Matchwinner gegen Nürnberg

Reis über Tesche: „Kann ich beruhigt Kaffee trinken…“

Robert Tesche ist kein Mann der großen Worte. In Interviews fasst er sich meist so kurz, dass der Reporter mehr redet als der eigentliche Hauptdarsteller. Das war auch nach dem 3:1-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg der Fall. Für den fünften Heimsieg in Serie war Tesche mitverantwortlich. In der Schlussphase traf er gleich doppelt. Erst landete ein platzierter Schuss mit seinem schwächeren linken Fuß im oberen Torwinkel. Genau zehn Minuten später war es dann eine technisch gelungene Direktabnahme nach einem Freistoß, mit dem der 33-Jährige seine Mannschaft erneut zu drei Punkten führte. „Natürlich war das so gewollt“, grinste Tesche später vor der Kamera. Ansonsten gab sich der gebürtige Mecklenburger aber eher bescheiden.

Wichtige Stütze vor der Abwehr

Dem Bochumer Understatement schloss er sich entsprechend an. „Der Sieg war wichtig, aber wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir werden alles geben, um so lange wie möglich da oben zu bleiben.“ Über einen möglichen Aufstieg wollte er nicht reden. Selbst als er auf seine beiden Tore angesprochen wurde, hätte er mehr erzählen können. „Es war mein erster Doppelpack in der 1. oder 2. Bundesliga“, sagte Tesche nach dem Spiel, das schon sein 217. im deutschen Profifußball war. Allerdings sind ihm zwei Treffer in einer Partie bereits gelungen: 2009 mit dem Hamburger SV, damals in der Europa-League-Qualifikation. Über Fortuna Düsseldorf und Stationen in England kehrte Tesche im Sommer 2017 nach Deutschland zurück. Erst war ein Jahr an den VfL ausgeliehen, anschließend wurde er fest verpflichtet.

Was viele nicht wissen: 2019 gab es ernsthafte Überlegungen, ihn auszusortieren, gemeinsam Stefano Celozzi und Tim Hoogland. Doch Tesche blieb dann doch in Bochum und entwickelte sich unter dem neuen Cheftrainer Thomas Reis zur wichtigen Stütze. Jetzt agiert er als kontrollierender Sechser vor der Abwehr, übernimmt also den eher defensiveren Part im zentralen Mittelfeld. Versuche ohne ihn auszukommen scheiterten meist, der VfL verlor an Stabilität. Besonders seine Erfahrung weiß Thomas Reis zu schätzen. Schon neulich sagte der Übungsleiter in einer Pressekonferenz, Tesche sei so zuverlässig, dass „ich beruhigt Kaffee trinken kann, und trotzdem weiß, dass er das umsetzt, was ich von ihm verlange.“

Vertrag von Tesche läuft aus

Nach dem Doppelpack gegen Nürnberg erneuerte Reis seine Lobeshymne: „Robert hat eine unheimliche Qualität. Ich freue mich sehr, dass er uns und sich belohnt hat.“ Ein wichtiges Tor hatte Tesche in dieser Saison bereits erzielt. Er traf im Pokal zum 2:2 gegen Mainz und ebnete so den Weg ins Achtelfinale. Seine Schwächen, wozu etwa das mangelnde Tempo gehört, versucht er mit seiner Routine und „durch geschicktes Positionsspiel“ zu kaschieren. „Das gelingt ihm auch im fortgeschrittenen Fußballeralter noch sehr gut“, sagt Reis. Tesche wird im Mai 34 Jahre jung, sein Vertrag läuft einen Monat später aus. Noch ist offen, ob er seine Karriere beim VfL fortsetzen wird – und wenn ja, in welcher Liga….

(Foto: Imago / Norbert Schmidt)