Viertes Bundesliga-Jahr

Etat bleibt stabil: Warum der VfL trotzdem eingeschränkt ist

Ein simpler Satz sorgt für Diskussionen. Die BILD vermeldete in der vergangenen Woche, dass der Spieleretat des VfL Bochum zur neuen Saison von 41 auf 35 Millionen Euro sinken würde. In Fankreisen herrscht Verwunderung. Der Revierklub geht in sein viertes Bundesliga-Jahr in Folge, und viele Anhänger erwarten, dass ihr Verein mehr denn je in seine Mannschaft investieren kann. In der Saison nach dem Aufstieg lag der VfL bei rund 24 Millionen Euro, im Folgejahr bei knapp 32 Millionen Euro. Kontinuierlich ist der Etat gestiegen. Und jetzt soll er plötzlich sinken?

TV-Gelder fehlen

Klar ist: Das Geld fällt nicht vom Himmel. Zwar erwartet der VfL grundsätzlich Mehreinnahmen aus dem TV-Topf, doch insbesondere der Sender DAZN erweist sich gerade nicht als zuverlässiger Partner. Dem VfL fehlen gerade 2,5 Millionen Euro, die eigentlich fest eingeplant waren und nun frühestens im Dezember 2024 gezahlt werden sollen. „Das können wir nicht überbrücken, das müssen wir einsparen“, sagte Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig der dpa. „Wir werden trotzdem eine wettbewerbsfähige Mannschaft stellen“, kündigte er bei der Vorstellung von Trainer Peter Zeidler an.

Der VfL kalkuliert grundsätzlich mit einer Summe, die mit der vergangenen Saison vergleichbar ist. Der Lizenzspieleretat beinhaltet Gehalts- und Prämienzahlungen, etwaige Ablösesummen sowie Kosten für Teammitglieder abseits der Spieler. Zur Erinnerung: Der Vorjahresetat ist nur deshalb auf rund 40 Millionen Euro gestiegen, weil die Transfererlöse aus dem Sommer 2022 (u.a. Bella Kotchap, Leitsch) teilweise nachträglich investiert wurden und sogar ein bilanzieller Verlust in Kauf genommen haben. In der nun anstehenden Saison will der VfL wieder schwarze Zahlen schreiben.

Wenig Planungssicherheit

Das Problem ist nur: Effektiv nutzen kann der VfL die geplante Etatsumme zunächst nicht. Das liegt zum Beispiel daran, dass Ex-Trainer Thomas Letsch sowie sein Assistent Jan Fießer noch auf der Gehaltsliste stehen. Beide zusammen kosten mindestens so viel wie ein Leistungsträger für die Bundesliga. Auch Leihrückkehrer Jordi Osei-Tutu, mit dem der VfL nicht mehr plant, muss ab Juli wieder bezahlt werden. Ex-Sportchef Patrick Fabian wird ebenfalls noch entlohnt. Auch aus Kostengründen wird seine Stelle wohl erst nach der Transferperiode neu besetzt, wenn überhaupt.

Dann sind die Verantwortlichen beim VfL auch schlauer, ob weitere Transfererlöse erzielt wurden oder Ehemalige von der Gehaltsliste verschwunden sind. Gelder aus Transfergeschäften würden zum Großteil in die Mannschaft zurückfließen, allerdings mit Augenmaß. Hintergrund ist unter anderem die Tatsache, dass der TV-Vertrag für die Saison 2025/26 noch nicht ausgehandelt ist, der für die Planungen des Klubs von großer Bedeutung ist. Denn die allermeisten Spieler schließen Verträge für mehrere Jahre ab und müssen für diese Dauer entsprechend bezahlt werden.

Neuer Ärmelsponsor

Branchenkenner vermuten, dass selbst bei einer unveränderten Platzierung im TV-Ranking ab Sommer 2025 weniger Fernsehgeld auf das Konto der Vereine fließt. Der VfL, bei dem die Medienerlöse oft die Hälfte des Jahresumsatzes ausmachen, wird somit mehr denn je auf andere Einnahmequellen angewiesen sein – wobei die in Bochum traditionell schwer zu erschließen sind. Das liegt unter anderem am umsatzschwachen Stadion. Mehr Tickets kann der Klub trotz großer Nachfrage nicht verkaufen, auch die finanziell lukrativen und wichtigen VIP-Kapazitäten sind erschöpft.

Die Verantwortlichen können einzig an der Preisschraube drehen, um die immer noch große Etatlücke zu Klubs wie Mainz oder Augsburg ein wenig zu schließen. Zur neuen Saison steigen die Dauerkartenpreise um durchschnittlich 10 bis 15 Prozent, womit allerdings nur die gestiegenen Spieltagskosten aufgefangen werden sollen. Immerhin: Zur neuen Saison wird es nach Recherchen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin einen neuen Ärmelsponsor geben. Hilfreich wäre es zudem, wenn der VfL in diesem Jahr die erste Pokalrunde überstehen würde. Auch da winken Bonusgelder.


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(Foto: Marc Niemeyer)