Die Menschen in Bochum warten. Sie wünschen sich Informationen darüber, wie die Stadt als Eigentümerin des Stadions auch in Zukunft dafür sorgen möchte, dass dem VfL eine erstligataugliche Spielstätte zur Verfügung steht. Seit Monaten ist die Kommunalverwaltung um Geheimhaltung bemüht. Immerhin: Am Samstag traf sich Oberbürgermeister Thomas Eiskirch mit den Vereinsverantwortlichen.
Durch die mediale Diskussion steht die Stadt unter Druck, die längst vorliegenden Pläne endlich für alle publik zu machen. Weil nun auch zahlreiche Politiker Bescheid wissen und weitere Informationstermine in Kürze anstehen, sickern schon jetzt immer mehr Details durch. Klar ist: Ein Stadionneubau ist aus Sicht der Stadt im Grunde nicht zu realisieren – vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, weil eine passende Fläche und der politische Wille für einen Wegzug des VfL von der Castroper Straße fehlen. Ein Neubau am bisherigen Standort ist nach Ansicht der Stadt ebenfalls nicht umsetzbar. Wie an dieser Stelle bereits berichtet, läuft deshalb alles auf eine Modernisierung des Ruhrstadions hinaus.
Erheblicher Sanierungsbedarf
Der konkrete Plan, den die Stadt verfolgt und der Tief in Westen – Das VfL-Magazin nun aus mehreren Quellen zugespielt oder bestätigt wurde, dürfte viele Beobachter vermutlich eher enttäuschen. Die Kommune ist zwar bereit, eine hohe zweistellige Millionensumme für das Ruhrstadion in die Hand zu nehmen, doch die sichtbaren Effekte würden sich arg in Grenzen halten. Eine mittlere zweistellige Millionensumme würde allein in dringend notwendige Sanierungsarbeiten gesteckt werden, um den weiteren Betrieb sicherzustellen.
Dieser Plan beinhaltet unter anderem die aufwendige Sanierung der Sichelbinder, die das Stadion tragen, eine Aufwertung der Flutlichtanlage und diverse Brandschutzmaßnahmen. Das Paket ist im Detail noch deutlich umfangreicher, an fast allen Stellen des Stadions gibt es Mängel, die in absehbarer Zeit behoben werden müssen. Dabei geht es entweder darum, behördliche Auflagen einzuhalten, oder aber um Lizenzierungsbedingungen der DFL.
Kapazität wächst kaum
Der große Wunsch des Klubs und zahlreicher Anhänger, die derzeitige Kapazität von 26.000 Plätzen signifikant zu erhöhen, wird sehr wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen. Lediglich 1.500 Plätze sollen dazukommen, berichtete die WAZ am Sonntag zuerst. Tief im Westen – Das VfL-Magazin weiß: Diese sollen vor allem durch eine bessere Trennung von Heim- und Gästebereich entstehen – Plätze also, die bereits vorhanden sind, derzeit aber nicht genutzt werden können. Auch der vom Verein so sehnlichst gewünschte Ausbau der VIP-Kapazitäten wird nach derzeitigem Stand kaum gelingen.
Lediglich das seit einigen Jahren wegen diverser Mängel geschlossene ehemalige „Morrizz“ soll saniert und anschließend reaktiviert werden. Weil in diesen Räumlichkeiten Altlasten – im schlimmsten Fall Asbest – vermutet werden, rechnet die Stadt mit einem immensen Kostenbedarf. Verschiedene Ideen zur Aufwertung des Stadionumfelds, inklusive Abriss der Rundsporthalle, runden das Konzept ab. Geprüft werden soll immerhin noch ein Ausbau der Osttribüne, der nach jetzigem Stand aber sehr unwahrscheinlich ist, vor allem aus baurechtlichen Gründen. Sobald sich die Grenzen des Stadions verändern, erlischt der Bestandsschutz. Mit einer neuen Baugenehmigung ist aufgrund der angrenzenden Wohnhäuser nicht zu rechnen.
VfL äußert sich am Dienstag
Die Botschaft der Stadt ist jedenfalls klar: Der VfL soll an der Castroper Straße bleiben, doch die Entwicklungsmöglichkeiten dort bleiben stark begrenzt. Angesichts horrender Kosten für die Sanierung dürfte die politische Debatte über die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen in Kürze beginnen. Lohnt es sich, so viel Geld ins mehr als 40 Jahre alte Ruhrstadion zu stecken? Allerdings fehlen die umsetzbaren Alternativen. Und ohne Sanierung wäre ein Spielbetrieb im Ruhrstadion schon bald nicht mehr möglich.
Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des Klubs, bestätigte in der Mitgliederversammlung am Dienstag die oben skizzierte Darstellung zur Modernisierung und gab zum ersten Mal ein offizielles Statement ab: „Woanders als an der Castroper Straße zu spielen, war nie ein Thema für uns. Insofern konzentrieren sich die Diskussionen auf den bisherigen Standort.“ Details sollen Anfang 2024 öffentlich gemacht werden, wenn der Verein mit der Stadt gemeinsame Informationsveranstaltungen anbieten will. Entscheiden wird am Ende der Rat der Stadt.
Hinweis: Der letzte Absatz dieses Textes wurde nach der Mitgliederversammlung am Dienstag ersetzt bzw. aktualisiert.
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(Foto: Imago / Hans Blossey)