Saisonfinale

Bankdrücker Holtmann soll wieder „zum Helden werden“

In der vergangenen Saison wurde Gerrit Holtmann vielfach für seine Traumtore bejubelt. Gegen Mainz erzielte er den ersten Bundesligatreffer des VfL Bochum nach mehr als elf Jahren. Sein Sololauf wurde einige Monate später sogar zum Tor des Jahres gewählt. Holtmann traf auch beim 4:2-Sieg gegen die Bayern und im Derby gegen Dortmund, das zum Klassenerhalt führte. Die Gesamtbilanz: elf Scorerpunkte. Die Freude der Fans und Verantwortlichen war demzufolge groß, als der Linksfuß im Sommer seinen Vertrag bis 2025 verlängert hat.

Schnelligkeit als Stärke

Doch in dieser Spielzeit läuft es für Holtmann alles andere als rund. Zurzeit stehen nur ein Tor und eine Vorlage auf der Habenseite. Momente fürs Geschichtsbuch? Bislang Fehlanzeige. Seit dem Trainerwechsel im Herbst saß Holtmann häufig nur auf der Bank. Zuletzt gehörte der 28-Jährige Ende Januar einmal zur Bochumer Startelf, davor im Oktober. Überzeugt hat er dabei nicht, das gehört zur Wahrheit dazu. „Andere hatten die Nase vorn“, sagt Trainer Thomas Letsch im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Aber: „Ich bin von Gerrit dennoch überzeugt. Er kann den Unterschied machen, kann ein Gamechanger sein. Wir brauchen Gerrit.“ Am besten so wie in der Vergangenheit, als der linke Flügelstürmer die Liga mit seinen Tempoläufen vor großen Herausforderungen gestellt hat und gelegentlich auch seine Torgefahr aufblitzen ließ. Im Aufstiegsjahr war es ähnlich. Auch da war er Leistungsträger.

Doch woran liegt es, dass Holtmann speziell in diesem Kalenderjahr noch keine nennenswerte Rolle gespielt hat? Kleinere Verletzungen haben ihn zurückgeworfen, zuletzt auch in Gladbach, lange gefehlt hat er aber nie. „Man merkt ihm an, dass das Selbstvertrauen fehlt. Für ihn ist es eine neue Situation, eine andere Rolle. Ich werde mit Gerrit noch einmal sprechen“, kündigte Letsch am Donnerstag vor dem Spiel gegen Augsburg an. Holtmann gehört zu den Spielern, die sich viele Gedanken machen, die Zuwendung brauchen und nur dann, wenn alles stimmt, Höchstleistungen zeigen.

Außenstürmer zu harmlos

Gebraucht wird Holtmann beim VfL Bochum in jedem Fall, seine Stärken sind bekannt. Denn Takuma Asano und Christopher Antwi Adjei, die beiden Flügelstürmer, haben zuletzt nur noch selten überzeugen können. Sie waren zu hektisch, nicht durchsetzungsstark und in Tornähe viel zu harmlos. Also die Startelfchance für Holtmann? Eher nicht. Weil Letsch im Saisonfinale Vorsicht bei Veränderungen walten lässt und schon auf anderen Positionen tauscht, könnte das eingespielte Duo gegen Augsburg erneut beginnen. Was aber nicht bedeuten würde, dass Holtmann komplett außen vor wäre. Er könnte erneut als Joker zum Einsatz kommen – je nach Spielverlauf eine dankbare oder undankbare Rolle. Letsch betont aber: „Ein Spieler, der zuvor wenig gespielt hat, kann in den letzten drei Spielen zum Helden werden. Gerrit gehört dazu. Er ist ein Spieler, der ein Spiel entscheiden kann.“ Am besten so wie in der vergangenen Saison.

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(Foto: Marc Niemeyer)