Debatte

VfL-Kolumne: Nachvollziehbar, aber naiv

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zweimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Vertragsverlängerung mit Philipp Hofmann.

Die Meldung war keine Überraschung mehr. Es ging nur noch um die Frage, wann und wie sie publik wird. Schon seit Wochen kursierte in den sozialen Netzwerken die Information, dass der VfL Bochum den Vertrag von Philipp Hofmann über das Saisonende hinaus verlängert hat. Und ja: Es stimmt. Bereits Ende August einigten sich beide Parteien auf eine weitere Zusammenarbeit bis 2028, nachdem Hertha BSC ein Angebot für den Angreifer abgegeben haben soll.

Nun, dieser Fall hat drei wesentliche Aspekte. Erstens: Den sportlichen.  Hofmann nicht abzugeben, kann man kritisieren, ist aber grundsätzlich nachzuvollziehen. Der VfL soll sich gegen einen Verkauf entschieden haben, weil die gebotene Ablöse zu niedrig war und nach dem Abgang von Moritz Broschinski ohnehin ein Mangel an Stürmern herrschte. Angesichts von Hofmanns fußballerischen Darbietungen war eine Vertragsverlängerung aber alles andere als logisch. Das Argument, dass die Bochumer einen ablösefreien Abgang im kommenden Sommer verhindern wollten, kann bei einem dann 33-Jährigen nicht das entscheidende sein. Seine Leistungen rechtfertigten keine Verlängerung.

Zweiter Aspekt: Die Kommunikation. Der VfL hat seinen Mitgliedern die Verlängerung verheimlicht, wohl aus Angst vor Kritik. Als Fan würde ich jetzt fragen: Was verschweigt uns der Verein noch? Zumal: Liest dort niemand in den Foren und Netzwerken quer? Der Klub hätte erahnen können, dass die Meldung früher oder später in den Medien landet. Dem hätten die Verantwortlichen zuvorkommen müssen. Denn nun geht es um grundsätzliche Fragen der Transparenz und Kommunikation.

Und ein dritter Gedanke: Der VfL hat vermutlich nicht in böser Absicht gehandelt, sondern auch deshalb geschwiegen, weil er Hofmann schützen wollte. Auf den erfolglosen Angreifer prasselt seit Wochen teils heftige Kritik ein, sogar Beleidigungen und Bedrohungen. Kommunikationsstrategisch mag es auf den ersten Blick nachvollziehbar sein, auf einen möglichst passenden Moment zu warten. Auf den zweiten Blick, mit Kenntnis des überschaubaren und plauderfreudigen Umfelds, war das aber erschreckend naiv. Denn nun hat der Klub die Deutungshoheit verloren – und Vertrauen.


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(Foto: Marc Niemeyer)