Viertelfinale erreicht

VfL-Fans träumen: Ohne Dortmund nach Berlin

Dieses Mal hat sich niemand getraut, Milos Pantovic den Ball noch wegzunehmen. Beim Elfmeter in der 56. Minute ging der Mittelfeldspieler als einziger Bochumer zum Punkt – und erzielte mit einem halbhohen Schuss in die Mitte den Ausgleich. Für den VfL war es der entscheidende Moment, um das Pokal-Achtelfinale gegen Mainz noch zu drehen und am Ende verdient mit 3:1 zu gewinnen. In der zweiten Halbzeit brannten die Gastgeber auf dem Rasen ein Feuerwerk ab, noch spektakulärer als das vor dem Anpfiff. Einige Fans zeigten hinter der Südtribüne, dass sie noch ein paar Reste vom Silvesterfest hatten.

Gefeiert wurde natürlich auch nach dem Spiel, mit immerhin 750 Fans im Stadion. Sie stimmten den Klassiker „Berlin, Berlin, wir fahr‘n nach Berlin“ gleich mehrfach an – nach dem Spiel dann leicht abgewandelt und mit einem Gruß in die Nachbarstadt: „Ohne Dortmund fahr’n wir nach Berlin.“ Der BVB war im Parallelspiel gegen St. Pauli aus dem Wettbewerb geflogen. „Darüber freuen sich die Fans im Pott natürlich immer“, sagte Trainer Thomas Reis mit einem Schmunzeln, wollte aber lieber den eigenen Erfolg in den Mittelpunkt rücken. Zum ersten Mal seit 2016 hat der VfL das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht.

Pantovic trifft doppelt

Danach sah es in der ersten Halbzeit nicht unbedingt aus. Die Mainzer machten aus ihrer einzig nennenswerten Torchance das 0:1, als Manuel Riemann einen Weitschuss unglücklich nach vorne abwehrte und Karim Onisiwo den Abpraller zur Gästeführung nutzte. Vom VfL, der im Vergleich zum Duell in der Liga am vergangenen Samstag auf fünf Positionen wechselte, war im gegnerischen Strafraum fast gar nichts zu sehen, nur die Abwehr glänzte. Das blieb bis zum Ende so, doch die Offensive legte nach der Pause deutlich zu. „In der Kabine war es etwas lauter“, verriet Milos Pantovic.

Das Entscheidende: Die Bochumer eroberten mehr Bälle und schalteten blitzschnell um. Nach dem verwandelten Strafstoß durch Milos Pantovic waren sie nicht mehr zu bremsen. Pantovic strotzte vor Selbstbewusstsein und erzielte per Heber das 2:1, Gerrit Holtmann war der Vorlagengeber. Nur drei Minuten lagen zwischen Ausgleich und Führung. Danach ergaben sich neue Räume. Einige Chancen ließ der VfL zunächst liegen, doch als der eingewechselte Sebastian Polter auf den ebenfalls eingewechselten Eduard Löwen ablegte, fiel endlich das dritte Tor – und der Einzug ins Viertelfinale war perfekt.

Bayern und BVB schon raus

„Wenn du dort stehst, willst du auch ins Halbfinale“, sagte Machtwinner Pantovic, auch wenn er „die großen Träumereien“ anderen überlässt – nämlich den Fans. Sie hoffen auf ein Heimspiel, denn im eigenen Stadion sind die Bochumer – ob vor kleiner oder großer Kulisse – deutlich stärker als in der Fremde. Auch auf Pantovic wird es in der nächsten Runde Anfang März wieder ankommen. Viermal war er in dieser Pokalsaison schon erfolgreich, mit sieben Pflichtspieltreffern ist er aktuell sogar der treffsicherste Schütze beim VfL. Wann der nächste Gegner ermittelt wird, steht übrigens noch nicht fest.

Wohl aber, dass sich weder Bayern München noch Borussia Dortmund im Lostopf befinden. Die beiden großen Favoriten sind schon raus. Mehr noch: Alle neun Pokalsieger der letzten 27 Jahre sind nicht mehr dabei. Am Dienstagabend haben sich zunächst drei Zweitligisten qualifiziert, mindestens drei Bundesligisten werden am Mittwoch aber dazukommen. Die Chance für den VfL Bochum, in diesem Jahr etwas Besonderes zu erreichen, stehen so gut wie lange nicht mehr. Das weiß auch die Mannschaft, die sich intern manchmal höhere Ziele setzt, als sie nach außen kommuniziert…

(Foto: Imago / Nordphoto)