Comeback gegen Leverkusen

„Das genieße ich jetzt“ – Zoller und sein neues Ziel

Auf diesen Moment haben alle Bochumer gewartet: Als Trainer Thomas Reis Simon Zoller in der 80. Minute zur Bank rief, gab es kein Halten mehr. Die 25.000 Zuschauer sprangen auf und jubelten dem Angreifer zu. Knapp sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss stand Publikumsliebling Zoller endlich vor seinem Comeback – und der Publikumsliebling genoss sichtlich den Moment. Knapp zehn Minuten durfte er noch mitwirken und trug dazu bei, dass der VfL Bochum das 0:0 gegen Bayer Leverkusen sicherte.

Wobei der Aufsteiger am Ende einer möglichen Entscheidung sogar etwas näher gekommen war. Dennoch feierten die Fans das Unentschieden wie einen Sieg. 90 Minuten lang begegnete der VfL dem Champions-League-Anwärter auf Augenhöhe, ließ kaum eine Torchance zu und setzte, wenn auch selten, eigene Nadelstiche in der Offensive. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen“, sagte Trainer Reis nach der Partie. „Sie hat sehr gut verteidigt. Diesen Punkt nehmen wir gerne mit. Wir kommen unserem großen Ziel immer näher.“

Zehn Punkte Vorsprung

​Vom Klassenerhalt will Reis immer noch nicht sprechen, „so lange, bis es rechnerisch noch nicht klar ist.“ Wobei auch Bochums Erfolgscoach zugeben muss, dass der Abstand nach unten „groß und komfortabel ist.“ Weil Bielefeld und Hertha am Wochenende jeweils klar verloren haben, hat der VfL nun zehn Punkte Vorsprung auf die Plätze 16 und 17. Ernsthaft Sorgen muss der VfL bei noch fünf ausstehenden Partien nicht mehr machen. Allenfalls Mathematiker und Pessimisten sehen noch Möglichkeiten, dass die Bochumer in Gefahr geraten.

Dass der Revierklub überhaupt so entspannt in den Saison-Endspurt gehen kann, war im vergangenen Sommer nicht anzunehmen, ist aber längst keine Überraschung mehr. Leverkusen war nämlich nicht der erste vermeintlich übermächtige Gegner, dem der VfL ohne Furcht und mit einer taktisch reifen Leistung begegnet ist. Reis lobte nach dem Spiel erneut die „mannschaftliche Geschlossenheit.“ In einer insgesamt chancenarmen Partie hatte das Starensemble von Bayer 04 eigentlich nur eine nennenswerte Torgelegenheit.

Und zwar in der 65. Minute: Nach einem leichten Kontakt von Bochums Eduard Löwen mit Leverkusens Paulinho zeigte Schiedsrichter Felix Zwayer auf den Elfmeterpunkt; eine Berührung, die man nicht unbedingt ahnden muss. Moussa Diaby, den die Bochumer ansonsten aus dem Spiel nahmen, trat aber zum Strafstoß an und verwandelte auch. Doch der Treffer für die Gäste zählte nicht. Diaby war beim Schuss mit seinem Standbein weggerutscht und berührte den Ball doppelt – ein kurioser und seltener Regelverstoß, den Zwayer jedoch ahnden musste. ​

Zoller genießt den Moment

Aus dem Spiel heraus fehlte schließlich beiden Teams die Präzision, um noch einmal gefährlich zu werden. Bochums letzten Torschuss brachte tatsächlich Simon Zoller zustande, der Stürmer zielte aber am Tor vorbei. Doch daran dachte er nach dem Schlusspfiff gar nicht mehr. Zoller genoss die Ehrenrunde durchs Stadion, hatte dabei fast Tränen in den Augen und sagte später: „Nach sieben langen Monaten ist das ein sehr besonderer Tag für mich. Ich habe hart dafür gekämpft, genau das noch in dieser Saison zu erleben. Das genieße ich jetzt.“

Viele Heimspiele hat er von der Tribüne verfolgt und dabei gesehen, dass seine Teamkollegen problemlos in der Bundesliga mithalten können. Zoller dürfte sich über den praktisch sicheren Ligaverbleib besonders freuen, kann er so Verpasstes nachholen. Wobei der 30-Jährige in den letzten fünf Partien der laufenden Saison natürlich auch noch mitwirken möchte. Für den Endspurt hat er sogar ein neues, persönliches Ziel vor Augen: „Ich werde alles dafür geben, noch einmal in der Startelf zu stehen.“ Die Fans werden ihn auch dann wieder feiern…

(Foto: Eibner)