1:2 gegen Augsburg

Ruhrstadion keine Festung mehr: Letzte Hoffnung Relegation

Kein Bochumer Heimspiel vergeht ohne ein Lob des Gegners für die Stimmung im Ruhrstadion. An diesem Samstagnachmittag war es Torhüter Finn Dahmen, der sich von der Kulisse beeindruckt zeigte. Nutzen ziehen die Gastgeber daraus in dieser Saison aber nur selten. Das 1:2 gegen den FC Augsburg war bereits die neunte Heimniederlage des VfL in dieser Saison. So oft haben die Bochumer an der Castroper Straße zuletzt in der Abstiegssaison 2009/10 verloren. Das Ruhrstadion ist längst keine Festung mehr. „Es war jetzt das fünfte Heimspiel, in dem wir mindestens gleichwertig waren, aber trotzdem verloren haben. Deshalb stehen wir auch da, wo wir stehen“, weiß Trainer Dieter Hecking. Die Fans trifft keine Schuld: Sie feuern ihre Mannschaft unentwegt an, haben auch gegen Augsburg für eine prächtige und erstklassige Stadion-Atmosphäre gesorgt. Sportlich ließ der VfL die Bundesligatauglichkeit jedoch stellenweise vermissen und muss mehr denn je um den Ligaverbleib bangen. Zumindest in der ersten Halbzeit lieferte das Team von Trainer Dieter Hecking keine Argumente für den erneuten Klassenerhalt.

Niederlage trotz Überzahl

Ganz so unterirdisch wie am Wochenende zuvor gegen Stuttgart präsentierten sich die Bochumer zwar nicht, wesentlich besser allerdings auch nicht. Die Augsburger kontrollierten das Spiel, zeigten sich deutlich ballsicherer als der VfL, der in der ersten Halbzeit lediglich zwei nennenswerte Torchancen verbuchen konnte. Folgerichtig gingen die Gäste durch einen abgefälschten Schuss in Führung, nachdem sich mehrere Bochumer mit einfachsten Mitteln überrumpeln ließen. Erst nach der Halbzeitpause zeigte der VfL eine ansprechende Leistung und dominierte sogar das Geschehen. „Da haben wir den Druck entfacht, den es braucht und wir hatten eine Vielzahl guter Möglichkeiten“, analysierte Hecking nach der Partie. Durch den Ausgleich von Philipp Hofmann nach gut einer Stunde und der Roten Karte gegen Augsburgs Arne Maier zehn Minuten vor dem regulären Ende hatte der VfL das Momentum eigentlich auf seiner Seite. Doch ein schwerer Abwehrfehler, als die Bochumer den Siegtorschützen Mert Kömür trotz Überzahl komplett aus den Augen verloren, begünstigte den späten Augsburger Siegtreffer.

Platz 15 fast unerreichbar

Dieser fiel in einer Phase, in der sowohl die Mannschaft als auch die Anhänger sicht- und hörbar an den Heimsieg glaubten. Das Bild nach dem Schlusspfiff war indes ein anderes. Viele Spieler sackten zu Boden, erfahrene Recken waren um emotionale Aufbauarbeit bemüht. „Wenn wir nur negativ bleiben, dann ist es Scheiße, dann schaffen wir es nicht“, sagte Verteidiger Bernardo nach seinem Comeback. „Wir müssen daran glauben. Ganz ehrlich, wenn ich sehe, wie dominant wir spielen, dann sind wir kein Absteiger.“ Bernardo erinnerte an die vergangene Saison, als sich der VfL über die Relegation doch noch gerettet hat: „Wir spielen jetzt eine kleine Bundesliga mit drei Vereinen. Die müssen wir gewinnen, um wieder in die Relegation zu kommen.“ In diesem Jahr sind die beiden Duelle gegen den Zweitliga-Dritten sogar schon im April die letzte Hoffnung. Denn St. Pauli auf dem ersten direkten Nicht-Abstiegsrang ist bereits neun Punkte entfernt, zudem haben die Kiezkicker das deutlich bessere Torverhältnis. Bei noch fünf ausstehenden Partien „ist es unrealistisch, noch an Platz 15 zu denken“, weiß auch Trainer Hecking.

Wieder Ärger mit Boadu

Bochums Trainer hat als nächstes vor allem das Auswärtsspiel bei Werder Bremen im Kopf. Dort wird er auf Ivan Ordets und Matus Bero verzichten müssen, die beide gelbgesperrt sind. Dafür könnte Myron Boadu wieder eine Option sein. Hecking hat seinen Top-Torjäger gegen Augsburg nach einem Vorfall im Abschlusstraining nicht berücksichtigt. „Wenn einer meint, seinen Ärger zur Schau zu stellen, weil er nicht in der A-Elf ist, trägt das nicht dazu bei, dass man erfolgreich ist. Ich ärgere mich sehr über das Verhalten. Er hätte uns sicher gutgetan, aber da steht der Mannschaftssport über allem“, erklärte Hecking die disziplinarische Maßnahme und ermahnte Boadu damit nicht zum ersten Mal. Eine weitere Chance erhält er dennoch. Boadu soll dabei mitzuhelfen, die auf dem Relegationsplatz stehenden Heidenheimer abzufangen. Das ist sogar aus eigener Kraft möglich. Anfang Mai kommt es zum direkten Duell, aktuell sind es nur zwei Punkte Rückstand – sofern das Urteil zur Spielwertung Union Berlin gegen den VfL Bochum bestehen bleibt, was sehr wahrscheinlich ist. Das Schiedsgericht der Lizenzligen möchte seine Entscheidung noch vor Ostern schriftlich mitteilen.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / RHR-Foto)