Der Weg in die Katakomben ist der gleiche, nur der Raum ein anderer. Zum Trainingsstart in der kommenden Woche wird VfL-Legende Anthony Losilla seinen Platz nicht mehr in der Spieler-, sondern in die Trainerkabine finden. Der 39-Jährige ist fest als dritter Co-Trainer neben Murat Ural und Marc-Andre Kruska eingeplant. Losilla soll sich vor allem um die vielen Eigengewächse kümmern. In den vergangenen Wochen haben mit Kasper Koscierski, Cajetan Lenz, Lasse Isbruch, Lirim Jashari und Luis Pick gleich fünf Talente aus der Bochumer U19 Profiverträge unterschrieben. Hinzu kommt Hugo Rölleke aus der U21. Bei Alessandro Crimaldi aus der U19 ist schon länger klar, dass sich die bisherige Vereinbarung mit dem 18. Geburtstag in einen Profivertrag umwandelt.
Losilla ist jedoch nicht der einzige Ex-Profi, für den in der kommenden Saison ein neuer Lebensschnitt beginnt. Auch Cristian Gamboa soll nach seinem Karriereende in die Vereinsarbeit angebunden werden – wahrscheinlich als Talentespäher, wobei seine Rolle noch nicht näher kommuniziert ist. Zudem kehrt Simon Zoller nach Bochum zurück. Gemeinsam mit Losilla und Gamboa ist auch er 2021 mit dem VfL in die Bundesliga aufgestiegen und hat seine Karriere als Fußballer in diesem Sommer beendet. Doch welchen Job soll Zoller an der Castroper Straße genau übernehmen? Im Mai hat Trainer Dieter Hecking mehrfach öffentlich betont, das Aufgabengebiet von Zoller noch gar nicht zu kennen – und damit für reichlich Irritationen im Umfeld gesorgt.
Zoller soll lernen und begleiten
Mittlerweile ist die Rolle von Zoller aber klarer definiert. Sportchef Dirk Dufner plant den Ex-Profi als sogenannten Trainee ein, als Nachwuchskraft für den sportlich-admistrativen Bereich. Damit soll er auf ein eigenes Aufgabengebiet vorbereitet werden, indem er in den kommenden Monaten alle Mitarbeiter unterstützt und begleitet. Zoller hatte bei seinem Wechsel vom VfL zum FC St. Pauli im Sommer 2023 die Zusage erhalten, nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn nach Bochum zurückkehren zu dürfen. An diese Vereinbarung haben sich die Verantwortlichen gehalten – wenngleich der Mitarbeiterstab damit trotz des Abstiegs weiter wächst. Das ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil weitere Neuanstellungen noch hinzukommen.
Mit Johannes Waigand hat Dufner bereits einen Direktor für das Kadermanagement verpflichtet. Waigand ist ein Vertrauter von Dufner aus Berliner Zeiten. Die beiden kennen sich bereits seit einer gemeinsamen Zeit in einer Spielerberatungsagentur. „Wenn man in derart sensiblen Bereichen agiert, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit das A und O“, erklärt Dufner. „Johannes Waigand überzeugt durch Kompetenz und Fleiß und wird mich zukünftig in allen Bereichen unterstützen, sowohl im Lizenzbereich als auch im Talentwerk, dem Frauen- und Mädchenfußball oder im Scouting.“ Der VfL-Geschäftsführer Sport betont, dass Waigand kein reiner Kaderplaner sei: „Der Begriff wäre irreführend und falsch, da das Themenspektrum viel weiter gefächert ist.“
Thiam neuer Nachwuchsleiter
Waigand wird indes nicht der einzige neue Zuarbeiter von Dufner sein. Ein neuer Nachwuchsleiter ist bereits gefunden, ein neuer Chefscout steht ganz oben auf der Wunschliste. Was auffällt: Auch für diese Positionen bevorzugt Dufner offenbar bekannte Gesichter, mit denen er schon bei Hertha BSC zusammengearbeitet hat. Neuer Nachwuchsleiter wird Ex-Bundesliga-Profi Pablo Thiam, der in dieser Position bereits für den VfL Wolfsburg und Hertha erfolgreich gearbeitet hat. Thiam ist der bislang dreiköpfigen Abteilungsleitung vorgeschaltet und bereits seit dieser Woche an der Castroper Straße tätig. Zuletzt haben Heiko Butscher (Sport), Dominik Horsch (Strategie & Entwicklung) und Timo Saviano (Administration) des vereinseigene Talentwerk geleitet.
Parallel soll die Scouting-Abteilung umgebaut werden. Nicht nur Trainer Dieter Hecking hatte Veränderungen angemahnt, auch das alte und neue Präsidium. Dufner hat die Notwendigkeit ebenfalls erkannt. Ziemlich klar ist mittlerweile, dass Chefscout Carsten Schüpmann-Haase keine Zukunft in Bochum haben wird. Für ihn soll Babacar Wane kommen, der aktuell in gleicher Funktion beim FC Augsburg tätig ist und zuvor schon für Hertha, Eintracht Frankfurt und mit Dufner beim SC Freiburg als Chefscout gearbeitet hat. Noch ist allerdings unklar, ob Wane wirklich zum VfL wechseln wird. Der 60-Jährige ist erst seit 2024 in Augsburg tätig. Dort wird gerade eine neue sportliche Leitung installiert, der womöglich auch Ex-VfL-Sportdirektor Marc Lettau angehören wird.
Geschäftsstelle zieht um
Offen ist, ob die neuen Verantwortlichen in Augsburg mit Wane planen oder nicht. Ungewiss ist auch, ob das neue VfL-Präsidium Dufners Pläne uneingeschränkt durchwinkt. Dass er drei Vertraute installieren möchte, ist einerseits nachvollziehbar, zumal es sich um erfahrene und branchenweit anerkannte Kräfte handelt, die bislang vor allem für Erstligisten gearbeitet haben. Andererseits besteht die Gefahr, dass mindestens drei Abteilungsleiter entscheidend mit der Personalie Dufner verknüpft sind. Zudem kosten sie – wenn auch als potenzielle Wachstumstreiber – womöglich zusätzliches Geld. Immerhin: Ex-Trainer Peter Zeidler, der noch bis 2026 auf der Bochumer Gehaltliste steht, soll vor einem Engagement beim FC Lausanne-Sport in der Schweiz stehen.
Zudem laufen die Verträge von Ex-Sportchef Patrick Fabian, der künftig die Nachwuchsabteilung von Fortuna Düsseldorf leitet, und von Markus Feldhoff aus. Für Feldhoff sollte nach seiner Zeit als Interimstrainer Ende 2024 eigentlich eine neue Aufgabe gefunden werden. Weil der neue Sportchef erst im April seine Arbeit aufnahm, blieb Feldhoff ohne neue Beschäftigung. Sein Angebot, im Scouting mitzuhelfen, wurde dankend abgelehnt. An fehlenden Büros kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Schon seit geraumer Zeit hat der VfL Räumlichkeiten unweit des Stadions angemietet. Künftig wird fast die gesamte Geschäftsstelle an der Karl-Lange-Straße beheimatet sein. Im Stadioncenter verbleiben nur wenige Abteilungen – unter anderem die sportliche Führungsriege.
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(Foto: Imago / Revierfoto)