Läuft die Kamera, dann neigt Thomas Reis dazu, eher die positiven Sachverhalte zu sehen. Auch vor dem achten Saison-Heimspiel am Samstag gegen Erzgebirge Aue ist der VfL Bochum im eigenen Stadion weiter ungeschlagen. Das erwähnte der Trainer zuletzt noch einmal ausdrücklich. Das Problem: Nur aus einer Partie ging seine Mannschaft wirklich als Sieger hervor. Gegen Bielefeld, Wiesbaden und Dresden, aber auch gegen Darmstadt, Karlsruhe und Osnabrück gab es am Ende nur eine Punkteteilung – Mannschaften, die mit einer Ausnahme allesamt in der unteren Tabellenhälfte stehen. Wirklich glücklich macht diese Bilanz also nicht.
Wenig Konstanz
Das weiß natürlich auch Thomas Reis, der auf dem Trainingsplatz nicht immer so sympathisch lächelt wie in den allermeisten Pressekonferenzen. Der Fußballlehrer greift lautstark ein, wenn Übungen nicht richtig ausgeführt werden, wenn Vorgaben nicht eingehalten werden. Der 46-Jährige fordert mehr taktische Disziplin und Ordnung. Schon beim enttäuschenden 1:1 in der Vorwoche gegen Osnabrück musste Reis viel und oft korrigieren. Ein Verdacht, der sich erhärtet: Einige Spieler tendieren zur schnellen Selbstzufriedenheit. Und genau die führt zu Nachlässigkeiten. Mit diesem Ansatz ließe sich auch erklären, weshalb der VfL nach eigener Führung schon elf Punkte verspielt hat.
Vom spielenden Personal ist Danny Blum einer der wenigen, der auch öffentlich den Finger in die Wunde legt. „Es klingt toll, dass wir im eigenen Stadion noch ungeschlagen sind. Aber von 21 möglichen Punkten haben wir nur neun geholt. Das ist bitter.“ Rückblickend auf das Spiel gegen Osnabrück sagt er: „Es ist mir ein Rätsel, warum wir nach einem Traumstart und einer schnellen Führung wieder so nachgelassen haben.“ Deshalb fordert Blum von seinen Kollegen mehr Verantwortungsbereitschaft: „Wir müssen uns in schwierigen Phasen auch mal gegenseitig coachen und lautstark pushen. Das fehlt uns manchmal.“ Im Klartext: Beim VfL Bochum stehen zu viele Mitläufer auf dem Platz.
Viel Erfahrung
Zwei Profis, die mit ihrer engagierten Spielweise vorangehen und Siegertypen sein können, werden gegen Aue in die Anfangsformation zurückkehren. Linksverteidiger Danilo Soares ist nicht mehr gesperrt, und sein Gegenüber, Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, ist nach muskulären Problemen wieder fit. Das Duo soll nicht nur die Defensive stabilisieren, sondern auch offensive Akzente setzen. Ansonsten wird Thomas Reis wohl keine personellen Veränderungen vornehmen, auch mangels Alternativen. An Erfahrung fehlt es dagegen nicht. Das Durchschnittsalter der Startelf dürfte bei ziemlich genau 28 Jahren liegen. Ein gutes Alter, um Verantwortung zu übernehmen.
(Foto: Pressefoto Eibner)