Mit emotionalen Worten verabschiedete Anthony Losilla seinen langjährigen Teamkameraden. Als Manuel Riemann den VfL Bochum am Mittwoch verließ und einen Vertrag beim SC Paderborn unterschrieb, formulierte der Bochumer Kapitän eine Abschiedsbotschaft, die er mit tausenden VfL-Fans via Instagram teilte. Losilla verfasste die Nachricht offensichtlich selbst, und weil Deutsch nicht seine Muttersprache ist, ist jeder kleine Fehler ein Ausdruck besonderer Authentizität. „Ich werde dich vermissen“, schrieb Losilla unter anderem. „Du bist nicht nur ein fantastischer Torwart, sondern auch ein toller Mensch mit einem großen Herzen.“ Losilla bezeichnet Riemann sogar als „Legende“. 290 Pflichtspiele hat der Schlussmann zwischen 2015 und 2024 für Bochum absolviert, 273-mal stand Losilla gemeinsam mit ihm auf dem Feld. Riemann rangiert auf Platz elf der VfL-Profis mit den meisten Pflichtspielen, Losilla auf Platz fünf. Das schweißt zusammen. Gemeinsam haben sie vieles erlebt: Abstiegs- und Aufstiegskampf in der 2. Liga, die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus und zuletzt dreimal in Folge den Klassenerhalt.
Angemessener Abschied
Die gemeinsame Reise durch Fußball-Deutschland endete im Mai 2024 abrupt, als Riemann für die Relegationsspiele aus dem Kader gestrichen wurde und erst Ende des vergangenen Jahres ins Mannschaftstraining zurückkehrte. Riemanns Verhaltensweisen und seine deutliche Abkehr von einigen Teamkollegen hat seinem Renommee im Verein und auch bei Teilen der Anhängerschaft zwar geschadet, Weggefährten wie Losilla blieben jedoch treu an seiner Seite. „Wir haben viele überragende Momente zusammen erlebt, die für die Ewigkeit bleiben werden“, schrieb Losilla am Mittwoch und fügte unter anderem Fotos von der Aufstiegsfeier 2021 und dem Derbysieg in Dortmund ein Jahr später bei. Auch der VfL würdigte Riemann zum Abschied: „Und selbst wenn der Abschied von der Castroper Straße sicher anders verläuft als es sich beide Seiten ursprünglich vorgestellt haben, wissen alle beim VfL zu würdigen, welchen Stellenwert sich Manuel Riemann hier im vergangenen Jahrzehnt erarbeitet hat.“ Riemann hütet jetzt das Tor des SC Paderborn, ein Wiedersehen in der Relegation oder in der kommenden Saison ist durchaus möglich.
Losilla wird bald folgen
Wobei Losilla wohl allenfalls noch in der Relegation auf seinen guten Freund treffen wird. Denn Riemanns Abschieds wird in diesem Jahr nicht der einzige in Bochum bleiben. Die letzten verbliebenen Mitglieder einer VfL-Generation treten allmählich ab. Losilla wird seine Fußballschuhe nach dieser Saison sehr wahrscheinlich an den Nagel hängen, und auch für Cristian Gamboa wird die Zeit als Fußballer an der Castroper Straße höchstwahrscheinlich enden. „Es macht mir immer noch Spaß, auf dem Platz zu stehen und ich freue mich sehr, mit dem VfL weiter in der Bundesliga zu spielen. Aber ich möchte den richtigen Moment nicht verpassen, um aufzuhören. Aktuell glaube ich, dass diese Saison meine letzte sein wird“, sagte Losilla vor einigen Monaten im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. In einem kicker-Interview Ende 2024 wurde er sogar noch konkreter und sprach vom bevorstehenden Karriereende in diesem Sommer. Im Gegensatz zu Riemann soll Losilla dem Verein allerdings erhalten bleiben. Der dann 39-Jährige möchte am liebsten als Trainer arbeiten, entweder in der Jugend oder als Assistent bei den Profis.
Gamboas Vertrag endet auch
Während Losilla in dieser Saison zumeist noch als Startspieler oder Joker auf dem Rasen steht, nimmt mit Cristian Gamboa ein dritter Aufstiegsheld und erfahrener Musterprofi eher leise Abschied. Der Rechtsverteidiger wurde im Saisonverlauf bislang nur fünfmal eingewechselt, sein Vertrag läuft in wenigen Monaten aus und dürfte nicht noch einmal verlängert werden. Doch auch bei ihm ist ein Verbleib in Bochum möglich, sofern er seine aktive Karriere nicht noch anderenorts fortsetzen möchte. Gamboa hat sich bereits weitergebildet und kann sich unter anderem eine Tätigkeit im Scouting oder Management vorstellen. Final geklärt werden kann seine Zukunft wie die von Losilla allerdings erst, wenn feststeht, wen der VfL als neuen Sportchef verpflichtet. Dieser muss dann auch die Hierarchie innerhalb der Mannschaft im Blick haben, wenn die erfahrensten und dienstältesten Spieler abdanken und den Staffelstab übergeben wollen. Spieler zu finden, die sich derart mit dem Klub identifizieren und eine ganze Dekade das Trikot des VfL Bochum tragen, wird in der heutigen Zeit allerdings kaum noch möglich sein.
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(Foto: Marc Niemeyer)