Um 17.23 Uhr brachte Matus Bero das Bochumer Ruhrstadion zum Jubeln – eigentlich eine gewöhnliche Zeit für den Schlusspfiff in der Bundesliga. An diesem Samstag lief das Spiel des VfL gegen Stuttgart aber noch. Erst 50 Minuten waren absolviert, als Bero seinen Premierentreffer im blau-weißen Trikot erzielte. Der Grund dafür: Eine mehr als 40-minütige Spielverzögerung. Schiedsrichter Bastian Dankert hatte die zweite Halbzeit zunächst nicht angepfiffen, weil die Sicherheitsbehörden ihr Veto einlegten. Eine Zaunfahne der Stuttgarter Ultras hing unerlaubterweise an einem Fluchttor, was der Ordnungsdienst offensichtlich nicht verhindert hatte. Darauf hatte der VfB seine Anhänger zwar im Vorfeld nachweislich hingewiesen, doch der Hinweis wurde ignoriert. Die auch im Stadion nochmals vorgetragene Bitte, die Fahne abzuhängen, stieß bei den Fans aus Schwaben auf taube Ohren – weil sie ja schon in der ersten Halbzeit dort hing. Neu ist das Problem nicht, schon gegen Mönchengladbach im September gab es deswegen Ärger.
Nah am Spielabbruch
Die Sicherheitscrew wollte während der Partie jedoch keine Unterbrechung erzwingen und auch danach nicht eskalieren, indem sie die Fahne – die quasi das Heiligtum der Ultras ist – einfach abnimmt. Selbst die Stuttgarter Spieler und Verantwortlichen redeten in der wohl längsten Halbzeitpause der Bundesliga-Geschichte auf ihre Fans ein, doch auch das führte nicht zur Einsicht. Erst danach kam es zu einem Kompromiss. Die Ultras lösten die Fahne an einigen Stellen, das Tor ließ sich öffnen. Der VfL platzierte außerdem zusätzliche Ordner davor, die im Notfall hätten eingreifen können. Ein Spielabbruch, sagte VfL-Sportdirektor Marc Lettau später auf Nachfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin, stand unmittelbar bevor. Doch nicht nur die Spieler bevorzugten eine sportliche Entscheidung. „Es war das längste Spiel meiner Karriere“, sagte Kapitän Anthony Losilla. „Wir waren lange in der Kabine, sind aber wieder rausgegangen, um zu zeigen, dass wir weitermachen wollen.“ Was dann auch erfolgreich gelang.
Mehrere Ausfälle
Der VfL ging nach einer Balleroberung von Christopher Antwi-Adjei und einem präzisen Abschluss von Bero in Führung – und verteidigte anschließend den Heimsieg. Ein spätes Gegentor wie zuletzt gegen Bremen konnten die Bochumer dank großer Leidenschaft verhindern. Dass die drei Punkte angesichts der Stuttgarter Überlegung bei den Torchancen etwas glücklich waren, interessierte beim VfL logischerweise niemanden. Zumal die Bochumer mit großen Personalproblemen in die Partie gegangen waren. Neben Takuma Asano (Asien-Cup) und Cristian Gamboa (Gelbsperre) fehlten kurzfristig auch die Leistungsträger Kevin Stöger (Magen-Darm-Probleme) und Keven Schlotterbeck (muskuläre Probleme). Stöger dürfte fürs Derby gegen Dortmund kommenden Sonntag rechtzeitig zurückkehren, Schlotterbeck eher nicht. Fehlen wird dann auch der seit Wochen starke Bernardo, der gegen Stuttgart seine fünfte Gelbe Karte sah. Dafür wird Ivan Ordets wohl wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein, Gamboa kehrt zurück.
Neuer Ersatztorwart
Allerdings gaben gegen Stuttgart auch Tim Oermann und Noah Loosli ihre Bewerbung für einen Derbyeinsatz ab. Rechtsverteidiger Oermann zeigte nach anfänglichen Problemen gegen den starken Chris Führich eine sehr ansprechende Leistung, innen verteidigte auch Loosli solide. Die Probleme beim VfL liegen nach wie vor eher in der Offensive, die erneut nur selten gefährlich wurde, vor allem in einer komplett ereignislosen ersten Halbzeit. Hat aber gereicht, um sich zum Rückrundenbeginn einen Neun-Punkte-Vorsprung auf einen direkten Abstiegsrang zu erarbeiten. Das wird sicher auch Andreas Luthe freuen. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin steht der 36-Jährige vor einer Rückkehr an die Castroper Straße. Beim VfL soll das Bochumer Eigengewächs als Ersatztorwart den noch länger verletzten Michael Esser vertreten. Jordi Osei-Tutu soll hingegen nach Griechenland verliehen werden. Und: Der Leihvertrag von Gerrit Holtmann mit Darmstadt 98 ist schon unterschrieben.
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(Foto: Imago / Beautiful Sports)