Der Weg von Bochum nach Wuppertal ist nicht weit. In diesen Tagen ist es allerhöchstens der Schnee, der die Fahrt ins Bergische Land ein bisschen erschwert. Für Moritz Römling und Lars Holtkamp wird es nun der neue, bald gewohnte Arbeitsweg sein. Die beiden VfL-Jungprofis werden bis zum Sommer an den WSV in die Regionalliga verliehen. Das vorrangige Ziel: Spielpraxis zu sammeln.
„Wie bei Lars Holtkamp gilt auch für Moritz Römling: Einsatzzeit ist für junge Spieler das A und O. Und da wir ihnen diese aktuell nicht bieten können, ist eine Leihe zu einem Klub in einer anspruchsvollen Liga die sinnvollste Lösung. Wir sind von ihrem Talent weiter überzeugt“, sagt VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, der auf Nachfrage weitere Vorteile nennt: So müssen die beiden Talente nicht umziehen und können den Kontakt zum VfL halten.
Der wiederum kann die räumliche Nähe nutzen, um „jeden Entwicklungsschritt genau zu beobachten“. Dass es in diesem Winter gleich zwei Spieler zum Wuppertaler SV zieht, sei eher Zufall. Und nicht etwa das Ergebnis einer fest vereinbarten Kooperation. Vor einigen Jahren war das mal Thema. Doch mehr als ein regelmäßiger Austausch sei nicht geplant, bekräftigt Schindzielorz. Schließlich müssten die Spieler ebenfalls mit einem Wechsel einverstanden sein.
Kokovas und Ekincier könnten auch noch gehen
Bochums Manager schließt weitere Wechsel dieser Art aber auch nicht aus. Nach der Abmeldung der U23 vor mehr als fünf Jahren muss der VfL immer wieder Wege finden, um Talenten Spielpraxis zu ermöglichen. Denn nicht jeder schafft auf Anhieb den Sprung aus dem Nachwuchs- in den Seniorenfußball. Aus Kostengründen war eine konkurrenzfähige Reservemannschaft nicht mehr zu halten. Die Entscheidung wurde damals viel diskutiert.
Allein auf Testspiele zu setzen, funktioniert nicht, denn der Wettkampfcharakter fehlt. Also prüft der VfL externe Optionen für junge Hoffnungsträger. Römling wurde auch deshalb verliehen, weil man ihm zutraut, in Zukunft der eigenen Profimannschaft zu helfen. In dieser Saison kam der 20-Jährige nur zu einem Kurzeinsatz. Im Heimspiel gegen Heidenheim wurde er eingewechselt. Auch Holtkamp gehörte schon zum Kader. Doch gespielt hat er nur im Pokal.
Noch schwerer hatten es Stelios Kokovas und Baris Ekincier. Bei Kokovas gibt es mittlerweile eine Lösung: Er wechselt zum tschechischen Erstligisten MFK Karvina; nicht auf Leihbasis, sondern endgültig. Dass Römling und Kokovas auf derselben Position spielen, nämlich links hinten, und nun beide weg sind, sei kein Problem, erklärt Schindzielorz. Auch Maxim Leitsch, Gerrit Holtmann oder Herbert Bockhorn könnten aushelfen, sollte Danilo Soares einmal ausfallen.
Boboy und Ernst sind neue Hoffnungsträger
Die Entwicklung von Talenten ist übrigens auch für die künftige Verteilung der Fernsehgelder von Bedeutung. Ab der kommenden Saison wird bei der Ausschüttung berücksichtigt, wo die Spieler der 1. und 2. Liga ausgebildet wurden, die jünger als 23 sind. Aktuell würde der VfL von dieser Regelung nicht profitieren. Außerhalb von Bochum erfüllen nur wenige Spieler diese Bedingung. Und zum Einsatz ist in dieser Saison bislang keiner gekommen.
Beim VfL sind es zurzeit zwei Eigengewächse, die zum Stammpersonal bei den Profis gehören: Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch. Weitere Nachwuchsspieler, die entweder mit oder ohne Zwischenschritt durchstarten wollen, stehen schon in den Startlöchern. Etwa Verthomy Boboy, der gegen Darmstadt erstmals zum Profikader gehörte, oder Tjark Ernst. Der Sohn von Thomas Ernst gehört zu den größten Torwarttalenten in Deutschland.
Auf sie und damit auf den VfL Bochum kommt allerdings noch ein ganz anderes Problem zu. Denn wegen der Corona-Pandemie darf die U19 schon seit Monaten nicht spielen. Wann es weitergeht, ist offen. Wertvolle Ausbildungszeit geht somit verloren, Spielpraxis fehlt. Der VfL hat einigen Talenten deshalb ermöglicht, zumindest gelegentlich am Profitraining teilzunehmen. Wie es dann weitergehen soll, steht noch in den Sternen.
(Foto: VfL Bochum 1848)