Auf den Tribünen wurde am Samstagmittag fleißig gerechnet. Nicht wenige Fans des VfL Bochum schauten vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC auf die Tabelle, um die verbliebenen Aufstiegschancen zu bewerten. Die Hoffnung war groß, mit einem Sieg zum Jahresabschluss die Grundlage für eine Aufholjagd in der Rückrunde zu legen. Doch dazu wird es wahrscheinlich nicht mehr kommen. Denn mit dem späten, aber leistungsgerechten 2:2-Unentschieden nach zweimaliger Führung ist der obere Relegationsrang satte zwölf Punkte entfernt, während es auf Platz 16 nur vier magere Zähler sind. Dementsprechend behält genau das seine Gültigkeit, was Trainer Uwe Rösler bereits vor gut zwei Wochen gesagt hatte: „Wir befinden uns nach wie vor im Abstiegskampf. Daran wird sich nichts ändern, bevor wir 40 Punkte erreicht haben. Wer andere Träume hat, ist hier falsch.“
Francis Onyeka trifft doppelt
Zumal nicht nur das Resultat, sondern auch die Leistung gegen Karlsruhe keineswegs aufstiegsreif war, sondern eher dem aktuellen Tabellenstand entsprach. Die Kombination aus clever und fein herausgespielten Toren, aber auch aus taktischen Fehlern, unsauberen Zuspielen und defensiven Zuordnungsproblemen ergab einen eher mittelklassigen Zweitligafußball. „Wir haben Sachen gemacht, die nie in dieser Form besprochen waren. Und wir bekommen Probleme, wenn wir offensiv zu wenig Druck machen“, bemängelte Rösler nach der Partie. Erneut – wie fast immer in dieser Saison – hatte Bochums Gegner die längeren Ballbesitzphasen; ligaweit war in der Hinrunde nur Tabellenführer Schalke noch seltener am Ball. Dennoch verzeichneten die Gastgeber auch gegen Karlsruhe ein halbes Dutzend nennenswerter Torchancen. Besonders gefährlich: Die Kombinationen zwischen Flankengeber Maximilian Wittek, dem robusten und kopfballstarken Philipp Hofmann und dem eigentlich unauffälligen, aber effizienten Doppelpacker Francis Onyeka. Der 1:0-Führung ging eine neue Eckenvariante heraus, dem 2:1 ein gelungener Spielzug über mehrere Stationen.
Zwei ähnliche Gegentreffer
Defensiv indes agierte der VfL gegen spielstarke Gäste teils konfus. Bei beiden Gegentreffern ließen die Bochumer ausgerechnet den kleinsten Karlsruher ungehindert ziehen und zum Kopfball kommen. Beim zweiten Mal traf der agile Shio Fukuda höchstselbst und entwischte Philipp Strompf, beim 1:1 nutzte Marvin Wanitzek den Abpraller, weil Noah Loosli gleich zweimal zu spät kam. „Wenn man bis kurz vor Schluss führt, sollte man das auch über die Zeit bekommen. Wir standen insgesamt nicht so kompakt, wie wir es eigentlich haben wollten“, stellte auch Doppeltorschütze Onyeka fest, der die Hereingabe vor dem 2:2 nicht verhindern konnte. Allzu sehr hadern wollte der 18-Jährige mit dem Ergebnis aber nicht. Denn: „Wir haben uns über die letzten Monate als Mannschaft gefunden und gute Ergebnisse erzielt.“ Im Schnitt waren es exakt zwei Punkte unter der Leitung von Uwe Rösler und nur eine Niederlage in neun Ligaspielen. „Dass wir über dieses Remis enttäuscht sind, zeigt, wie weit wir gekommen sind“, offenbarte Rösler gemischte Gefühle und erinnerte abermals an den Tabellenstand vor gut zwei Monaten – und daran, dass seine junge Mannschaft so kurz vor dem Weihnachtsfest „auf der letzten Rille“ unterwegs war.
Knapp zwei Wochen Urlaub
Onyeka, Cajetan Lenz und Leandro Morgalla hätten sich mangels Alternativen angeschlagen durch den Dezember geschleppt; Farid Alfa-Ruprecht blieb in der Startelf, obwohl er seit Wochen keine guten Leistungen zeigt. „Die Energie, die wir anfangs hatten, ist gerade nicht mehr da. Deshalb kommt die Winterpause zum richtigen Zeitpunkt“, betonte Rösler. Unmittelbar nach dem Spiel gegen Karlsruhe verabschiedete er seine Spieler in den Urlaub. Das erste Training im neuen Jahr findet am 2. Januar statt. Es folgen zwei Testspiele gegen die eigene U21 (6.1.) und gegen Eintracht Braunschweig (10.1.), bevor die Rückrunde am 18. Januar mit einem anspruchsvollen Programm startet. Denn die ersten drei Gegner des VfL, Darmstadt, Elversberg und Schalke, sind die aktuell Bestplatzierten in der Zweitliga-Tabelle. Wahrscheinlich möchten sich einige VfL-Fans auch deshalb noch nicht von ihren Aufstiegsträumen verabschieden.
Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.
