WM-Pause

Zwischen Training und Transfers: Langer Winter für den VfL

Die Alternativen sind durchaus attraktiv. Offensiv wirbt der VfL Bochum dieser Tage für den Live-Sport in seiner Stadt. Am vergangenen Wochenende gab es bei der U19 das Revierderby gegen Dortmund, am kommenden Sonntag treten die Zweitliga-Basketballer in der Rundsporthalle an und am Wochenende darauf spielen auch die Frauen des VfL wieder zu Hause. Niemand ist also gezwungen, den Fernseher einzuschalten und die WM in Katar zu verfolgen.

Außergewöhnlich ist die aktuelle Phase dennoch. Die Fußball-Bundesliga pausiert im Winter so früh und lange wie noch nie. Insgesamt 71 Tage, also mehr als zwei Monate, werden zwischen dem letzten Pflichtspiel im Jahr 2022 gegen Augsburg und dem Auftaktspiel 2023 gegen Hertha BSC liegen. Zum Vergleich: Im Sommer, zwischen der alten und neuen Saison, waren es nur zwei Wochen mehr. Wie füllt der VfL Bochum also die ungewöhnlich lange Pause?

Zwei Trainingsabschnitte

Einige Ideen – etwa die einer Auslandsreise – wurden verworfen, andere hingegen umgesetzt. Trainer Thomas Letsch und Manager Patrick Fabian haben sich dazu entschieden, die Vorbereitung auf die restliche Saison mit 19 Bundesliga-Partien und mindestens einem Pokalspiel zu teilen. Die erste dreiwöchige Trainingsphase endet kurz vor Weihnachten; der zweite, ebenso lange Trainingsabschnitt startet am 2. Januar. Dazwischen gibt es einen knapp einwöchigen Urlaub.

Die etwas längere Ruhepause gibt es also schon jetzt. Bis zum 2. Dezember ruht der Ball an der Castroper Straße. Für jeden Punkt beim letzten Auswärtsspiel in Augsburg hat Thomas Letsch seiner Mannschaft einen zusätzlichen Tag Urlaub versprochen, für den Sieg gegen Mönchengladbach einen weiteren. „Wir haben jetzt die Gelegenheit, ein bisschen runterzufahren“, erklärt der Übungsleiter. „Anschließend wollen wir die gemeinsame Zeit nutzen.“

Nur ein WM-Teilnehmer vom VfL

Bochums noch recht neuer Chefcoach musste seit seinem Amtsantritt Ende September immer von Spiel zu Spiel denken – nun kann er sich auch grundsätzlichen Themen widmen. „Wir sind schon weiter als erwartet. Trotzdem wollen wir unser Spiel in allen Phasen weiter verbessern.“ Sein Vorteil: Der VfL stellt mit Takuma Asano lediglich einen WM-Fahrer. Mit allen anderen Spielern, sofern fit und gesund, kann Letsch in der Adventszeit also in Ruhe arbeiten.

Um die Spannung halbwegs hochzuhalten, sind bis zu den Feiertagen auch zwei Testspiele geplant: Am 10. Dezember daheim gegen den Karlsruher SC, am 16. Dezember auswärts beim SC Paderborn. Weitere Begegnungen folgen nach dem Jahreswechsel. Dann steht auch das erste Winter-Trainingslager seit knapp drei Jahren auf dem Programm. Vom 7. bis zum 14. Januar trainiert die Mannschaft unter der spanischen Sonne in Jerez de la Frontera.

Wintertransfers erst ab Januar

Ob bis dahin auch neue Gesichter dabei sind, ist noch offen. Aus wirtschaftlicher Sicht wären Kaderkorrekturen möglich, der Etat wurde im Sommer nicht ganz ausgeschöpft. Dass für Wintertransfers bis zu zehn Millionen Euro bereit stehen, wie es zuletzt die Sport Bild berichtet hat, ist jedoch falsch. Nur ein Bruchteil dessen könnte in Verstärkungen fließen, vorrangig für die Innenverteidigung oder das defensive Mittelfeld, zwei Schwachstellen in der Hinrunde.

Doch die Möglichkeiten, die der Markt hergibt, sind im Winter meistens begrenzt. Daran wird auch das Turnier in Katar als Schauplatz für mehr als 800 Fußballer aus der ganzen Welt nur wenig ändern. Selbst einen Zeitvorteil gibt es für die Klubs in diesem Winter nicht. Die Transferperiode beginnt wie üblich erst im Januar. Transfers schon im November oder Dezember sind deshalb nicht möglich. Bis zum Jahreswechsel kann allenfalls im Hintergrund verhandelt werden.

(Foto: Firo Sportphoto)

Kommentar

Bauer hat die Probleme erkannt – Villis muss sie jetzt lösen

Dass es beim VfL Bochum noch nie eine Kampfabstimmung um das höchste Amt im Verein gegeben hat, ist nicht ganz richtig. Tatsächlich kam es schon vor Jahrzehnten zum Duell zwischen dem damaligen Amtsinhaber Ottokar Wüst und seinem Herausforderer Hans-Georg Rehs. Wüst gewann die Wahl, verstand es aber, seinen Widersacher in der Folgezeit einzubinden. Rehs wurde zum Vizepräsidenten ernannt. Damit ist bei Hans-Peter Villis und Dr. Karl-Heinz Bauer wohl nicht zu rechnen. Über diesen Schatten wird Villis nicht springen. Obwohl der langjährige Teamarzt für das Gremium sicher ein Gewinn wäre. Denn wenn einer der langjährigsten Mitarbeiter, der in seinem Hauptberuf ebenfalls eine hochrangige Position bekleidet, erhebliche Führungsdefizite identifiziert hat, ist das nicht kleinzureden.

Bobon hat seinem Team geschadet

Bauer hat etwa die Personalflucht von Führungskräften thematisiert, die eigentlich ein Herz für den VfL hatten und wahrscheinlich immer noch haben. Seine inhaltlichen Unterschiede gegenüber Villis waren marginal. Es ging ihm vor allem um das Zwischenmenschliche. Seine Kernaussage: „Es gibt keine offene Diskussionskultur in diesem Verein. Kritik wird oft persönlich genommen.“ Immerhin ein Drittel der Mitglieder haben ihm zugestimmt, andere zumindest darüber nachgedacht. Villis schien angreifbar. Doch das en-bloc-Wahlverfahren kam Bauer, der als Kopf der Gruppe durchaus punkten konnte, nicht entgegen. Sein Team blieb insgesamt zu blass. Wer vom Klub eine bessere Kommunikation fordert, hätte damit schon bei der eigenen Kandidatur beginnen müssen.

Einzig bei der Diskussion nach der Vorstellungsrunde hätte die Stimmung noch kippen können. Immer wieder gab es deutlich hörbaren Applaus für das Team Bauer. Kontraproduktiv war jedoch der letzte Wortbeitrag von Andreas Bobon. Dass er auf Nachfrage offen zugab, bislang noch keine nennenswerten Berührungspunkte mit dem VfL Bochum gehabt zu haben, war zwar ehrlich, aber ein Schuss ins eigene Knie. Dass sich selbst die größten Kritiker von Hans-Peter Villis, die Bochumer Ultras, nicht klar zur Wahlalternative bekannt haben, war schließlich ein deutliches Zeichen dafür, dass Bauer und seine Mitstreiter nicht gewinnen werden. Ihre Kandidatur und ihr Mut verdient dennoch Respekt. Initiativen wie diese braucht es, um die Vereinsdemokratie mit Leben zu füllen.

Impulsgeberin für das Präsidium

Doch wie geht es nun weiter? Das Präsidium bleibt nahezu unverändert, einzig Martin Kree scheidet aus und Dr. Christina Reinhardt von der Ruhr-Universität ist neu dabei. Sie könnte, sie muss vielleicht sogar zur entscheidenden Impulsgeberin werden. Sie stehe für einen „Kulturwandel“, außerdem für mehr Diversität und für eine Verjüngung, hat sie in ihrer kurzen, aber überzeugenden Vorstellungsrede erklärt. Kenner der RUB loben sie für ihre Führungskompetenzen, insbesondere für ihre Kommunikationsfähigkeit. All das braucht es jetzt auch beim VfL, um genau das zu erreichen, was der Capo der Ultras in seinem Redebeitrag gefordert hat: „Diese Wahl darf den Klub nicht spalten.“ Hier ist auch Villis gefragt: Er muss zeigen, dass er die vorgetragene Kritik ernst nimmt und aus Fehlern gelernt hat.

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(Foto: Firo Sportphoto)

Mitgliederversammlung

VfL wächst auf allen Ebenen und hat Geld für Wintertransfers

Sportlich hat der VfL Bochum das Fußballjahr 2022 mit zwei Siegen beendet, und auch wirtschaftlich gibt es erfreuliche Entwicklungen. Der Bundesligist plant in dieser Saison mit einem Gewinn in Höhe von 9,8 Millionen Euro. Das gab die Vereinsführung auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend vor knapp 1.700 Anhängern bekannt. Der Umsatz soll auf 82,4 Millionen Euro steigen. Hauptgrund dafür sind die höchsten Transfereinnahmen der Vereinsgeschichte. Für den Verkauf von Armel Bella Kotchap, Maxim Leitsch und Sebastian Polter hat der VfL im Sommer insgesamt 16,2 Millionen Euro kassiert. Nach Abzug von Steuern, einer unumgehbaren Kredittilgung und Transferbeteiligungen etwa für Berater sind davon netto 7,9 Millionen Euro übriggeblieben.

In der vergangenen Saison lag der Gesamtumsatz noch bei 65,7 Millionen Euro. Da erzielte der Klub einen Gewinn in Höhe von 5,8 Millionen Euro. „Wir streben perspektivisch einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro an. Nur so können wir die Lücke zu den Konkurrenten in der Bundesliga schließen“, sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig. Die Zuwächse in den zurückliegenden Jahren haben auch die Schuldenlast gedrückt. „Wir werden allein von 2021 bis 2023 Verbindlichkeiten in Höhe von acht Millionen Euro abgebaut haben. Darauf sind wir stolz und dafür müssen wir uns nicht entschuldigen.“ Etwas mehr als zehn Millionen Euro bleiben übrig, verteilt auf das immer noch nicht abbezahlte Stadioncenter und ein KfW-Darlehen aus der Corona-Krise.

VfL investiert in Steine und Beine

Insgesamt verzeichnet der VfL Zuwächse in fast allen Bereichen – vom Fanartikelverkauf über das Sponsoring bis hin zu den Dauerkarten. Hier wurden in der zurückliegenden oder laufenden Saison neue Vereinsrekorde erzielt. Auch die Mitgliederzahl ist sprunghaft gestiegen. Seit dem Aufstieg im Mai 2021 sind mehr als 5.000 Fans dazugekommen. Insgesamt sind es derzeit rund 22.000 Mitglieder. Auch auf der Ausgabenseite hat sich deshalb einiges verändert. Der Lizenzspieleretat wurde von 24 Millionen Euro in der vergangenen Saison auf mehr als 30 Millionen Euro in der laufenden Spielzeit erhöht. Patrick Fabian, zuständig für den Sport, betonte in seiner Rede, dass dieser Etat noch nicht ausgeschöpft sei. Somit gebe es Spielraum für Wintertransfers.

Investiert wird auch in die Infrastruktur, etwa in eine technische Aufrüstung des Stadions, in die Modernisierung des VIP-Bereichs oder in das Nachwuchsleistungszentrum. Diese Maßnahmen sind bei einigen Fans umstritten, aus Sicht von Kaenzig und seinen Kollegen aber notwendig: „Wir verlieren im Ligavergleich sonst den Anschluss. Und teilweise schreibt sie die DFL bei der Lizenzierung sogar vor. Wir lösen den Investitionsstau, der sich speziell in den Zweitligajahren ergeben hat, gerade langsam auf.“ Kaenzig präsentierte überdies verschiedene Maßnahmen, die die Vereinsentwicklung betreffen, etwa zur Nachhaltigkeit. Auf dieses Thema und andere Aspekte wird Tief im Westen – Das VfL-Magazin in den nächsten Wochen noch detaillierter eingehen.

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(Foto: Imago / RHR-Foto)

1:0-Erfolg in Augsburg

Erster Auswärtssieg: VfL hat im neuen Jahr alle Möglichkeiten

Simon Zoller konnte sich so kurz nach dem Spiel noch nicht entscheiden. Einerseits freute er sich darüber, „endlich Urlaub“ zu haben. Andererseits bedauerte der Angreifer des VfL Bochum, sich nach dem 1:0-Erfolg in Augsburg in die sehr lange Winter-, Weltmeisterschafts- und Weihnachtspause verabschieden zu müssen. „Ausgerechnet jetzt, wo es so gut läuft“, sagte Zoller am Mikrofon von Sky. Denn in den 90 Minuten zuvor erkämpfte und erspielte sich der Revierklub den ersten Auswärtssieg der Saison, der nach dem Spiel erst vor der Kurve und anschließend im Mannschaftsbus kräftig gefeiert wurde.

Bedanken konnte sich die Mannschaft vor allem bei Christopher Antwi-Adjei. Der schnelle Flügelstürmer blüht unter Trainer Thomas Letsch weiter auf, traf schon zuletzt gegen Mönchengladbach und nun auch in Augsburg. Dort avancierte der potenzielle WM-Teilnehmer, der auf eine Nominierung für Ghana hofft, sogar zum Matchwinner. Nachdem Antwi-Adjei schon in der ersten Halbzeit drei gute Chancen hatte, aber einmal am gegnerischen Keeper, einmal am Pfosten und einmal an sich selbst scheiterte, belohnte er sich in der 58. Minute mit dem 1:0 – es war der einzige und entscheidende Treffer.

Älteste Startelf der Liga-Geschichte

Die insgesamt harmlosen Augsburger hätten lediglich direkt nach der Bochumer Führung zurück ins Spiel kommen können, als Schiedsrichter Felix Brych nach einem Handspiel von Simon Zoller auf den Elfmeterpunkt zeigte. Doch Augsburgs Mergim Berisha setzte den Ball über das Tor. „Da hatten wir ein bisschen Glück, aber ohne Glück geht es nicht“, sagte Trainer Thomas Letsch nach der Partie und war insgesamt erleichtert. „Wir hätten schon vor der Pause in Führung gehen müssen, das 1:0 war dann überfällig.“ Und es genügte, weil der VfL zum zweiten Mal in dieser Saison ohne Gegentreffer blieb.

Zwar blieb Augsburg über weite Strecken harmlos, doch die Bochumer verteidigten gut, waren präsent und aggressiv in den Zweikämpfen. Als richtig erwies sich auch die Maßnahme, Konstantinos Stafylidis für Philipp Förster in die Anfangself zu beordern. Der Defensivallrounder stärkte die Hintermannschaft und trat überdies als Vorbereiter beim 1:0 in Erscheinung. Zugleich bescherte er dem VfL indirekt einen Bundesliga-Rekord. Denn mit diesem Wechsel in der Startaufstellung schickten die Bochumer die älteste Mannschaft seit Gründung der Liga im Jahr 1963 ins Rennen. Im Schnitt waren die Spieler 31,5 Jahre alt.

Rettendes Ufer ist wieder in Sicht

Bei der Mission Klassenerhalt setzt der VfL also weiter auf Erfahrung. Der Glaube daran, dass dieses Vorhaben erneut gelingt, ist vor allem in dieser Woche wieder deutlich größer geworden. Mit den sechs Punkten zum Abschluss des ersten Saisonabschnitts hat der VfL den Kontakt zum rettenden Ufer hergestellt. Der Abstand auf den Relegationsrang und den ersten Nicht-Abstiegsplatz beträgt nur noch einen Zähler. Auch Mannschaften wie Köln oder Augsburg sind wieder in Reichweite. Zur Erinnerung: Als Thomas Letsch den VfL nach dem siebten Spieltag übernahm, stand nur ein einziger Punkt auf der Habenseite.

Was danach folgte, ist aus Klub- und Fansicht höchst erfreulich. Letsch und seine Mannschaft holten aus acht gemeinsamen Partien zwölf Punkte, überdies gelang ein Weiterkommen im DFB-Pokal. „Unser Ziel war es, in Schlagdistanz zu bleiben“, erinnert sich Letsch an seinen Amtsantritt. Die erste Zwischenbilanz fällt also positiv aus – der VfL ist wieder im Geschäft und hat nach der langen Pause noch alle Möglichkeiten auf den Klassenerhalt. Doch zunächst steht ein kleiner Urlaub bevor. Ab Mittwoch bekommen die Spieler knapp zwei Wochen bis zum 2. Dezember frei – ob es Simon Zoller nun passt oder nicht.

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(Foto: Firo Sportphoto)

Verstärkung im Winter?

In Mainz nicht glücklich: VfL denkt an Leitsch-Rückkehr

35 Gegentore nach 13 Bundesliga-Partien sind beim VfL Bochum nicht allein der Innenverteidigung anzulasten. Doch die Probleme in der Abwehr sind offenkundig. Nach dem Verkauf der Stammspieler Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch im Sommer hat der VfL die entstandene Lücke nicht adäquat schließen können; vor allem fehlt es an Dynamik und Handlungsschnelligkeit. Die Neuzugänge Ivan Ordets und Dominique Heintz verstärken den VfL bislang noch nicht wie erhofft. Auch deshalb denken die Verantwortlichen intern über einen durchaus spektakulären Wintertransfer nach.

Leitsch pausiert zurzeit

Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin und dem Fanblog Einsachtvieracht loten sie die Möglichkeiten einer Rückkehr von Maxim Leitsch aus. Diese Gedankengänge befinden sich allerdings erst im Anfangsstadium, konkret ist noch nichts. Leitsch trägt mittlerweile das Trikot des FSV Mainz 05. Der Wechsel zu den Rheinhessen hat dem VfL im Sommer rund 3,5 Millionen Euro eingebracht. Doch für Leitsch läuft es beim Ligakonkurrenten bislang nicht wie erhofft. Zu Saisonbeginn war er an mehreren Gegentreffern entscheidend beteiligt. Auch privat ist er in Mainz noch nicht richtig angekommen. Im Oktober wurde schließlich bekannt, dass der schnelle Linksfuß aufgrund körperlicher und mentaler Erschöpfungserscheinungen bis auf Weiteres pausieren wird.

Leihgeschäft denkbar

Seither befindet sich Leitsch wieder im Ruhrgebiet. Wann und ob er nach Mainz zurückkehren wird, ist noch offen. Der VfL wäre jedenfalls bereit, dem 24-Jährigen ein Comeback in seinem gewohnten Umfeld ermöglichen, sofern er gesund ist und auch Mainz 05 mit einem Transfer in die umgekehrte Richtung einverstanden ist. Ein Knackpunkt könnten die Finanzen sein. Denkbar ist allerhöchstens ein Leihgeschäft; alles andere ist unrealistisch. Für den Fall, dass die Rückkehr von Leitsch nicht gelingt, beschäftigen sich die Verantwortlichen aber auch mit anderen Kandidaten.

(Foto: picture alliance)

Mitgliederversammlung

Letzte Wahlkampfmanöver: Team Villis wohl im Vorteil

Der Wirtschaftsrat des VfL Bochum tritt öffentlich im Grunde nie in Erscheinung. Das achtköpfige Gremium mit Persönlichkeiten aus der regionalen und überregionalen Unternehmerschaft hat sich einen Tag vor der Präsidiumswahl aber klar positioniert – sie unterstützen die Kandidatur von Amtsinhaber Hans-Peter Villis und dessen Mitstreitern. Angesichts des Zeitpunkts, der sonst üblichen Zurückhaltung des Gremiums und der Kommunikation über die Vereinsmedien handelt es sich um einen durchaus bemerkenswerten und vielleicht wahlentscheidenden Vorgang. Denn viele Mitglieder wissen nun: Sollten sie am späten Dienstagabend mehrheitlich das Team Bauer unterstützen, wäre der erste klubinterne Konflikt vorprogrammiert.

Wirtschaftsrat und Fanclubs pro Villis

Dass die Wahlalternative um den bisherigen Vereinsarzt aber als Sieger aus der Versammlung hervorgehen wird, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Entwicklungen der zurückliegenden Tage sprechen für das Team Villis. Neben der Positionierung des Wirtschaftsrats haben sich am Wochenende auch neun einflussreiche Fanclubs zum bisherigen Vorsitzenden bekannt. Aus diesem Lager kommt auch Martin Volpers, der Fanvertreter im Präsidium. Zusätzlich dürften die jüngsten sportlichen Erfolge eher Villis in die Karten gespielt haben. Eine Art Trendumkehr ist auch hier bei Tief im Westen – Das VfL-Magazin zu erkennen. In der dritten und abschließenden Umfrage unter den veröffentlichen Artikeln liegt der Amtsinhaber vorne. Zuvor hatte das Team Bauer die meisten Stimmen erhalten – wobei sicher auch Nicht-Mitglieder abgestimmt haben, was die Aussagekraft der Abstimmung einschränkt.

Zahlreiche Zuschriften und Kommentare in den sozialen Netzwerken stützen aber die These, dass das Team Bauer selbst die Villis-Gegner nur teilweise überzeugen konnte. VfL-Fans und Leser dieser Seite kritisieren am häufigsten, dass Bauer und seine Mitstreiter ihre Kandidatur erst Ende Oktober bekannt gemacht haben und anschließend nicht klar genug kommuniziert hätten, wie sich ihre Herangehensweise konkret vom jetzigen Präsidium unterscheidet. Es gab beispielsweise keine einzige Informationsveranstaltung, erst vor wenigen Tagen ging eine Website der Gruppe online. Die Möglichkeit, die Vereinsmedien für ein Anschreiben in eigener Sache zu nutzen, hat das Team erst am Morgen vor der Wahl genutzt. Auch fehlen prominente Unterstützer; selbst die Ultras, die eine Wahlalternative gefordert haben, sind skeptisch und sprechen keine Wahlempfehlung aus.

Insgesamt war es ein kurzer und weitgehend fairer Wahlkampf, wobei es hier und da Ausnahmen gab. Schon kurz nach Bekanntwerden der Wahlalternative wurde von einer Person, die Zugriff auf Mitgliedsdaten hat, die Information lanciert, dass sämtliche Mitstreiter von Bauer erst kurz vor der Wahl in den Verein eingetreten sind – ein nicht unerheblicher Kritikpunkt, der allerdings auch auf Teile des jetzigen Präsidiums zutrifft. Seit Sonntag kursiert in den sozialen Netzwerken außerdem ein Foto von Marc Schaaf aus dem Team Bauer mit einem BVB-Logo. Dabei handelt es sich aber um ein sieben Jahre altes Profilbild seiner Frau, die offensichtlich dem Nachbarverein die Treue hält. Außerdem fällt auf, dass ein Villis-Anhänger auf Facebook über ein offensichtliches Fakeprofil ohne Klarnamen und einem Stockfoto aus dem Internet sensible Interna im Sinne des Amtsinhabers verbreitet.

Wahl erst am Ende der Versammlung

Accounts, bei denen der Absender nicht ganz klar ist, lassen sich in umgekehrter Richtung aber ebenfalls finden. Speziell Villis hat in den zurückliegenden Wochen über Facebook, Twitter oder Instagram unzählige Male sehr persönliche und unsachliche Kritik einstecken müssen. Welchen Einfluss all das auf die Wahl haben wird, erfahren die Mitglieder und alle Interessierten wohl erst am späten Abend oder in der Nacht. Bis 1 Uhr könnte die Versammlung gehen. Die (wahrscheinlich geheime) Wahl des Präsidiums findet erst nach den Berichten der aktuellen Vereinsführung, der Aussprache und der Kandidatenvorstellung statt. Beide Teams können also noch ein letztes Mal für sich werben. Unentschlossene Mitglieder soll es schließlich auch noch geben.

Für bis zu 3.700 Personen ist im RuhrCongress Platz, mehr dürfen es nicht werden. Ansonsten müsste die Versammlung aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Der Vereinsverantwortlichen gehen aber nicht davon aus, dass es dazu kommt. Im RuhrCongress wurden alle Räumlichkeiten angemietet.

(Foto: Firo Sportphoto)

Mitgliederversammlung

Interview: Villis über Vorwürfe, Verdienste und Versäumnisse

Seit zehn Jahren ist Hans-Peter Villis Vorsitzender des VfL Bochum. Bei der Präsidiumswahl am 15. November muss er jedoch um sein Amt kämpfen – es gibt eine Opposition. Tief im Westen – Das VfL-Magazin hat mit dem aktuellen Vereinsboss über die zurückliegenden und anstehenden Herausforderungen gesprochen.

Herr Villis, in diesem Jahr gibt es bei der Präsidiumswahl Konkurrenz für Sie. Inwieweit hat Sie die Kandidatur von Herrn Dr. Bauer und seinem Team überrascht?

Ich kenne und schätze ihn seit vielen Jahren. Ich hätte mir gewünscht, dass wir vor seiner Kandidatur einmal miteinander gesprochen hätten. Über seine Bewerbung bei der Findungskommission hat er mich dann im Nachgang persönlich informiert. Natürlich war ich überrascht.

Zunächst einmal handelt es sich um einen demokratischen Vorgang. Warum beschäftigt den VfL Bochum dieses Thema trotzdem so sehr?

Uns ist sehr daran gelegen, über Ruhe und Kontinuität zum Erfolg zu kommen. Wir wollen unsere Strategie weiterverfolgen, deshalb treten wir an und wollen wiedergewählt werden. Dieses Gegeneinander sorgt für eine gewisse Unruhe. Einige Sponsoren haben mich bereits gefragt, warum es denn plötzlich eine Opposition gibt. Die sind irritiert.

Was haben Sie geantwortet?

Zunächst einmal, dass der Verein im Vordergrund steht und nicht einzelne Personen, unabhängig vom Ausgang der Wahl. Ansonsten kenne ich die Beweggründe der Gruppe ja nur aus der Presse. Substanziell sehe ich jedoch wenig Neues. In den Top 25 zu bleiben, das Nachwuchsleistungszentrum zu stärken oder die Stadioninfrastruktur zu verbessern – all das ist bei uns schon lange Teil unserer Strategie.

Die Kritik der Fans zentriert sich ja überwiegend auf Ihre Person. Warum ist das so?

Natürlich haben wir und habe ich in den zurückliegenden zehn Jahren nicht immer alles richtig gemacht. Aber man muss das große Ganze sehen und die Diskussion nicht auf einzelne Themen reduzieren. Teilweise ist die Kritik nachvollziehbar, aber oft auch sehr persönlich und wenig sachlich.

Also würden Sie sich mehr Wertschätzung wünschen?

Die Wahl ist ja ein Instrument, Wertschätzung auszudrücken. Ich möchte an dieser Stelle aber auch noch einmal betonen, welche Aufgaben wir als Präsidium haben und welche nicht. Wir sind ein Kontrollgremium, wir diskutieren über Strategien oder stoßen Entwicklungen mit an. Aber wir sind nicht für jede Entscheidung im Tagesgeschäft verantwortlich, etwa in der Kaderplanung. Ob es gut läuft oder nicht: Es ist immer Teamarbeit.

Welche Verdienste lassen sich denn dem aktuellen Präsidium zuschreiben?

Wir sind angetreten, um den Verein finanziell und somit sportlich zu konsolidieren. Das ist uns gelungen. Mehr noch: Wir sind wirtschaftlich viel flexibler geworden, haben den Lizenzspieleretat im Sommer um mehr als sechs Millionen Euro anheben können. Auch sportlich sind wir endlich wieder dort angekommen, wo wir hingehören – wir spielen erstklassig. Wir haben uns in praktisch allen Bereichen verbessert. Das honorieren die Menschen in Bochum und darüber hinaus. Wir haben so viele Mitglieder und Sponsoren wie noch nie.

Das Team Bauer wirft Ihnen vor allem fehlende Transparenz und zu wenig Wertschätzung für Führungskräfte vor. Können Sie das nachvollziehen?

Wir sind schon sehr transparent, gerade im Vergleich zu anderen Klubs. Wir kommunizieren, was wir kommunizieren können und dürfen. Bei Personalinterna sind uns teilweise Grenzen gesetzt. Auch das gehört zu einem guten Führungsstil dazu. Dass uns einzelne Verantwortliche verlassen haben, ist manchmal nicht zu verhindern.  

Aber eine gewisse Personalflucht lässt sich nicht leugnen.

Ich kann es nur noch einmal betonen: Wir hätten Sebastian Schindzielorz und auch Thomas Reis gerne bei uns behalten. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten viel dafür getan. Uns darüber hinaus vorzuwerfen, dass zum Beispiel Christoph Wortmann oder Alexander Richter den VfL verlassen werden oder haben, ist zwar verständlich, entspricht aber nicht den Tatsachen. Die beiden haben beruflich reizvolle Angebote anderer Klubs angenommen.

Müssen Sie in punkto Fannähe zulegen, um Differenzen eher auszuräumen?

Ich bin vielfach ansprechbar, das wissen die meisten auch. Auch innerhalb des Präsidiums spielen die Meinungen der Fans eine wichtige Rolle. Martin Volpers ist der gewählte Vertreter der eingetragenen Fanclubs und hält den Kontakt zu den Anhängern. Er trägt die Meinungen der Fans in unser Gremium und transportiert unsere Sichtweisen wieder zurück. Aber in dem Punkt können wir uns noch verbessern.

Wofür stehen die anderen Präsidiumsmitglieder? Außenstehende können das kaum einschätzen.

Andreas Eickhoff bringt eine sehr große juristische Expertise mit, die für die Arbeit in unserem Gremium unerlässlich ist. Uwe Tigges hat viele Jahre große Unternehmen geführt, kennt sich vor allem im Bereich Personalmanagement bestens aus. Und Jupp Tenhagen ist als ehemaliger Spieler und Trainer in der Fußballszene sehr gut vernetzt.

Sie haben nun auch Christina Reinhardt, die Kanzlerin der RUB, ins Team geholt. Was erhoffen Sie sich von ihr?

Sie ist schon einigen Jahren VfL-Mitglied, in vielen Bereichen sehr gut vernetzt, besitzt die wissenschaftliche Expertise und ist inhaltlich breit aufgestellt. Davon wollen und werden wir profitieren. Es besteht grundsätzlich immer die Möglichkeit, weitere Präsidiumsmitglieder zu kooptieren. Vielleicht haben wir davon in der Vergangenheit zu wenig Gebrauch gemacht.

Können Sie sich im Falle eines eigenen Wahlsiegs auch vorstellen, mit Personen aus dem Team Bauer zusammenzuarbeiten?

Ich will das nicht völlig ausschließen, schließlich sind wir alle VfLer. Stand jetzt wird es dazu aber nicht kommen, zumal ich zwei Personen aus der Gruppe gar nicht und zwei nicht gut genug kenne, um das beurteilen zu können. Auch hier wäre es besser gewesen, früher ins Gespräch zu kommen.

Fürchten Sie bei einem knappen Wahlausgang eine Spaltung des Klubs?

Ich hoffe es nicht, Sorge bereitet mir das aber schon. Der Verein steht über allem, nicht einzelne Personen. Ich persönlich werde immer – ob mit oder ohne Amt – VfL-Fan bleiben. Aber ich gehe davon aus, dass wir am 15. November wiedergewählt werden. Ich bin zuversichtlich, dass die Mehrheit der Mitglieder unseren Weg der zurückliegenden Jahre honoriert und uns erneut unterstützen wird.

Für welches Team würdest du dich heute – so kurz vor der Wahl – entscheiden?

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Tief im Westen – Das VfL-Magazin weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei dieser Befragung nicht um eine repräsentative Umfrage handelt. Sie dient lediglich dazu, ein grobes Stimmungsbild zu erhalten. Das Ergebnis könnte dadurch verzerrt werden, dass auch Fans ohne Mitgliedschaft abstimmen – oder Mitglieder, die nicht an der Versammlung am 15. November teilnehmen. Es ist die dritte Befragung dieser Art.

(Foto: Firo Sportphoto)