Auftaktniederlage gegen Mainz

Ernüchterung beim VfL: Die Probleme sind real

Es mag eine Randnotiz sein. Doch dass Karim Onisiwo vor knapp zehn Jahren mal ein Probetraining in der zweiten Mannschaft des VfL Bochum absolviert hat, wissen vermutlich nicht viele. Eine Verpflichtung scheiterte an den zu hohen Forderungen seines Beraters. Co-Trainer war damals Thomas Reis – und genau dem verhagelte Onisiwo am Samstag einen erfolgreichen Saisonstart. Zweimal durfte der Mainzer völlig unbedrängt einköpfen, zweimal stimmte die Ordnung nicht. Ein eigentlich ausgeglichenes Spiel endete mit einer 1:2-Auftaktniederlage. Ernüchterung beim VfL. 

Zwei einfache Gegentreffer

Denn die Probleme, über die schon in der Vorbereitung immer wieder gesprochen wurde, sind real. Vor allem die neu formierte, noch nicht vollständig verstärkte Innenverteidigung wackelte bedenklich. Erhan Masovic, der den Vorzug vor Vasilios Lampropoulos erhielt, verlor beim ersten Gegentreffer die Orientierung und machte insgesamt kein gutes Spiel – eine Schwachstelle, aber nicht die einzige. Auch vorne lief es nicht nach Plan. So aktiv und aggressiv der VfL zu Beginn auch war, so wenige Torchancen kamen dabei heraus. Gegen tiefstehende Mainzer fehlten meist die Ideen.

„Wir haben alles investiert, da kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagte Thomas Reis nach der Partie. „Aber wir haben auch gesehen, dass wir noch in der Findungsphase sind.“ Ehrliche Worte des Fußballlehrers, der noch längst nicht den Kader zur Verfügung hat, den er sich wünscht. Drei Neuzugänge sollen nach Möglichkeit noch dazukommen: ein schneller Innenverteidiger, ein zentraler Mittelfeldspieler und ein Angreifer. Je früher die noch angeschlagenen Jacek Goralski und Danilo Soares zurückkommen, desto besser.

Beide würden die Defensive verstärken – wenn auch nicht zentral in der Abwehr, wo das Kernproblem liegt. „Die Verteidigung hat mir in den entscheidenden Momenten nicht gefallen. Die Gegentore fielen zu billig“, bemängelte Reis. Zweimal verlor der VfL Onisiwo aus den Augen. Erst war es Masovic bei einer Flanke, dann ein namentlich nicht bekannter Spieler bei einem Eckstoß. „Es gab eine klare Zuteilung im Raum“, erklärte Reis auf Nachfrage. „Das müssen wir ansprechen, das geht so nicht.“ Zumal eine Bochumer Schlussoffensive gänzlich ausblieb.

Inklusive Nachspielzeit waren noch 20 Minuten auf der Uhr, nachdem das 1:2 fiel. Doch vom VfL kam nichts mehr. „Mehr Akzente“ hätte sich Reis auch von den Einwechselspielern erhofft. „Das sind alles Spieler, die in die erste Elf wollen.“ Jordi Osei-Tutu, Silvere Ganvoula und Philipp Förster setzten überhaupt keine Impulse, gingen Zweikämpfen teilweise sogar aus dem Weg. Von den drei Neuzugängen, die beginnen durften, überzeugte Kevin Stöger am meisten, Ivan Ordets und Philipp Hofmann nur mit kleineren oder größeren Abstrichen.

Dass Stöger kurz vor der Pause das 1:1 erzielte, war im Grunde kein Zufall, nur in der Entstehung eine Überraschung. „Eigentlich“, gab der Spielgestalter später zu, „wollte ich flanken.“ Doch sein Ball aus gut 30 Metern segelte ins Tor. Womöglich wäre Stöger auch als Elfmeterschütze in Erscheinung getreten, Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte nach einem Handspiel des Ex-Bochumers Maxim Leitsch aber nicht auf den Elfmeterpunkt – nach Sichtung der TV-Bilder und neuester Regelauslegung eine korrekte Entscheidung. Denn zunächst ging der Ball an die Brust, erst dann an den Arm.

Weiter geht es in Hoffenheim

Die Ursachen für die Heimniederlage sind also in den eigenen Reihen zu suchen. Beteuerungen vieler Spieler, es in der kommenden Woche besser zu machen, sind hoffentlich ernst gemeint. Denn die Aufgabe auswärts in Hoffenheim dürfte nicht leichter sein. Anschließend kommen die Bayern nach Bochum. Dass es in der vergangenen Saison zwei Siege aus diesen Duellen gab, ist lediglich eine schöne Erinnerung. Die Gefahr, dass der VfL einen Start mit nur wenigen Punkten erwischt, ist jedenfalls real. Genauso wie das Personalproblem in der Abwehr.

(Foto: Firo Sportphoto)