1:2-Pleite in Kiel

Zu diesem VfL-Spiel reicht ein Wort: Desaströs

Wenn selbst der Fußballgott nicht mehr helfen kann, ist es um den VfL Bochum wirklich schlecht bestellt. Mit dem wohl kuriosesten Elfmeter der Vereinsgeschichte fiel beim Auswärtsspiel in Kiel der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer. Ein Ersatzspieler der Hausherren hatte eingegriffen und den Ball im eigenen Strafraum gestoppt, obwohl dieser noch nicht im Toraus war. Der Schiedsrichter ließ sich vom Videoassisten beraten und zeigte regelkonform auf den Punkt. Ganvoula nahm das Geschenk an und verwandelte sicher. Doch selbst dieses Spielglück beschert dem VfL derzeit keinen Sieg und nicht einmal ein Unentschieden.

Schläfrige Spieler

Beim 1:2 in Kiel war die Leistung so erschreckend schwach, dass jede Sorge um die Zukunft des Vereins berechtigt ist. Torhüter Manuel Riemann rief nach der Partie nicht mehr nur den Abstiegs-, sondern schon den „Existenzkampf“ aus. Denn wie sich seine Mannschaft am Freitagabend präsentiert hat, war wirklich desaströs. Dieses Wort genügt, um den Auftritt kurz und knapp zusammenzufassen. Erneut verschlief der VfL die Anfangsphase beider Halbzeiten und kassierte beide Gegentreffer nur wenige Minuten nach (Wieder-)Anpfiff. Offensichtlich ist die interne Kabinenaussprache zu Wochenbeginn wirkungslos verpufft.

Dass Thomas Reis seine Elf auf drei Positionen verändert hatte, war zu erkennen, aber nicht im positiven Sinne. Die Hereinnahme von Stefano Celozzi erfolgte gezwungenermaßen, weil sich Cristian Gamboa beim Aufwärmen verletzt hatte. Doch mit der bewussten Entscheidung, auf Thomas Eisfeld und Tom Weilandt zu setzen, hat sich der Fußballlehrer keinen Gefallen getan. Das ohnehin schon instabile Mittelfeld durch Spieler zu schwächen, die Zweikämpfe eher scheuen oder nur selten gewinnen, war nicht die richtige Maßnahme, auch wenn Eisfeld noch etwas wirkungsvoller war als sein Teamkollege.

„So kann man in der zweiten Liga nicht bestehen“, sagte Reis später in der Pressekonferenz, bezogen auf das Kollektiv und das Zweikampfverhalten. Denn die Kritik trifft nicht nur auf einzelne Spieler zu. Kiel war in allen Belangen einen Schritt schneller, der VfL lief nur hinterher und konnte mangels Körperlichkeit keine Gegenwehr leisten. Selbst in der Offensive, zuletzt ja noch eine Stärke der Bochumer, fehlten die Ideen. Das Aufbauspiel wirkte lethargisch und inkonsequent. Beunruhigend ist vor allem die Tatsache, dass der VfL quasi in Bestbesetzung nach Kiel gereist ist. Kein potenzieller Stammspieler oder Leistungsträger hat gefehlt – und trotzdem hat es nicht gereicht.

Aufgebrachte Anhänger

Immerhin stellten sich die Spieler nach der Partie den aufgebrachten Fans. Gemeinsam platzierten sie sich vor dem Gästeblock. Kapitän Anthony Losilla und Manuel Riemann diskutierten mit den wütenden Anhängern, obwohl es teils wüste Beschimpfungen gab. Der Geduldsfaden ist längst gerissen, Mannschaft und Zuschauer bilden keine Einheit mehr. Auch Thomas Reis ließ sich noch blicken. Augenzeugen berichten davon, dass der Trainer fast Tränen in den Augen hatte. Allein das sagt viel über die bedrohliche Lage des VfL Bochum aus.

(Foto: Imago / Molter)