Rekordablöse

Die Details: Bella Kotchap geht, Osei-Tutu kommt

Auf der Geschäftsstelle des VfL Bochum wurde in den vergangenen Tagen häufiger Englisch gesprochen. Gleich bei zwei wichtigen Transfers war ein Premier-League-Klub der Ansprechpartner. Zunächst bei Jordi Osei-Tutu vom FC Arsenal, dessen Rückkehr zum VfL am Donnerstag vom Verein bestätigt wurde. Osei-Tutu erhält einen Dreijahresvertrag.

Rekordablöse für den VfL Bochum

Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz führte ebenso Verhandlungen mit dem FC Southampton, die er bereits zwei Tage zuvor zum Abschluss gebracht hat. Der Klub aus der Hafenstadt im Süden von England hat sich für vier Jahre die Dienste von Armel Bella Kotchap gesichert. Immer wieder hatte es in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren Wechselgerüchte gegeben, nicht jede Spur davon war heiß. Doch nun verlässt der deutsche U21-Nationalspieler den Verein wirklich.

Die Bochumer kassieren dafür eine Ablöse, die etwa 20 Prozent über den kolportierten zehn Millionen Euro liegt, zuzüglich einiger Boni, etwa bei einem Weiterverkauf. So viel Geld ist beim VfL Bochum noch nie für einen einzelnen Spieler in die Kasse gespült worden, Manager Schindzielorz spricht von neuen Dimensionen. Diesen Deal wollten und konnten sich die Verantwortlichen nicht entgehen lassen. Bella Kotchaps Vertrag lief zwar noch bis 2024, doch der Spieler liebäugelte schon länger mit einem Wechsel, sein Umfeld wurde zunehmend unruhiger. In Southampton trifft Bella Kotchap zudem auf einen Trainer, mit dem er sich leicht verständigen kann. Der Tabellenfünfzehnte der Vorsaison wird von Ralph Hasenhüttl trainiert, der zuvor bei RB Leipzig tätig war.

Kaum noch Verteidiger an Bord

Rein sportlich betrachtet hinterlässt Bella Kotchap in Bochum natürlich eine Lücke. Er ist körperlich robust, zweikampfstark und schnell, für sein Alter schon sehr weit, zumindest auf dem Platz. Abseits dessen fiel der 20-Jährige aber schon häufiger durch unprofessionelles Verhalten und einem Hang zur Überheblichkeit auf. Er ist schon der zweite Stamm-Innenverteidiger, der den VfL Bochum in diesem Sommer verlässt. Schon vor einigen Wochen ist Maxim Leitsch zu Mainz 05 gewechselt. Nun stehen lediglich Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos mit Bundesliga-Erfahrung bereit. Zwei neue Innenverteidiger sollen noch kommen, auch zwei Außenverteidiger stehen auf dem Wunschzettel. Mindestens ein zentraler Mittelfeldspieler und ein Angreifer sollen den Kader nach insgesamt 14 Abgängen komplettieren. Angesichts der Tatsache, dass die Bochumer das Training wieder aufgenommen haben, ist die To-do-Liste noch ziemlich lang.

Allerdings ergeben sich durch den Transfer von Armel Bella Kotchap neue finanzielle Möglichkeiten. Wenngleich der VfL seine Rekordablöse nicht in Gänze reinvestieren wird, im Gegenteil: Verbindlichkeiten sollen abgebaut und Rücklagen gebildet werden; die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen. Dennoch soll natürlich auch in die neue Mannschaft investiert werden. Ein Nachteil: Sämtliche Verhandlungspartner wissen nun, dass der VfL Bochum in diesem Sommer viel Geld durch den Verkauf von Bella Kotchap, Leitsch (ca. 3,5 Mio.) und Sebastian Polter (ca. 1,5 Mio.) eingenommen hat.

Osei-Tutu wollte unbedingt zurück

Ein kleiner Teil davon wird in die Finanzierung von Jordi Osei-Tutu gesteckt. Der 23-Jährige trug bereits in der Zweitliga-Saison 2019/20 das Trikot des VfL und überzeugte vor allem in der Endphase mit seiner Technik und Dynamik. Eine Weiterverpflichtung war seinerzeit aber nicht möglich. Das größte Problem: Der FC Arsenal sah ihn als Rechtsverteidiger, der VfL aber als Offensivspieler. Deshalb folgten drei weitere Leihgeschäfte auf der Insel. Doch in keinem Fall wurde Osei-Tutu wirklich glücklich, und zu einer Alternative für den ruhmreichen FC Arsenal entwickelte er sich auch nicht. Er kommt ablösefrei nach Bochum, allerdings ist anzunehmen, dass die ‚Gunners‘ zumindest von einem möglichen Weiterverkauf profitieren würden.

Dass Osei-Tutu zuletzt nur unregelmäßig gespielt hat, sogar in der dritten Liga gelandet ist, war Bochums einzige Chance, den Spieler überhaupt zu bekommen. Vor knapp zwei Jahren waren noch Klubs wie der OGC Nizza oder der RSC Anderlecht an einer Verpflichtung interessiert. Der VfL setzt also darauf, dass Osei-Tutu sein Potenzial in einem bekannten Umfeld ausschöpfen kann, Trainer Thomas Reis hatte ihn stets gefördert. Auch deshalb hat der junge Engländer seinen Rückkehrwunsch zuletzt mehrfach und recht offensiv über die sozialen Netzwerke bekräftigt – am Ende mit Erfolg.

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(Foto: picture alliance)