Corona-Lage

Ende der Dauerkarten? VfL rechnet mit Verschärfungen

Jens Fricke hatte in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel des VfL Bochum gegen den SC Freiburg fast einen größeren Redeanteil als Trainer Thomas Reis. Minutenlang informierte der Vereinssprecher über die aktuellen, teils neuen Einlassbedingungen. Knapp 20.000 geimpfte oder genesene Fans werden am Samstag im Ruhrstadion sein. „Ob diese Zahl in Zukunft zu halten ist, bleibt die große Frage“, führte Fricke aus. Eigentlich mag er keine Spekulationen, doch die Botschaft war klar: Seelisch sollten sich die Fans des VfL Bochum auf weitere Verschärfungen für künftige Heimspiele einstellen – schlimmstenfalls und wahrscheinlich dann zum Derby gegen Borussia Dortmund.

Noch erlaubt es die Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, alle Sitzplätze und einen großen Teil der Stehplätze zu nutzen – und der VfL macht davon Gebrauch. Aber ist das wirklich klug, wenn weiter tausende Fans ins Stadion pilgern, während die Kliniken allmählich ans Limit kommen und im Dezember gar der Kollaps droht? Intensivmediziner sind sich einig: Die vierte Corona-Welle wird alles, was wir seit Ausbruch der Pandemie erlebt haben, in den Schatten stellen, auch in Nordrhein-Westfalen. Die Landesregierung reicht die Verantwortung derzeit an die Vereine weiter, die wiederum überlassen es ihren Anhängern, ob sie ins Stadion gehen oder nicht.

NRW sehr liberal

Andere Bundesländer reagieren schon drastischer auf die sich zuspitzende Pandemie-Lage. In Sachsen dürfen gar keine Zuschauer mehr ins Stadion, in Bayern darf nur noch jeder vierte, in Niedersachsen jeder zweite (Sitz-)Platz genutzt werden. „Das kann uns auch blühen“, sagte Fricke. Auf Grundlage der aktuellen Corona-Schutzverordnung ist bei einer erhöhten Hospitalisierungsrate auch eine Einführung von 2G-plus denkbar. Das hieße, jeder Stadionbesucher müsste zusätzlich einen aktuellen, negativen Corona-Test vorlegen. Die Frage ist nur, ob dafür überhaupt ausreichend Testkapazitäten am Spieltag zur Verfügung stünden.  

Auch deshalb hat der VfL für Freitag eine Mail an alle Dauerkarteninhaber angekündigt mit Informationen zum weiteren Prozedere. Die im Oktober verschickten Jahrestickets wurden immer noch nicht in Rechnung gestellt, was viele Anhänger verwundert. „Wahrscheinlich“ wird der Klub die Dauerkarten nach dem Heimspiel gegen Freiburg sperren und zu einem Einzelkarten-System zurückkehren, hieß es am Donnerstag auf Anfrage. In diesem Fall würden Dauerkarteninhaber zwar ein Vorkaufsrecht besitzen, müssten sich aber für jedes Spiel aufs Neue um ein Ticket bemühen – also so wie zu Saisonbeginn.

Zweitmarkt offen

Damit müssten viele Fans ihren gebliebten Stammplatz zwar hergeben, für einige Anhänger hätte das aber auch Vorteile. Zum einen für die ungeimpften Dauerkarteninhaber, die ab sofort nicht mehr ins Stadion dürfen. Zum anderen wären auch alle Vorsichtigen beruhigt, denen ein Stadionbesuch momentan zu heikel ist. Auch sie müssten dann nicht mehr mit einer Abbuchung rechnen. Wobei es für dieses Problem schon jetzt eine Alternative gibt. Der VfL hat den Ticket-Zweitmarkt geöffnet. Wer sein Ticket online freigibt, bekommt sein Geld zurück, sofern sich jemand diesen Platz sichert. Gegen Hoffenheim haben zuletzt 500 Fans dieses Angebot genutzt.

(Foto: Foto / Team 2)