Abwehrprobleme

Zu viele Gegentore: Riemann schlägt Alarm

Den absoluten Fehlstart hat der VfL Bochum mit einem knappen 3:2-Erfolg beim Fünftligisten KSV Baunatal abwenden können. Doch das mühsame Weiterkommen im DFB-Pokal, ein Unentschieden und eine Niederlage in der Liga stellen die Verantwortlichen keineswegs zufrieden. 

„Das ist einfach zu wenig. Gerade wenn man sieht, welch große Unterstützung wir erfahren“, sagt Robin Dutt. Knapp 2.500 VfL-Fans waren mit nach Baunatal gereist. „Das ist nicht selbstverständlich“, weiß der Bochumer Chefcoach, dass dies im weiteren im Saisonverlauf oft abhängig vom sportlichen Erfolg ist. 

Riemann kritisiert Defensivarbeit

Damit die Anhänger ihre Freude beibehalten, muss sich die gesamte Mannschaft deutlich verbessern, ganz besonders die Defensive. In 270 Pflichtspielminuten kassierte der VfL acht Gegentreffer: jeweils drei gegen Regensburg und Bielefeld, zwei weitere gegen Baunatal. Vor allem bei langen und hohen Bällen, aus dem Spiel heraus oder bei Standardsituationen, war die Viererkette oft mühelos zu überwinden. Klar ist: An der Körpergröße ist es nicht festzumachen: Die meisten Verteidiger haben Gardemaß. 

Doch woran liegt es dann? Torhüter Manuel Riemann schlägt Alarm: „Wenn ich wüsste, was die Ursache ist, würde ich das sagen. Ich sehe nur, dass die Absicherung nicht passt. Wir stehen schlecht, unterschätzen die Bälle oder nehmen sie zu locker. Das ist brutal. Wir müssen konzentrierter sein. Die Gegentore fallen zu einfach“, sagt der 30-Jährige, der seine Teamkollegen während des Spiels gerne korrigiert. Bislang vergeblich.

„Ich brülle nichts Wildes, sondern versuche das Spiel zu lesen und Hilfestellungen zu geben“, erklärt der Schlussmann, der in Bochum nicht unumstritten ist. In der noch jungen Saison lag die Fehlerquelle aber woanders. „Wir müssen uns schnellstmöglich etwas überlegen, vor allem bei langen Bällen“, appelliert der Keeper. „Denn wir können nicht ständig vier oder fünf Tore erzielen, um ein Spiel zu gewinnen.“ 

Umbruch in der Abwehr

Dass Riemann noch etwas Geduld mitbringen muss, bis sich die Defensive stabilisiert hat, liegt auf der Hand. Denn in der Abwehr wurde im Sommer ein großer Umbruch vollzogen. Bis auf Linksverteidiger Danilo Soares und Abwehrchef Saulo Decarli, der gegen Bielefeld angeschlagen raus musste und in Baunatal fehlte, setzt der VfL in der Abwehr auf junges, talentiertes, aber unerfahrenes Personal. Zuletzt bildeten der 22-jährige Simon Lorenz und der erst 17-jährige Armel Bella Kotchap das Innenverteidigerduo. Und deren Entwicklung braucht offensichtlich Zeit.

Dass dies ein Balanceakt zwischen kurzfristigen Ansprüchen und langfristiger Planung ist, zeigt sich auch bei den Rechtsverteidigern. Arsenal-Leihgabe Jordi Osei-Tutu schwächelte in den ersten beiden Saisonspielen so sehr, dass er im Pokal nur noch auf der Bank Platz nehmen durfte. Innenverteidiger Dominik Baumgartner, der einspringen musste, löste es nicht besser. Auch wenn es von den Verantwortlichen niemand offensiv sagt: Ergibt sich bis zum Transferschluss am 2. September eine externe Lösung, soll noch ein gelernter Außenverteidiger verpflichtet werden.

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)