Debatte

VfL-Kolumne zum Spiel in Berlin: Primitivität im Plural

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der Feuerzeug-Wurf in Berlin.

Wer am Samstag bei Union Berlin sein erstes Fußballspiel sah, kann sich eigentlich nur angewidert von dieser Sportart abwenden, in der das Werfen von Gegenständen auf einen gegnerischen Spieler und ein primitives Verhalten auf den Rängen offensichtlich dazugehören und von zahlreichen Zuschauern goutiert wird. Die Attacke zu verharmlosen, nur weil kein Blut floss, ist absurd. Insofern passt es auch nicht, dass Berlins Manager Horst Heldt lediglich von einem Einzeltäter sprach und verschwieg, dass VfL-Keeper Patrick Drewes nach dem Feuerzeug-Wurf sogar noch beschimpft wurde, im Stadion wie später im Netz. Generell zeigten die Köpenicker wenig Demut und Reue.

Dass Drewes und der VfL an verschiedenen Stellen nun der Schauspielerei bezichtigt werden, liegt wiederum in den Eigentümlichkeiten des Fußballs begründet. Dass Spieler allzu oft länger am Boden liegen blieben als es eigentlich nötig wäre oder teilweise komplett simulieren, führt automatisch zu einer gewissen Skepsis. Das Verhalten einzelner Bochumer hat am Samstag leider nicht dazu beigetragen, diese Zweifel aufzulösen. Seltsam war zum Beispiel, dass Felix Passlack mit seinem Torwart mehrfach hinter vorgehaltener Hand gesprochen hat.

Diese Gedanken dürfen jedoch nicht zu einer Täter-Opfer-Umkehr führen. Wie sich der Aufprall eines Feuerzeugs am Kopf anfühlt und ob ein Besuch im Krankenhaus notwendig war, kann nur einer beurteilen: Patrick Drewes. Generell gilt: Mit Gegenständen auf Menschen zu werfen, ist schändlich und passiert auch im Ruhrstadion immer wieder. Erst vor einer Woche verpassten Bochumer Fans nur knapp die Spieler von Werder Bremen. Ein Lerneffekt ist nicht zu erkennen.

Wobei die Sportgerichtsbarkeit zumindest dafür sorgen könnte, dass es nicht noch schlimmer wird. Insofern wäre es verwunderlich, wenn die Partie nicht nachträglich für den VfL gewertet werden würde. Anderenfalls könnten Attacken auf gegnerische Spieler demnächst als taktisches Mittel genutzt werden. Ohnehin wäre der DFB gut beraten, eine klare Regelung zu schaffen. Wenn Angriffe auf Schiedsrichter üblicherweise einen Spielabbruch zur Folge haben, muss das umgekehrt auch für Spieler gelten.


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(Foto: Imago / Jan Huebner)