1:1 gegen Union

Dem Abgrund ganz nah: VfL vor Endspiel in Heidenheim

Gute Laune hatten in Bochum an diesem Wochenende höchstens die Maischützen, an deren Tradition das eigens anfertigte Sondertrikot erinnerte, mit dem die Fußballer des VfL gegen Union Berlin aufliefen. Unter blau-weißem Himmel zogen die Hüter der heimatlichen Tradition am Samstag durch die Stadt, natürlich auch vorbei am Ruhrstadion, über dem nur einen Tag später dunkle Wolken aufzogen – zumindest im übertragenen Sinne. Die sechste Niederlage in Folge konnte der VfL zwar verhindern, doch auch das 1:1 im Heimspiel gegen Union Berlin hat den Revierklub ganz nah an den Abgrund der Bundesliga geführt. Bei nur noch drei offenen Spielen beträgt der Rückstand auf den 1. FC Heidenheim und den Relegationsplatz vier Punkte, zudem hat der VfL aktuell das schlechtere Torverhältnis.

Abstieg bei Niederlage

Somit ist klar: Beim direkten Aufeinandertreffen mit Heidenheim am kommenden Freitag droht den Bochumern im Falle einer Niederlage bereits der Abstieg in die Zweitklassigkeit und damit das Ende der vier Jahre langen Bundesliga-Reise seit dem Aufstieg 2021. „Dieses Spiel entscheidet über unsere Saison und die Zukunft des Vereins“, weiß nicht nur Verteidiger Bernardo um die praktisch nicht mehr zu übertreffende Bedeutung dieser Partie. „Wir müssen gewinnen. Es ist ein Finale, es gibt keine zweite Chance.“ Selbst ein Unentschieden wäre zu wenig, wenngleich der Abstieg dann noch nicht endgültig besiegelt wäre. Im Falle eines Erfolges würde der VfL wieder auf einen Punkt an den Relegationsplatz heranrücken und „den Druck zurück an Heidenheim geben“, wie es Bernardo am Sonntagabend formulierte.

Siegreiche Konkurrenz

In den zurückliegenden Tagen ist aber zunächst einmal das Gegenteil geschehen. Heidenheim hat am Freitag in Stuttgart gewonnen, und Kiel am Samstag gegen Mönchengladbach. Der Druck auf den VfL war vor dem Spiel gegen Union also immens. Gewachsen war die Mannschaft diesem nur bedingt. Nach einem ordentlichen Beginn mit prächtiger Unterstützung von den Rängen war die Verunsicherung nach dem unglücklich abgefälschten Schuss zum 0:1 unübersehbar – bei allem Ehrgeiz, der dieser Mannschaft sicher nicht fehlt. Erst mit dem Ausgleichstreffer durch Matus Bero per Elfmeter-Nachschuss kam der Glaube an die Wende wirklich zurück. Doch echte Torgefahr entwickelte der VfL nur selten. „Wir sind zu selten in die gefährlichen Räume gekommen“, stellte nicht nur Mittelfeldspieler Tom Krauß fest.

Viele bekannte Mängel

Neu ist das Problem nicht, und deshalb stehe seine Mannschaft eben auch ganz unten in der Tabelle, ergänzte Trainer Dieter Hecking, der sogar offen die Qualitätsfrage stellte. Wobei er selbst auch nicht völlig schuldlos ist. Seine Idee, mit drei nominellen Mittelstürmern zu starten, um die zuletzt harmlose Offensive zu stärken, schlug fehl. Wirklich einstudiert mit klaren, funktionierenden Abläufen wirkte diese Variante nicht. Hinzu kamen die üblichen Probleme: Keine kreativen Ideen aus dem Mittelfeld, eine unzureichende Besetzung der Flügel und teils grausig getretene Standardsituationen. „Kiel schießt vier Tore in einem Spiel und wir treffen höchstens einmal“, legte Krauß den Finger in die Wunder. „Es bringt nichts, wenn wir immer nur sagen: Ja, wir waren nah dran oder es sah gut aus.“

Mehrfach Schlusslicht

Auch deshalb sei das Remis gegen Union kein Fortschritt, sondern „wie eine Niederlage“ zu werten. Die Zahlen bestätigen den subjektiven Eindruck. Der VfL ist nicht nur in der Rückrundentabelle Letzter, sondern auch im Gesamttableau. Der siebte Bundesliga-Abstieg wäre nur folgerichtig, wobei noch niemand aufgeben möchte. „Warum sollen wir in Heidenheim nicht gewinnen?“, fragte der genervt wirkende Dieter Hecking nach dem Spiel gegen Union Berlin in die Medienrunde. „Wenn wir glauben, dass wir das nicht schaffen, kann ich meinen Vertrag zurückgeben.“ Dieser gilt bekanntlich nur für die Bundesliga. Für den Fall des Abstiegs müssten sich die Verantwortlichen mit dem Fußballlehrer erneut an den Verhandlungstisch setzen – oder schnellstmöglich eine andere Lösung präsentieren.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)