wieder ärgert sich Thomas Reis, sichtbar an der Seitenlinie, über vergebene Großchancen seiner Flügelstürmer. Danny Blum ist vor dem Tor der wohl stärkste aus diesem Quartett, doch seriös planen kann Reis derzeit nicht mit ihm. In dieser Saison hat der 31-Jährige kein einziges Spiel über 90 Minuten absolviert, gehörte nur einmal zur Startelf, im Hinspiel gegen Frankfurt. Seine Ausfallzeiten werden auch bei den Gesprächen über seine Zukunft eine große Rolle spielen. Die Zeichen stehen eher auf Abschied, einzig ein stark leistungsbezogener Vertrag ist vorstellbar.

Zeichen stehen eher auf Abschied

Denn so sehr Thomas Reis die Fähigkeiten den Ex-Frankfurters schätzt, so sehr muss Manager Sebastian Schindzielorz bei der künftigen Kaderplanung abwägen, ob sich der finanzielle Aufwand bei sportlich geringem Ertrag noch rentiert, sprich: Ob eine gemeinsame Zukunft vorstellbar ist. Inwieweit Blum zu Kompromissen bereit wäre, ist offen. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass andere Vereine an einer Verpflichtung interessiert sein sollen – möglicherweise gezielt lanciert, um den Marktwert hochzuhalten. Davon wird sich der VfL aber sicher nicht beeinflussen lassen. 

(Foto: picture alliance / Uwe Anspach)