Die Witterungsbedingungen am frühen Mittwochabend sorgten im Bochumer Ruhrstadion zeitweise für einen leicht eingeschränkten Blick auf das Geschehen. Das war zunächst aber nicht weiter schlimm. Sowohl der VfL als auch der FC St. Pauli stocherten im Nebel. Wie genau die beiden Kontrahenten im Abstiegskampf zum Torerfolg kommen wollten, blieb lange schleierhaft. Einzig Gerrit Holtmann vergab im ersten Durchgang eine aussichtsreiche Torgelegenheit. Und doch erkämpfte sich der Revierklub mit Leidenschaft, einem Traumtor und etwas Glück in der Schlussphase drei emiment wichtige Punkte. Damit befindet sich das Team von Trainer Dieter Hecking pünktlich zum Abschluss der Hinrunde wieder in Sichtweite zu den Nicht-Abstiegsplätzen. Das erste Etappenziel ist erreicht.
Klassenerhalt bleibt erreichbar
„Die Lage war vermeintlich hoffnungslos, nun wird der Klassenerhalt wieder realistischer“, sagte Hecking nach dem 1:0-Erfolg gegen die Kicker vom Kiez. Eine ganze Halbserie hat der VfL nun Zeit, die Abstiegsränge zu verlassen, „unabhängig vom finalen Urteil zum Union-Spiel“, betonte Hecking. Bestätigt das DFB-Bundesgericht die erstinstanzliche Entscheidung, dann bleibt Bochum zwar Letzter in der Hinrundentabelle, aber nur mit drei Punkten Rückstand und dem schlechteren Torverhältnis gegenüber St. Pauli, Heidenheim und Hoffenheim. Selbst Union Berlin wäre dann nur noch fünf Zähler entfernt. „Wir haben uns herangekämpft. Es ist ein positiver Trend zu erkennen, trotz der Niederlage in Mainz“, betonte Matchwinner Philipp Hofmann nach dem zweiten Heimsieg in Folge.
Erneut schwache Standards
Überaus sehenswert netzte der viel gescholtene Mittelstürmer in der 67. Minute ein. Die Vorlage kam vom gerade eingewechselten Moritz Broschinski. „Es freut mich, dass die beiden, die in der Kritik stehen, das Tor erzielt haben“, betonte Hecking, der seine Startformation im Vergleich zum desolaten Auftritt in Mainz auf drei Positionen verändert hat, in zwei Fällen allerdings gezwungermaßen. Der VfL trat deutlich kompakter auf als zuletzt und führte die entscheidenden Zweikämpfe in der notwendigen Intensität. Spielerisch war jedoch allenfalls eine moderate Steigerung zu erkennen. Vieles blieb Stückwerk, auch die Standardsituationen waren durchweg ungefährlich. Dabei mangelt es nicht an passenden Zielspielern, sondern schon seit Wochen vor allem an präzisen Hereingaben.
Bochumer Leistungsträger
„Dass wir keinen Champagner-Fußball sehen würden, war doch klar“, erklärte Hecking nach dem bedeutsamen Keller-Duell. Der 60-Jährige, der seit dieser Woche zu den zehn Trainern mit den meisten Bundesliga-Einsätzen gehört, hatte die vollständige Genesung von Gerrit Holtmann und die Rückkehr von Koji Miyoshi genutzt, um wieder zwei offensive Außenspieler aufzubieten. Vor allem Holtmann war mit seinem allseits bekannten Tempo ein belebendes Element, doch in Tornähe fehlte ihm die Genauigkeit. In der Defensive überzeugten insbesondere Bernardo und Ivan Ordets, die beide entscheidend zur Eindämmung der Gegentorflut beigetragen haben. Und: Als Bindeglied im Mittelfeld entwickelt sich Ibrahima Sissoko im Zusammenspiel mit Matus Bero mehr und mehr zu einem echten Leistungsträger.
Am Samstag gegen Leipzig
Schon am Samstag sind sie wieder gefordert, wenn RB Leipzig ohne seine gesperrten Top-Stürmer nach Bochum reist. Wobei Hecking zum Rückrundenstart und am Ende der Englischen Woche über eine punktuelle Personalrotation nachdenkt. So oder so: Der VfL profitiert davon, erneut im eigenen Stadion anzutreten. „Es gibt einen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Wir sind zu Hause stärker“, weiß VfL-Verteidiger Bernardo und ordnet den Sieg gegen St. Pauli treffend ein: „Das war kein Fußballspiel, sondern ein Kampf. Wir haben ihn gewonnen.“ Womit der VfL bewiesen hat, mit Schlüsselspielen gut zurecht zu kommen. Schon die Partie gegen Heidenheim kurz vor Weihnachten war wegweisend – und die Bochumer lieferten das erforderliche Ergebnis. Gegen St. Pauli war es genauso.
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(Foto: Imago / Sven Simon)