0:5 in Stuttgart

Alarmierender Auftritt: VfL-Debakel zum Saisonstart

Es hätte der perfekte Start in die neue Saison werden können. Doch der rechte Fuß von Philipp Hofmann befand sich bei seiner Großchance nach 90 Sekunden offensichtlich noch in der Sommerpause. Damit war der Angreifer, der das Tor deutlich verfehlte, aber nicht allein. Die gesamte Bochumer Mannschaft präsentierte sich an diesem Samstag in einer nicht bundesligatauglichen Verfassung. Das ist ein hartes Urteil – Gründe, es anders zu sehen, hat der VfL bei der 0:5-Pleite in Stuttgart nicht geliefert. Es wurde ein Debakel, die höchste Bochumer Niederlage an einem ersten Spieltag. Für diesen peinlichen Auftritt entschuldigte sich Trainer Thomas Letsch nach der Partie anstandshalber bei den mitgereisten Fans, einige Spieler traten vor die Kurve.

In allen Belangen unterlegen

Vorhersehbar war diese erschreckend schwache Darbietung nicht, gleichwohl musste man den grenzenlosen Optimismus im Klubumfeld zuletzt suchen. Schon die Saisonvorbereitung verlief holprig, spätestens die Niederlage im DFB-Pokal hätte die Sinne schärfen müssen. Das war nicht der Fall. Der VfL ließ in Stuttgart alles vermissen, was notwendig ist, um in der höchsten Spielklasse zu bestehen. „Schlechter hätte es nicht laufen können. Ich kann diesen Auftritt nicht erklären“, sagte Christopher Antwi-Adjei. Teamkollege Philipp Hofmann ergänzte: „Wir waren immer einen Schritt zu spät, die Grundaggressivität war gar nicht da.“ Der VfL wirkte teilweise lethargisch und viel zu passiv, defensiv wie offensiv enttäuschte er auf ganzer Linie.

Die Mängelliste füllt sich somit schnell, insbesondere die defensive Stabilität fehlte in den entscheidenden Momenten. Stuttgart hatte bei allen Toren viel zu leichtes Spiel. Die Räume, die das Team von Trainer Thomas Letsch anbot, waren teils riesengroß, immer wieder durften Gegenspieler ungestört davonziehen, flanken oder abschließen, manchmal auch alles hintereinander. Eine Einzelanalyse der Gegentreffer ist fast schon müßig, insbesondere in der zweiten Halbzeit fehlte die Gegenwehr. „Es gibt einen Unterschied zwischen einer Niederlage und einem Debakel. Hier sind wir gnandenlos untergegangen“, stellte auch Geschäftsführer Patrick Fabian fest, der mit Kritik nicht sparte: „Wir waren in allen Belangen unterlegen, die zum Fußball dazugehören.“

Probleme hinten wie vorne

Klar ist: Aussagen wie diese sind alarmierend – ein Wort, das man nach dem ersten Spieltag mit Bedacht verwenden sollte, das in Kombination mit dem Pokalspiel aber angebracht erscheint, weil die Defizite fast dieselben waren: Die Abwehr zu sorglos, das Mittelfeld zu offen, der Angriff abgemeldet. Trainer Thomas Letsch blieb nach der Niederlage in Bielefeld noch relativ gelassen, nach der Pleite in Stuttgart wirkte er so nachdenklich wie lange nicht mehr. Der Fußballlehrer kündigte an, vieles hinterfragen zu wollen. „Wir müssen kritisch sein, und da fange ich wie immer bei mir selbst an.“ Gleiches erwarte er von seinen Spielern. Zu klären ist unter anderem, woran es lag, dass sogar Grundtugenden wie Einsatz und Leidenschaft fehlten.

Was auffiel: Von Beginn an wirkte der VfL verunsichert. „Ich habe keine selbstbewusste Mannschaft gesehen“, bestätigte Fabian. Auch im Vorwärtsgang war das Bochumer Spiel von einer ungewohnten Trägheit geprägt; keine Dynamik, keine Ideen im Spielaufbau. Chancen waren Mangelware. Die Mannschaft stand auffallend tief, was ihr in keiner Phase des Spiels half, und offenbar auch nicht der Vorgabe entsprach. Die Zeit, all das zu korrigieren, ist knapp bemessen. Das erste Heimspiel steht vor der Tür – ausgerechnet das Derby gegen Dortmund, das emotional ohnehin schon wichtig ist und sportlich anspruchsvoll noch dazu. Es ist die große Chance, den Fehlstart vergessen zu machen, nur: Argumente, dass es gelingen wird, gibt es gerade ziemlich wenige. 


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.