1:1 gegen Dortmund

„Stolz auf das Team“: VfL zeigt wieder Bochum-Fußball

Am Ende gab es sogar ein kleines Ständchen. Thomas Letsch, dessen Erdendasein sich an diesem Samstag zum 55. Mal jährte, wurde von den Fans zur Osttribüne gebeten. Die Anhänger feierten den Trainer für das hochverdiente 1:1 gegen den BVB – und gratulierten anschließend zum Geburtstag. Letsch verbeugte und bedankte sich. „Dass die Fans für mich gesungen haben, freut mich natürlich. Aber ich mag das eigentlich nicht, nach einem Spiel alleine im Mittelpunkt zu stehen“, sagte Letsch knapp eine Stunde danach. „Uns zeichnet die Gemeinschaft aus. Und heute bin ich stolz auf das gesamte Team.“

Klare Leistungssteigerung

Der VfL präsentierte sich pünktlich zum Revierderby defensiv wie offensiv stark verbessert und zeigte den typischen Bochum-Fußball: Leidenschaftlich und lauffreudig, aggressiv und agil. „Widerlich sein“, hatte Letsch vor der Partie gefordert, aber zwischen Erwartung und Wirklichkeit lagen in den vergangenen zwei Wochen jeweils Welten. Doch an diesem Samstag wurden die Bochumer ihrem selbst formulierten Anspruch endlich wieder gerecht. „Wir sind von Anfang an mutig aufgetreten, und haben das bis zum Ende als geschlossene Mannschaftsleistung durchgezogen“, lobte Letsch seine Spieler.

Personell veränderte er sein Team im Vergleich zur 0:5-Pleite in Stuttgart nur auf zwei Positionen: Matus Bero übernahm die Aufgabe zwischen Doppel-Acht und Zweier-Sturm, dafür rückte Takuma Asano eine Reihe nach vorn und Christopher Antwi-Adjei auf die Bank. Letsch blieb bei seiner 3-5-2-Formation gegen und beim 4-2-2-2 mit dem Ball. Die Marschroute war aber eine gänzlich andere: Weniger passiv und abwartend, sondern mutiger und offensiver. Der VfL attackierte früh und zog den BVB in viele Eins-gegen-Eins-Duelle. Dieser Plan ging auf. Letsch zog erneut die richtigen Lehren aus einer herben Niederlage.

Stögers frühe Führung

Vor heimischer Kulisse im zwischendurch ungewohnt ruhigen, spätestens nach Abpfiff aber gewohnt stimmungsvollen Ruhrstadion legte der VfL einen Traumstart hin. Kevin Stögers sehenswertes und technisch anspruchsvolles 1:0 gab den Bochumern Sicherheit. „In Stuttgart haben wir in der zweiten Minute eine große Chance vergeben. Das macht was mit der Mannschaft. Umgekehrt aber auch. So ein Tor hilft, pusht und verstärkt das gute Gefühl“, erklärte der Coach. In der Folge war der VfL sogar die bessere Mannschaft, der BVB überraschend schwach und die Bochumer Pausenführung verdient. 

Doch der BVB kam zurück die Partie. Ein vermutlich haltbarer Schuss von Donyell Malen fand den Weg ins Tor vom Manuel Riemann. Beide Teams hatten in der Schlussphase ihre Möglichkeiten, es blieb aber bei einer gerechten Punkteteilung. „Vielleicht wäre noch mehr möglich gewesen, aber diesen Gedanken schieben wir beiseite“, sagte Letsch, der Unterstützung von Vize-Kapitän Kevin Stöger erhielt: „Dieses Ergebnis war genau die richtige Reaktion, und der BVB genau der richtige Gegner.“ Weil die Dortmunder noch in der Findungsphase stecken, und ein Punkt im Derby aus Fansicht besonders wertvoll ist.

Neuzugänge stechen hervor

Im Grunde überzeugte das gesamte Team, einzelne Spieler lassen sich aber dennoch hervorheben. Neuzugang Matus Bero etwa, der bei seinem Bundesliga-Debüt weite Wege zurücklegte und sowohl defensiv als auch offensiv ein wichtiges Element war. „Er schafft Räume und geht gerne in die Tiefe“, lobte Teamkollege Stöger, der von Beros Präsenz im Zentrum ebenso profitierte wie Anthony Losilla. Die Abstände waren kleiner als zuletzt, auch in der Abwehr. Dort glänzten vor allem Ivan Ordets und Neuzugang Bernardo mit ihrer aufmerksamen und resoluten Zweikampfführung, Felix Passlack fiel im Vergleich ein wenig ab.

Maximilian Wittek hingegen überzeugte bei seinem Heimdebüt mit präzisen Flanken und einer Torvorbereitung, musste aber mit einer noch nicht näher bekannten Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden. Weiter vorne war Takuma Asano als zweite Spitze äußerst umtriebig und Philipp Hofmann der Herr der Lüfte. Auch die Einwechselspieler machten das Bochumer Spiel nicht wesentlich schlechter, sie fügten sich nahtlos ein. „Das war der VfL Bochum, wie er spielen muss“, betonte Stöger. „Diese Art und Weise müssen wir beibehalten.“ Am besten schon am kommenden Samstag in Augsburg.


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(Foto: Marc Niemeyer)