1:1 im Revierderby

Dortmund geärgert: Bochum ist stolz aufs Team

So schnell wollte niemand das Stadion verlassen. Die knapp 13.000 Bochumer warteten nach dem 1:1 im Revierderby gegen Dortmund auf die Ehrenrunde ihrer Mannschaft. Die Spieler bedankten sich für die erneut lautstarke Unterstützung, und die Fans applaudierten minutenlang. Ihr Stolz auf dieses Team wächst, mit diesem Ergebnis im Revierderby umso mehr.

Bochum zufrieden mit dem Punkt

Elf Jahre nach dem bis dato letzten Aufeinandertreffen der beiden ungleich großen Nachbarn und Rivalen konnten die Bochumer eigentlich nur gewinnen. Trainer Thomas Reis sprach im Vorfeld von einem „Bonusspiel“, und hinterher von einem „Bonuspunkt“. Auch wenn der Ausgleich erst in der Schlussphase fiel, als der Sieg schon zum Greifen nah war: Beim VfL waren sie am Ende trotzdem zufrieden – auf dem Platz und auf den Rängen. Thomas Reis zeigte es sogar direkt beim Schlusspfiff, als er die Hände in den Himmel reckte, so, wie er das eigentlich nur nach Siegen macht.

„Die Mannschaft hat eine super Mentalität, sie hat unheimlich gefightet“, lobte Reis sein Team vor allem für die Defensivarbeit. Mit Entschlossenheit und großer Leidenschaft verteidigten die Bochumer über 90 Minuten. Vor allem nach der Pause rannten die Dortmunder fast im Minutentakt an, ohne Entlastungsangriffe des VfL. Tief in der eigenen Hälfte stemmte sich der Aufsteiger gegen die Dominanz des BVB. „Spielerisch und in allen Statistiken war Dortmund klar überlegen. Das ist aber nicht entscheidend.“ Sondern nur das Endergebnis. „Im Moment haben wir auch das Spielglück“, weiß Bochums Cheftrainer.

Abwehrschlacht bis zum Schluss

Wobei sich das VfL dieses Glück auch an diesem Samstag erarbeitet hat. Erling Haaland zum Beispiel, Dortmunds Top-Stürmer, war lange Zeit abgemeldet, trat erst in der 85. Minute beim Ausgleichstreffer in Erscheinung. Haaland bereitete das Tor von Julian Brandt vor. Ansonsten aber hatten ihn Erhan Masovic und Maxim Leitsch, die beiden Bochumer Innenverteidiger, gut im Griff. Thomas Reis hatte sich für Leitsch anstelle von Vasilios Lampropoulos entschieden, in erster Linie wegen seiner Schnelligkeit. Auch im Angriff setzte Reis auf Tempo. Christopher Antwi-Adjei vertrat Takuma Asano und war an den wenigen Bochumer Offensivaktionen fast immer beteiligt, speziell an der Entstehung des 1:0. Antwi-Adjei war nach einem genialen Pass von Elvis Rexhbecaj in die Tiefe enteilt, Gästekeeper Gregor Kobel könnte den Flügelstürmer nur noch mit einem Foul stoppen. Sebastian Polter verwandelte den fälligen Elfmeter und sorgte für Ekstase an der Castroper Straße.

Die Überraschung, die Sensation schien möglich – auch wenn der BVB den VfL im zweiten Durchgang dominierte und mehrere Hochkaräter vergab. Mehrfach retteten die Bochumer erst auf der Torlinie, entweder Schlussmann Manuel Riemann, oder aber seine Verteidiger, die sich in jeden Schuss hineinwarfen. Einmal half auch der Videoassistent. Ein Treffer von Marius Wolf kurz nach der Pause wurde wegen einer Abseitsposition von Jude Bellingham aberkannt, der die Sicht von Riemann entscheidend einschränkte. Es blieb eine Abwehrschlacht bis zur letzten Minute, doch ein hart erkämpfter Punkt ging am Ende nach Bochum.

Englische Woche geht weiter

20 davon hat der VfL nach diesem Derby auf dem Konto, eine Bilanz, die jetzt schon für fröhliche Weihnachten sorgt, aber noch ausgebaut werden soll. Unter der Woche spielt der VfL in Bielefeld, dann kommt Union Berlin ins Ruhrstadion – zwei Partien, in die der Revierklub nicht unbedingt als Außenseiter geht. Je nach Ausgang der Sonntagsspiele bleibt der VfL sogar auf einem einstelligen Tabellenplatz. Den zu verteidigen und noch weiter nach oben zu schauen, ist aber nicht das primäre Ziel, obwohl einige Bochumer schon von mehr träumen. „Das geht mir alles zu schnell. Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt“, sagt Thomas Reis, der nicht ohne Grund eher nach unten blickt. Nur vier Punkte sind es bis zum Relegationsrang, immerhin schon zehn auf Bielefeld und den ersten Abstiegsplatz. Am Dienstag sollen es noch mehr werden.

(Foto: Imago / RHR-Foto)