2:2 in Kiel

Genetzt und verletzt: VfL bangt um Boadu und den Klassenerhalt

So richtig warm werden konnten die Bochumer im frostigen Holstein-Stadion an der Kieler Förde ohnehin nicht. Doch schon nach einer Spielminute wurden sie besonders kalt erwischt. Nach einer kurz ausgeführten Ecke wehrte Felix Passlack eine Hereingabe mit dem Arm ab. Schiedsrichter Felix Zwayer zögerte keinen Moment und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Steven Skrzybski bewies starke Nerven und schoss seine Kieler früh in Führung. Schlechter hätte das eminent wichtige Kellerduell für den VfL Bochum nicht starten können. Allerdings: Wesentlich besser hätte das Spiel zunächst auch nicht weitergehen können. Denn die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking ließ die Köpfe nicht hängen und sorgte noch vor der Halbzeitpause für freudige Momente, als Myron Boadu innerhalb von nur drei Minuten doppelt traf und sein Team nach einer dominanten und chancenreichen Spielphase hochverdient in Führung brachte.

Zwei verletzungsbedingte Wechsel

Die Bochumer Gefühlsachterbahn endete am späten Sonntaganachmittag dennoch nur mit einem 2:2 und einer Punkteteilung. Nachdem der starke Boadu und der ebenso wichtige Gerrit Holtmann nach der ersten Hälfte mit muskulären Problemen ausgewechselt werden mussten, verlor der VfL die Spielkontrolle, fing sich schnell nach Wiederanpfiff den Ausgleich und hatte am Ende sogar Glück, weil das vermeintliche Siegtor durch Lewis Holtby aberkannt wurde. Holtby hatte Bochums Tom Krauß zuvor im Gesicht erwischt, Schiedsrichter Zwayer nahm den Treffer nach einem Hinweis des Video-Assistenten und einem Gang zum Bildschirm zurück. „Ich habe zwar ein bisschen Kopfschmerzen“, sagte Krauß, der deswegen sogar ausgewechselt werden musste. Doch nach Ansicht der TV-Bilder stellte der Neuzugang fest, dass der Unparteiische seine Entscheidung nicht zwingend hätte revidieren müssen.

Bochum bleibt Tabellenletzter

Knifflige Szenen dieser Art gab es einige, wobei die Bochumer in Summe nicht benachteiligt wurden. Der Elfmeter gegen Passlack war unstrittig. Auch der Kieler Marco Komenda bekam den Ball im Strafraum an den Arm, doch Zwayer und der VAR sahen keinen Grund für einen Elfmeterpfiff – allenfalls diskutabel, aber nicht falsch. Gleiches gilt für ein vermeintliches Strafraumfoul von Ivan Ordets an Holtby. Die Ursachen für den verspielten ersten Auswärtssieg sind folglich an anderer Stelle zu suchen. „Wir müssen in der ersten Halbzeit das dritte Tor machen. In der zweiten Hälfte haben wir leider nicht mehr so viele Zweikämpfe gewonnen“, bemängelte Krauß, der bei seinem Startelfdebüt eine gute Leistung zeigte und weiß: „Wir müssen langsam anfangen, Spiele zu gewinnen.“ Bochum bleibt auch nach dem Kellerduell Tabellenletzter mit zwei Punkten Rückstand auf Kiel sowie drei auf Heidenheim und den Relegationsplatz.

Ohne Wittek gegen Dortmund

Der erhoffte emotionale Befreiungsschlag gelang wieder nicht. Am kommenden Samstag empfängt der VfL den derzeit schwächelnden BVB. Offen ist, ob Boadu und Holtmann bis dahin wieder fit sind. Fehlen wird in jedem Fall Maximilian Wittek, der in Kiel seine fünfte gelbe Karte sah. Dafür kehrt Sissoko ins Team zurück, der in Kiel gesperrt aussetzen musste. Hecking veränderte seine Mannschaft im Vergleich zur Heimniederlage gegen Freiburg auf insgesamt vier Positionen. Zudem wechselte der Fußballlehrer das System, indem er in der Abwehr zu einer Fünferkette zurückkehrte und in der Offensive auf ein schnelles Angriffstrio setzte, das der Mannschaft sichtbar gut tat. Flügelstürmer Georgios Masouras feierte ein gelungenes Bundesliga-Debüt. Weichen mussten die zuletzt erfolglosen Dani de Wit, Moritz Broschinski und Philipp Hofmann, wobei die beiden Letztgenannten früh wieder eingewechselt wurden.

Boadus starke Trefferquote

Der Qualitätsunterschied zu Boadu und Holtmann war nicht zu übersehen. Die beiden ungeplanten Wechsel nach der ersten Halbzeit brachten den VfL merklich aus dem Rhythmus, die Abschlüsse wurden ungenauer, die Angriffsaktionen unkontrollierter. Vor allem Boadu ist derzeit nicht zu ersetzen. Dem Niederländer attestierte Hecking gute Trainingsleistungen, weshalb der 24-Jährige in die Startformation zurückkehrte. Boadu vereint eine gute Technik mit hoher Geschwindigkeit und einem Instinkt für torgefährliche Situationen. Er braucht im Schnitt nur 85 Minuten pro Tor – eine Quote, die in der Bundesliga nur Spieler wie Harry Kane oder Patrik Schick übertreffen, wenn man mindestens drei Saisontreffer als Grundlage nimmt. Bereits siebenmal traf Boadu für den VfL in dieser Saison bei nur sieben Startelfeinsätzen, fünf Tore davon erzielte er im Jahr 2025. Ein längerer Ausfall würde die Bochumer hart treffen.


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(Foto: Imago / Eibner)