Erfreuliche Nachrichten sehen anders aus. Zu Wochenbeginn vermeldete der VfL Bochum erst den Ausfall von Ivan Ordets, der mit einer Schulterverletzung wohl mindestens einen Monat fehlen wird. Am Donnerstag erfuhren die Verantwortlichen zudem, dass sie in nächster Zeit auch auf Bernardo verzichten müssen. Der Abwehrspieler hat sich eine Knieverletzung zugezogen, die – und da streiten sich nun die Informanten – entweder nur zu einem kurzfristigen oder doch zu einem mehrwöchigen Ausfall führt. Während Trainer Peter Zeidler davon ausgeht, in den nächsten Spielen nicht mit dem Brasilianer planen zu können, rechnet Bernardos Berater nur mit einer kurzen Zwangspause. Klar ist jedenfalls: In Regensburg und in Leipzig wird Bernardo fehlen. Der VfL muss somit gleich zwei Innenverteidiger ersetzen, sogar seine zwei besten.
Medic oder Schmidt
Immerhin: Mit Erhan Masovic, Noah Loosli und Tim Oermann stehen drei erprobte Alternativen bereit. Dennoch deutet mittlerweile einiges darauf hin, dass die Bochumer bis zum Transferschluss am 30. August noch einen weiteren Innenverteidiger verpflichten werden. Zum einen, um das Qualitätsniveau weiter zu steigern, zum anderen, damit Tim Oermann im Bedarfsfall wieder auf der rechten und Bernardo auf der linken Abwehrseite aushelfen können. Mit Jakov Medic von Ajax Amsterdam, mit dem sich Sportdirektor Marc Lettau bereits seit Längerem beschäftigt, ist ein Wunschkandidat bereits öffentlich bekannt geworden. Einen Kauf wird der VfL allerdings nicht stemmen können. In diesem Fall ist – wie zuletzt auch bei Boadu und Balde – lediglich ein Leihgeschäft denkbar.
Allerdings gibt es mindestens einen weiteren Kandidaten. Wie Sky erfuhr, soll auch Kenneth Schmidt vom SC Freiburg eine Transferoption sein. Der 22-Jährige ist bei den Breisgauern nur zweite Wahl und konnte sich in der Bundesliga bislang noch nicht durchsetzen. Der deutsche U21-Nationalspieler wäre im Gegensatz zu Medic schneller und zudem ein Linksfuß, also das jüngere Pendant zu Bernardo. Medic wiederum ist bereits erfahrener, körperlich robuster und sehr kopfballstark, allerdings weniger beweglich und ein Rechtsfuß, über die VfL in der hintersten Reihe bereits ausreichend verfügt. Schmidts Vertragssituation ist öffentlich nicht bekannt, aber aus wirtschaftlichen Gründen wäre auch in diesem Fall wohl nur eine Leihe denkbar.
Geld für Verstärkung
Noch gibt das Bochumer Budget mindestens einen weiteren Neuzugang eher, im Falle eines Weiterkommens im DFB-Pokal auch definitiv noch einen zweiten. Verändern würde sich die Lage freilich, sollte Bernardo den Klub doch noch verlassen. Auch deshalb dürfte sein Management ein großes Interesse daran haben, die Ausfallzeit möglichst kurz anzusetzen, um mögliche Interessenten nicht abzuschrecken. Union Berlin hat zwar ein Angebot abgegeben, das aber liegt deutlich unter den Erwartungen der Bochumer. Der zweikampfstärkste Spieler der vergangenen Saison hat generell noch nicht die von Vereinsseite erhofften Anfragen eingebracht. Vereine wie die TSG Hoffenheim oder Borussia Mönchengladbach befinden sich zwar ebenfalls auf Verteidiger-Suche, werben aber allenfalls zurückhaltend um die Dienste des 29-Jährigen.
Ein Wechsel ist nach wie vor nicht ausgeschlossen, zumal Bernardos Management weiterhin überdeutlich seine Fühler auf dem Markt ausstreckt, aber keineswegs so wahrscheinlich wie noch vor einigen Wochen. Der VfL würde im Falle eines Verbleibs zwar einen Leistungsträger der Vorsaison behalten, aber nicht die erhofften Transfereinnahmen erzielen. Die Verantwortlichen haben sich intern das Ziel gesetzt, pro Jahr im Schnitt rund 10 Millionen Euro durch Spielerverkäufe einzunehmen, um damit mittelfristig den gesamten Spieleretat erhöhen zu können. In diesem Sommer wurde bislang einzig Patrick Osterhage für rund 5 Millionen Euro verkauft, weitere Transferkandidaten gibt es derzeit nicht.
Vertrag bis 2026
Sollte Bernardo vorerst in Bochum bleiben, bestünde die Gefahr, dass sein Marktwert eher sinkt als steigt. Bernardos generelle Verletzungsanfälligkeit in den vergangenen Jahren, sein 30. Geburtstag im kommenden Jahr und die logischerweise kürzer werdende Vertragslaufzeit sprechen gegen eine weitere Wertsteigerung. Die von vielen Anhängern erhofften 10 Millionen Euro als Ablöse waren zwar ohnehin nie realistisch, weil kein Klub annähernd bereit ist, diesen Preis zu zahlen, aber eine Summe im eher hohen siebenstelligen Bereich war und ist der Wunsch der VfL-Verantwortlichen. Diese müssten bei einem Verbleib sowohl aus sportlichen als auch aus wirtschaftlichen Gründen darauf hoffen, dass Bernardo schon bald wieder das gewohnte Leistungsniveau zeigt. Seine Testspielleistungen waren nämlich eher enttäuschend.
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(Foto: Imago / Beautiful Sports)