Kommentar

Experimente tun dem VfL nicht gut

  • Probleme der Vorbereitung setzen sich fort
  • Kader und Aufstellung werfen Fragen auf
  • Viele Spieler fremdeln mit ihrer Rolle

Wie deutlich darf Kritik schon nach dem ersten Spieltag sein? Muss sie in der Hoffnung auf Besserung zurückhaltender formuliert werden? Das wäre nicht gut, vor allem mit Blick auf das, was beim VfL Bochum schon seit Wochen – und nicht erst seit der Partie in Regensburg – zu beobachten ist: Mängel in der Kaderzusammenstellung und Fehler bei der Wahl der Taktik und Aufstellung.

Kader mit Baustellen

Wie schon im Teamcheck vor der Saison angedeutet, gibt es mehrere Schwachstellen, die von den Verantwortlichen entweder nicht erkannt oder noch nicht behoben wurden. Klar ist: Im Angriff fehlt noch ein Mittelstürmer, ein Ersatz für den abgewanderten Lukas Hinterseer. Auf dieser Position wurde die Mannschaft bis jetzt klar geschwächt. Auch die defensive und offensive Außenbahn ist nicht optimal besetzt. Will der VfL wirklich einmal die Überraschungsmannschaft sein, dann müssten die Baustellen längst geschlossen sein und die Abläufe funktionieren. Doch davon ist der VfL noch ein gutes Stück entfernt.

Insgesamt gleicht der Umbruch, von dem Trainer und Manager gerne sprechen und der im Kern auch notwendig ist, bislang eher einem halbherzigen Experiment. Die Versuche, den Teamspirit und die Spielweise zu verändern, sind löblich, gestalten sich aber schwierig, weil das Personal fast das gleiche ist wie in der Vorsaison. In der Offensive gab es drei Abgänge, nur Danny Blum ist neu dazugekommen. Insgesamt sind es nur vier Neuzugänge und zwei Rückkehrer. Das ist die nüchterne Betrachtung.

Wildes Durcheinander

Dass Spieler deshalb (aber auch aus freien Stücken) auf Positionen eingesetzt werden, die nicht zu ihnen passen, war in Regensburg deutlich zu erkennen. Nachdem der defensiv überforderte Jordi Osei-Tutu ausgewechselt wurde, nahm Chung Yong Lee dessen Position ein – der Gestalter, vielleicht Bochums bester Fußballer, spielte also hinten rechts. Auf der anderen Seite agierte mit Vitaly Janelt ebenfalls ein zentraler Mittelfeldspieler, obwohl Danilo Soares, einer der besten Linksverteidiger der Liga, auf der Bank saß. Auch Thomas Eisfeld, vor der Abwehr als Abräumer und Spieleröffner gefragt, war völlig überfordert. Dass Sebastian Maier, ein typischer Zehner und kein Sprinter, zeitweise auf dem Flügel herumrannte, und Tom Weilandt als Angreifer aushelfen musste, offenbart das ganze Dilemma.

Besorgniserregend ist, dass Sebastian Schindzielorz diese Personalexperimente nicht problematisch findet, wie er in Regensburg auf Nachfrage kundgetan hat. In Bochum gab es allein in der jüngeren Vergangenheit genügend Beispiele dafür, dass Ansätze, Spielern komplett neue Rollen zuzuteilen, praktisch nie zum Erfolg führten. Und eigentlich hat es Robin Dutt bislang stets ausgezeichnet, dass er vernünftige und nachvollziehbare Lösungen gefunden hat. Er täte also gut daran, zu dieser Linie zurückzukehren. Denn dass der Kader trotz einiger Lücken auch Potenziale besitzt, ist unbestritten.

(Foto: Fabian Budde)