Eigentlich hatte Thomas Letsch die Frage nach der Rolle von Kevin Stöger im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt längst beantwortet. Der Spielgestalter sollte von Beginn an auflaufen und nicht ein zweites Mal auf der Bank Platz nehmen. „Kevin Stöger fordert die Bälle, kann die entscheidenden Pässe spielen“, lobte Letsch den Österreicher in dieser Woche mehrfach in den höchsten Tönen. Der 54-Jährige hat erkannt, dass es wenig Sinn macht, den vielleicht besten Fußballer der Mannschaft auf die Bank zu setzen. „Als Kevin gegen Leipzig in die Partie kam, hat es unserem Spiel gutgetan.“ Doch am Donnerstag erfuhr Bochums Trainer, dass er umplanen muss. Stöger fällt wegen einer Corona-Erkrankung aus.
Erstes Heimspiel für Letsch
Für Letsch und den VfL ist das ein Ausfall, der nur schwer zu kompensieren ist. Denn viele Hoffnungen ruhten vor allem auf der Rückkehr von Stöger. Er sollte das Bochumer Angriffsspiel beleben, das in Leipzig praktisch nicht existierte. „Das Spiel war fürchterlich und ernüchternd“, sagte Letsch bereits zu Wochenbeginn. Der Fußballlehrer zeigte sich nach seiner persönlichen Auftaktniederlage durchaus selbstkritisch; er deutete an, mit dem Wissen von heute einige Entscheidungen womöglich anders zu treffen. „Auch wenn man nicht weiß, wie es dann gelaufen wäre“, schränkte er ein. „Aber natürlich lernt man immer dazu, sammelt Erkenntnisse.“ Klar ist: So passiv soll sich der VfL kein zweites Mal präsentieren.
„Wir müssen kompakter gegen und aktiver mit dem Ball sein“, lautet die Marschroute. So will der Trainer auch die Fans mitnehmen, die ihren Grundoptimismus zuletzt ein wenig verloren haben: „Ich erwarte nicht, dass sie uns von der ersten Minute an pushen. Ich erwarte von uns, dass wir sie mitnehmen und eine tolle Stimmung entfachen.“ Ob Letsch erneut auf die kritisch beäugte Dreierkette setzt, lässt er offen. „Alles ist möglich. Das System ist zweitrangig. Es geht um grundsätzliche Tugenden: In die gleiche Richtung zu agieren, gemeinsam zu attackieren, gemeinsam ins Gegenpressing zu gehen.“ Gegen Leipzig war offensichtlich, dass sich noch nicht jeder in dieser ungewohnten Grundordnung wohlgefühlt hat.
Stafylidis zurück im Kader
Auch deshalb sind personelle Veränderungen zu erwarten, bei einer Systemumstellung erst recht. Gute Chancen auf einen Startelfeinsatz hat zum Beispiel Konstantinos Stafylidis, der wieder fit ist. „Er verkörpert alles, was wir jetzt brauchen“, sagte Letsch über den Defensivallrounder, den er vorzugsweise auf der linken Seite sieht. Auch weiter vorne sind Änderungen angedacht, sogar notwendig. Gegen Leipzig hat Letsch lediglich zwei Offensivkräfte aufgeboten. Gesucht wird – nach dem Ausfall von Stöger – unter anderem ein Spielgestalter. Mit Ausnahme von Dominique Heintz, Takuma Asano und Lys Mousset stehen alle Feldspieler zur Verfügung, sofern bis Samstag kein weiterer Corona-Fall hinzukommt.
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