Wer am Samstag nicht zum Bochumer Auswärtsspiel nach Franken gereist ist, wird wenig von all dem mitbekommen haben, was sich nach der Partie ereignet hat. Fast 20 Minuten lag der Abpfiff bereits zurück, da verließen auch die letzten Spieler des VfL Bochum den Rasen des Fürther Ronhofs. Teile der knapp 500 mitgereisten VfL-Fans forderten nach der 1:3-Niederlage wieder einmal eine Aussprache – stellvertretend für die Mannschaft übernahm sie erneut Manuel Riemann. Begleitet wurde der Keeper von einigen Mitspielern und Trainer Thomas Reis. Andere Teamkollegen waren schon lange zuvor in den Katakomben verschwunden.
Spieler beleidigt
Auch sie könnten gemeint gewesen sein, als Riemann anschließend davon sprach, dass der VfL im Abstiegskampf eine Einheit bilden müsse: „Die Fans haben Angst um den Verein, und das ist auch nachvollziehbar. Aber es bringt nichts, wenn wir uns nach jeder Niederlage angiften, einige von uns beleidigt weglaufen, weil sie unter der Gürtellinie angegriffen werden, und vieles gegeneinander läuft.“ Im Klartext bedeutet das: Ein konstruktiver Austausch gelingt derzeit nicht, zumindest nicht am Spieltag. Allerdings stellt sich auch die Frage, was einige Anhänger überhaupt damit bezwecken wollen, wenn sie unmittelbar nach einer Niederlage den Dialog suchen – und dabei Emotionen dominieren.
Unstrittig ist, dass sich Fans und Mannschaft wieder näherkommen müssen. Die Sorge vor einem größer werdenden Riss ist spürbar. Schon nach der Pleite in Kiel Ende Oktober war es zu einer ähnlichen Situation vor dem Gästeblock gekommen. Da allerdings hatte die Mannschaft im Spiel sämtliche Gegenwehr vermissen lassen. In Fürth waren es eher die bekannten sportlichen Defizite, die zur Niederlage geführt haben. Riemann macht deshalb einen konstruktiven Vorschlag: „Wir müssen uns dieser Kritik stellen und können gerne in den Austausch gehen. Aber wir dürfen uns nicht nach jeder Niederlage auseinanderdividieren.“ Rückschlage würden schließlich dazugehören.
Zunehmende Entfremdung
Schlimmstenfalls beschleunigt die Art und Weise der Diskussion sogar die Entfremdung zwischen Mannschaft und Fans. „Wir sind alle erwachsen, einige von uns sind Familienväter“, sagte Riemann in Fürth. Niemand müsse sich beschimpfen lassen. Teamkollege Vitaly Janelt erwähnte außerdem die extremen Ausschläge bei einigen Fans. Nach dem Spiel gegen Aue sei die Mannschaft noch überschwänglich gefeiert worden, nun schlage die Stimmung wieder ins komplette Gegenteil um. Klar ist: Durch den Sieg in der Vorwoche wurden viele Probleme plötzlich ignoriert oder verdrängt – gelöst wurden sie in Wahrheit noch nicht.
(Foto: Imago / Zink)