Kaderplanung

Zwischen Budget und Bedarf: VfL-Pläne für Wintertransfers

Allzu viel Zeit hat Markus Brunnschneider nicht, um sich beim VfL Bochum einzugewöhnen und die anstehende Transferperiode vorzubereiten. Da kommt es dem neuen Kaderplaner sicher zugute, dass er bereits für Holstein Kiel und zuvor für Darmstadt 98 nach passenden Zweitliga-Spielern gesucht hat, den Markt also kennt. Brunnschneider bildet seit Anfang November gemeinsam mit Simon Zoller, Pablo Thiam und Annike Krahn die Geschäftsleitung Sport, die ergänzt wird durch Jonas Schlevogt, den Direktor für Recht und Personal. Dieses Gespann ist somit auch für mögliche Wintertransfers zuständig, natürlich in Abstimmung mit Geschäftsführer Ilja Kaenzig und dem Aufsichtsrat. Bereits in wenigen Wochen, am 1. Januar, öffnet das Transferfenster. Bis zum 2. Februar sind Kaderkorrekturen möglich.

Die Zuständigkeiten sind klar geregelt: Brunnschneider verantwortet das Scouting und die Kontaktaufnahme zu potenziellen Neuzugängen, während Zoller zusammen mit Trainer Uwe Rösler den Status quo bewerten soll. Kaenzig und der Aufsichtsrat stecken den finanziellen Rahmen ab, Schlevogt führt federführend die Verhandlungen. Dass sie im Januar zum ersten Mal gemeinsam Transfers abwickeln, ist sehr wahrscheinlich – vor allem auf der Abgangsseite. Kandidaten für einen Vereinswechsel gibt es einige. Sie sind quasi eine Grundvoraussetzung für Neuverpflichtungen. „Wir haben bereits einen großen Kader“, sagte Kaenzig neulich in einer Medienrunde und sprach dabei von „avisierten Trennungen“ im Winter. Namen nannte er keine, in den meisten Fällen sind sie aber ziemlich offensichtlich.

Mehrere Abgangskandidaten

Vor allem bei Michael Obafemi denken die Verantwortlichen über eine Rückabwicklung der erst im September vereinbarten Leihe nach. Der irische Angreifer kam bislang nur zu zwei Kurzeinsätzen, gehört zwar regelmäßig zum Spieltagskader, spielt aber praktisch keine Rolle, trotz der Vakanz im Angriff. Die kommt unter anderem dadurch zustande, dass Neueinkäufen wie Mathis Clairicia die notwendige Qualität fehlt. Der junge Franzose ist ein Kandidat für ein Leihgeschäft, ebenso wie Innenverteidiger Colin Kleine-Bekel, der unter Rösler noch kein einziges Mal zum Aufgebot gehörte und nur in der Regionalliga-Mannschaft spielen darf. Zudem könnte sich Matus Bero erneut nach einem neuen Klub umsehen. Sein Vertrag läuft es im kommenden Sommer aus, eine Trennung spätestens dann ist wahrscheinlich.

Der 30-Jährige war als Kapitän in die Saison gestartet, ist momentan aber kein unumstrittener Stammspieler mehr. Auch im Hinblick auf eine mögliche WM-Teilnahme wird Bero in der Rückrunde möglichst viel spielen müssen – entweder an der Castroper Straße oder bei einem anderen Klub. Abgänge dieser Art würden den Bochumern zugleich wieder Spielräume für neue Transferideen eröffnen. Seit der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche ist auch öffentlich bekannt, dass die Verantwortlichen für diese Saison bereits mit einem Minus von rund 4,5 Millionen Euro in der Bilanz rechnen. Mit einer Einkaufsoffensive im Winter ist nach jetzigem Stand also nicht zu rechnen, anderenfalls würde der Jahresfehlbetrag weiter anwachsen und den Spielraum für künftige Transferperioden verkleinern.

Schon jetzt viele Leihspieler

Die entscheidende Frage lautet: Wie lauten die Ziele für die Rückrunde – und trauen die Verantwortlichen dem jetzigen Kader zu, diese zu erreichen? Aktuell befinden sich die Bochumer im Abstiegskampf, allerdings über dem Strich. Mehr als ein gesicherter Mittelfeldplatz ist im Grunde nicht realistisch. Dieser ist womöglich auch mit dem vorhandenen Personal zu schaffen, wenngleich eine bessere Platzierung im Hinblick aufs TV-Ranking bares Geld wert ist. Jedoch: Für üblich sind im Winter Leihgeschäfte ein beliebtes Mittel, um die Kaderqualität bis zum Saisonende zu erhöhen. Doch der VfL hat bereits im Sommer fünf Spieler geliehen. Zudem laufen im kommenden Sommer sechs weitere Verträge aus. Zusätzliche Vereinbarungen mit einer kurzen Laufzeit wären nicht nachhaltig, der Umbruch fiele dann noch größer aus.

Denkbar ist also, dass die neue Führungsriege nur dann auf dem Transfermarkt tätig wird, wenn sie einen Spieler findet, der dem VfL auch über die Saison hinaus erhalten bleibt. In einigen Ländern, vor allem in Asien und im skandinavischen Raum, enden Spielerverträge mit dem Kalenderjahr. Diese Profis wären ablösefrei zu haben, sofern sie zügig kontaktiert werden. Der Vorteil: Rösler kennt sich in Dänemark, Schweden und Norwegen bestens aus. Er hat bereits in allen drei Ländern gearbeitet und sollte das Leistungsvermögen der Spieler gut einschätzen können. Über Verstärkung würde sich der Fußballlehrer sicher nicht beschweren. Vor allem im Sturmzentrum mangelt es an Alternativen, ebenso auf der linken Abwehrseite. Gut aufgestellt sind die Bochumer dagegen im Mittelfeld – sogar im Falle eines Abgangs.

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(Foto: Imago / Team 2)