Der letzte VfL-Profi, der eine Vokuhila-Frisur trug, war Theofanis Gekas. Mehr als zehn Jahre später vergeht keine Woche, in der nicht irgendein Spieler seinen Salonbesuch in den sozialen Netzwerken groß inszeniert und seinem Friseur ein Trikot überreicht, als Dank für eine gewöhnliche Dienstleistung. Was würden die Fans auch denken, wenn jemand nicht top-gestylt ins nächste Spiel gehen würde?
Warum sich zwischen zahlreichen Bundesligaprofis und ihren Haupthaardoktoren in den vergangenen Jahren so eine innige Beziehung entwickelt, weiß wohl niemand so genau. Doch genau das führt während des zweiten, womöglich noch länger andauernden „Lockdowns“ zu einem echten Problem, zumindest aus Sicht einiger Fußballer. Denn die Gekas-Frisur von einst, den langen Wildwuchs, favorisiert heute niemand mehr.
Kritik an Fußballerfrisuren
Der „Zentralverband Friseurhandwerk“ hat das bereits registriert und deswegen sogar den DFB-Präsidenten angeschrieben. Dieser Brief machte an dieser Woche die Runde, fand quasi in allen namhaften Medien Erwähnung. Man sei erstaunt, dass „an den vergangenen Spieltagen ein Großteil der Fußballprofis sich mit frischgeschnittenen Haaren auf dem Platz präsentierte“, schrieb der Verbandspräsident der Friseure.
Die Vermutung des Experten: Da waren Profis am Werk. Schließlich waren reihenweise „saubere Konturen“ zu sehen. Der Handwerksverband vermutet also eine illegale Tätigkeit. Denn Friseure dürfen aktuell nicht arbeiten. Fördern also auch Profis des VfL diese Form der Schwarzarbeit? Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz ist „darüber nichts bekannt. Wir sensibilisieren unsere Spieler und halten das Hygienekonzept so genau wie möglich ein.“
DFL ermahnt die Vereine
Zwei Corona-Fälle wurden beim VfL bislang bekannt, liegen aber schon einige Monate zurück. Regelmäßige Testungen schließen Ansteckungen untereinander nicht völlig aus, machen sie aber unwahrscheinlich. Auch deshalb wird über innige Umarmungen oder Kabinenpartys oft hinweggesehen. Obgleich es Menschen, die nichts mit Fußball zu tun haben, teilweise irritiert, wenn sie solche Szenen beobachten.
Die DFL hat die Diskussionen in dieser Woche jedenfalls zum Anlass genommen, um alle 36 Profiklubs noch einmal an die Einhaltung des Hygienekonzepts zu erinnern. Das ist Grundlage dafür, dass die Bundesliga weiterspielen darf, während die Politik immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens einschränkt. Der Ligaverband fordert „weiterhin höchste Aufmerksamkeit und Disziplin“. Verwiesen wird dabei auch auf die Vorbildfunktion.
Neue Maßnahmen in Aussicht
Dieser ist sich auch Bochums Trainer Thomas Reis bewusst: „Natürlich haben wir eine Vorbildfunktion. Wir stehen ständig unter Beobachtung. Wir wollen uns so verhalten, dass uns niemand etwas vorwerfen kann. Oberstes Ziel muss es sein, dass sich niemand infiziert.“ Zugleich merkt der 47-Jährige an, dass er es „etwas übertrieben findet, sich in der öffentlichen Debatte so sehr auf den Fußball zu konzentrieren.“
Dass der Spielbetrieb insgesamt noch einmal in den Fokus der Politik geraten könnte, wenn es um verschärfte Regeln geht, fürchtet Sebastian Schindzielorz indes nicht. „Ich denke, dass wir uns da einen Vertrauensvorschuss erarbeitet haben“, sagt der Manager. Für die kommende Woche wurde erneut ein Bund-Länder-Treffen angesetzt. Dem Vernehmen nach soll es dabei um weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gehen.
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