Vor dem Derby

Warum BVB-Talente gern und oft nach Bochum wechseln

Dass die Neuzugänge des VfL Bochum aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommen, ist seltener geworden. Die Zeiten, in denen die Talentspäher nur nach Essen, Herne oder allenfalls mal bis nach Münster fahren mussten, um ihren Kader zu verstärken, sind längst vorbei – Jahrzehnte, um genau zu sein. Dennoch wildert der VfL immer noch gerne in der Nachbarschaft. Selten bei Schalke 04, deutlich häufiger bei Borussia Dortmund. In den vergangenen sieben Jahren tauschten insgesamt fünf Spieler das schwarz-gelbe Trikot gegen das blau-weiße vom VfL Bochum ein. Den Anfang machten Jannik Bandowski 2016 und Janni Serra 2018, die allerdings fortgezogen sind, gefolgt von Patrick Osterhage im Sommer 2021 und Moritz Broschinski im Winter 2023. In der neuen Saison wird auch Felix Passlack vom BVB an die Castroper Straße wechseln. Von keinem anderen Klub – mit Ausnahme der TSG Hoffenheim – verpflichtete der VfL Bochum im genannten Zeitraum mehr Spieler. Zufall? Kein Zufall!

Weg zu den Profis ist weit

„Es ist ja nicht so weit nach Dortmund. Natürlich schauen wir da mit Interesse hin“, sagt VfL-Trainer Thomas Letsch, der an sämtlichen Vertragsgesprächen beteiligt ist. Doch geografische Aspekte sind nicht der einzige Grund, warum sich der Blick nach Dortmund lohnt. Der BVB hat traditionell eine sehr gute Jugendabteilung, wurde in den vergangenen acht Jahren viermal Deutscher U19-Meister und verfügt neben dem SC Freiburg über die einzige U23, die in der 3. Liga spielt. Trotzdem ist der Weg zu den Profis weit, nur die Besten setzen sich durch, viele bleiben auf der Strecke – und haben dennoch Bundesliga-Format. Allein aus den letzten sieben U19-Jahrgängen des BVB kicken heute 19 Spieler in der 1. oder 2. Bundesliga. Dass sich gerade der VfL Bochum zu einem beliebten Ziel entwickelt hat, liegt auf der Hand: Die Spieler müssen nicht umziehen, können im gewohnten Umfeld bleiben und sportlich weiter reifen. „Junge Fußballer sind beim VfL gut aufgehoben“, sagt der Spielerberater Klaus Berge.

Trainer-Lob für Broschinski

Der Ex-Profi hat früher selbst in der Bundesliga gespielt. In seiner heutigen Rolle als Berater hat er vor wenigen Monaten Moritz Broschinski nach Bochum gebracht. Auch Felix Passlack zählt zu seinen Klienten. „Die Kommunikation mit dem Trainer, aber auch das Miteinander von jüngeren und älteren Spielern ist in Bochum sicher besonders“, weiß Berge. All das trägt offensichtlich zur schnellen Integration bei. Bestes Beispiel: Sturmtalent Broschinski. Der VfL hat den Angreifer im Januar mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet, ohne von ihm sofort Höchstleistungen als Stammspieler zu erwarten. Doch der 22-Jährige wurde seit seinem Wechsel schon neunmal eingewechselt und hat zwei Tore erzielt. „Eigentlich sollte Moritz das halbe Jahr bis zum Sommer nutzen, um sich an das Training und die Liga zu gewöhnen. Aber schon jetzt macht er es richtig gut. Er ist ein Torjäger, der immer den Abschluss sucht, der schnell ist und einen guten Körper hat. Er zeigt eine tolle Entwicklung“, sagt Letsch.

Im Sommer folgt Passlack

Patrick Osterhage, der schon seit fast zwei Jahren das VfL-Trikot trägt, ist sogar schon einen Schritt weiter. Der Mittelfeldspieler hat sich einen Platz in der Startelf erkämpft und zuletzt siebenmal in Folge von Beginn an gespielt. Auch gegen seinen Ex-Klub an diesem Freitagabend wird er wahrscheinlich auf dem Platz stehen. „Wir haben mit Patrick Osterhage und Moritz Broschinski bislang gute Erfahrungen gemacht“, sagt Letsch über die beiden Ex-Dortmunder in seinem Kader. Aus dem Duo wird im Sommer sogar ein Trio. Zur neuen Saison schließt sich auch Felix Passlack dem VfL Bochum an. Im Gegensatz zu Osterhage und Broschinski, die beim BVB lediglich in der U23 zum Einsatz kamen, bringt Passlack bereits nennenswerte Profi-Erfahrung mit. 35 Bundesliga-Spiele und 10 Champions-League-Einsätze stehen bislang in der Vita des 24-Jährigen. Beim VfL sollen weitere dazukommen. Wobei er auf sein elftes Champions-League-Spiel wohl noch ein paar Tage warten muss…


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)