Niederlage im Elfmeterschießen

Endstation Bielefeld: Bochum offenbart im Pokal viele Defizite

Beim VfL Bochum herrschte größtenteils Sprachlosigkeit nach dem Pokal-Aus am Samstagabend in Bielefeld. Nach einem frühen 0:2-Rückstand rettete sich der Bundesligist in die Verlängerung – blieb dort und im Elfmeterschießen aber ohne Fortune. Die zwei Klassen tiefere Arminia feierte im eigenen Stadion, während die 4.500 VfL-Fans enttäuscht nach Hause fuhren. Auf Bochumer Seite wollte oder durfte kein einziger Spieler den ersten herben Rückschlag der neuen Saison kommentieren. Nur Geschäftsführer Patrick Fabian und Trainer Thomas Letsch stellten sich. 

Ganz schwache erste Halbzeit

Es gab viel zu besprechen nach einem teilweise desillusionierenden Auftritt auf der Alm. Zum ersten Mal seit 2018 flog der VfL schon in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal, zum ersten Mal seit 2003 unterlagen die Bochumer in einem Elfmeterschießen. Vor allem in der ersten halben Stunde fehlte dem Favoriten in der Abwehr die Ordnung, im Mittelfeld der Zugriff und im Angriff die Ideen. Die Folge: Der engagierte und effektive Außenseiter führte früh mit 2:0, wobei der zweite Treffer aufgrund eines Handspiels des Torschützen nicht hätte zählen dürfen. Doch das bleibt in der ersten Pokalrunde ohne Video-Assistenten allenfalls eine Randnotiz.

Schließlich gab es ja noch ganz andere Probleme auf Bochumer Seite. „Ich hatte den Eindruck, dass einige überrascht von dem waren, was die Arminia zeigen würde“, kritisierte Fabian die Herangehensweise seiner eigenen Mannschaft. „Wir haben die Basics nicht abgerufen: Hatten keine gute Körpersprache, wenig Erfolg bei zweiten Bällen und haben zu große Räume entstehen lassen.“ Erst der Anschlusstreffer durch Takuma Asano kurz vor dem Halbzeitpfiff brachte die bis dahin schwachen Bochumer zurück ins Spiel – eigentlich ein optimaler Zeitpunkt.

Für die Leistungssteigerung und klare Feldüberlegenheit in der zweiten Halbzeit belohnte sich der Bundesligist allerdings erst spät. Der eingewechselte Simon Zoller traf in der Nachspielzeit und bescherte den Zuschauern ein Fußballspiel mit Überlänge. Viel brachte der VfL in der Verlängerung aber nicht mehr zustande. Falsche Entscheidungen im letzten Drittel, fehlende Präzision im Abschluss und ein kaum noch existierendes Flügelspiel verhinderten eine Entscheidung nach 120 Minuten – und führten den VfL ins Elfmeterschießen. Die teils noch jungen Bielefelder trafen viermal souverän, die erfahrenen Philipp Hofmann und Kevin Stöger hingegen scheiterten fast schon kläglich. Nur Erhan Masovic verwandelte sicher.

Letsch wird reagieren müssen

„Sie haben Verantwortung übernommen. Deshalb mache ich ihnen auch keinen Vorwurf. Die Gründe für die Niederlage sind vor allem in der ersten Halbzeit zu suchen“, sagte Trainer Letsch, der aber sicher keinem wehgetan hätte, wenn er Fehler und Defizite nach der Partie klarer benannt hätte. Insbesondere Stögers Fehlschuss in die Tormitte war das Resultat einer aufreizenden Lässigkeit, die der Österreicher am Elfmeterpunkt nicht zum ersten Mal gezeigt hat. Auch ansonsten ließ Letsch in seinem Urteil eher Milde walten, was dem frühen Zeitpunkt der Saison und seiner generellen Zurückhaltung bei öffentlichen Äußerungen geschuldet sein dürfte.

Er wird intern jedoch schnell die richtigen Schlüsse aus diesem durchaus peinlichen Pokalaus ziehen müssen, denn klar ist: Der Start in die Bundesliga mit einem Auswärtsspiel in Stuttgart ist anspruchsvoll – und sollte nicht auf ähnliche Art und Weise verloren gehen. Im Vorfeld wird Letsch auch das Spielsystem noch einmal überdenken müssen. Zwar will der Fußballlehrer die Diskussion über eine Dreier- oder Viererkette in der Abwehr und die Besetzung der vorderen Positionen nach wie vor nicht zu hoch hängen. Die Gegentore oder gar die Niederlage in Bielefeld daran festzumachen, wäre ohnehin übertrieben – zumal der VfL im Laufe der Partie in unterschiedlichen Formationen agiert hat.

„Wir hätten auch mit einer Achterkette spielen können – dann hätten wir in der ersten Halbzeit genauso Probleme bekommen“, versuchte Fabian die Diskussion im Keim zu ersticken. Stellenweise wirkte es aber nicht so, als würde die Mannschaft in jeder Spielsituation wissen, was zu tun ist, und vor allem: als würden alle Spieler auf ihrer stärksten Position zum Einsatz kommen. Insbesondere die sogenannten Schienenspieler wirkten überfordert. Felix Passlack hatte in der Defensive immer wieder Probleme und setzte in der Vorwärtsbewegung gar keine Akzente, Christopher Antwi-Adjei wurde seiner Offensivstärke beraubt, weil er eigentlich auch Abwehraufgaben zu erfüllen hatte.

Bero war ein seltener Lichtblick

Lichtblicke gab es nur wenige: Der umtriebige und auch fußballerisch begabte Matus Bero überzeugte nach seiner Einwechslung, ganz im Gegensatz zu Lukas Daschner, der sinnbildlich für die körperlose und mitunter sogar arrogante Spielweise in der ersten Halbzeit stand. Nach anfänglich großen Schwierigkeiten steigerte sich auch Neuzugang Bernardo. Für ein Weiterkommen im DFB-Pokal war es im Kollektiv aber zu wenig.


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