Viele Baustellen

Viele Verletzte und keine Verstärkung: VfL unter Druck

Das Verletzungspech zieht sich derzeit wie ein roter Faden durch die noch junge Saison beim VfL Bochum. Schon vor dem Trainingslager erlitt Moritz Kwarteng eine schwere Innenbandverletzung, Erhan Masovic gar einen Lungenkollaps. Mehr noch: Kurz vor dem Pflichtspielstart verletzte sich auch Francis Onyeka und verpasste die ersten drei Partien mit muskulären Problemen. Nach dem Pokalspiel gegen den BFC Dynamo zog auch Ibrahima Sissoko ins Bochumer Lazarett ein. Eine Schultereckgelenksprengung samt Operation zwingt den Mittelfeldspieler zu einer mehrmonatigen Pause. Immerhin: Onyeka feierte gegen Schalke mit einem Kurzeinsatz sein Comeback. Außerdem befindet sich Masovic wieder im Mannschaftstraining und darf auf eine Rückkehr in den Kader nach der Länderspielpause hoffen.

Entspannt hat sich die personelle Lage beim VfL damit aber nicht, im Gegenteil. Für das wichtige Heimspiel gegen Preußen Münster fallen insgesamt sieben Spieler aus. Neben Kwarteng, Masovic und Sissoko müssen auch Kacper Koscierski (Distorsion der Schulter), Philipp Strompf (Muskelverletzung), Koji Miyoshi (Knöchelblessur) und Mats Pannewig (Infekt) pausieren. Zudem droht Kevin Vogt (muskuläre Probleme) auszufallen, ebenso wie Matus Bero (Beckenprellung), der am Donnerstag allerdings wieder mittrainiert hat. „Bei den Namen zucken einige vielleicht zusammen. Aber das ist die Chance für andere. Deshalb haben wir einen großen Kader“, betont Trainer Dieter Hecking. „Wir werden nichtsdestotrotz eine Mannschaft zusammenbekommen, die am Samstag alles versuchen wird.“

Viele Wechsel in der Startelf

Muss sie auch, denn der Ergebnisdruck ist schon spürbar an der Castroper Straße nach zwei Niederlage in drei Ligaspielen. Gegen Elversberg und auch im DFB-Pokal feierte die Hecking-Elf zwar Erfolgserlebnisse, aber ohne eine überzeugende Leistung zu zeigen, teilweise sogar in Überzahl. Hecking bittet die Anhänger dennoch um Geduld: „Die Unterstützung ist wichtig, ein Grummeln nicht förderlich.“ Zumal der Altersschnitt gegen Münster weiter sinken wird. Der erst 19-jährige Cajetan Lenz, der in Berlin und Schalke überzeugt hat, wird ebenso zur Startelf gehören wie Neuzugang Onyeka. Auch Kjell Wätjen könnte beginnen, Leandro Morgalla sowieso. Der Defensivallrounder ist bislang der einzige von neun externen Neuzugängen, den man nach vier Pflichtspielen zweifelsfrei als Verstärkung bezeichnen darf.

Eine stabile Achse hat sich generell noch nicht herauskristallisiert. Einzig Torwart Timo Horn, Abwehrchef Vogt, Linksverteidiger Maximilian Wittek und Kapitän Bero gehörten bislang ausnahmslos zur Startelf. Im schlimmsten Fall müssen zwei von ihnen gegen Münster pausieren, sodass lediglich Wittek und Horn übrig blieben. Auf allen anderen Positionen musste Hecking bereits verletzungs- oder leistungsbedingt wechseln. Echte Stammspieler gibt es derzeit kaum. Lediglich Gerrit Holtmann hat sich mit seinen zwei Toren gegen Elversberg und Schalke in die Anfangsformation geschossen. Auch Lenz, Morgalla und Philipp Hofmann dürften erst einmal gesetzt sein. Aber reicht das, um der Favoritenrolle gegen mutige Münsteraner und andere Mannschaften gerecht zu werden? Zweifel sind angebracht.

Kabadayi kommt nicht zum VfL

Auch deshalb werden im Umfeld Forderungen nach weiteren Neuzugängen lauter. Rein nominell ist der VfL mit 28 Profis aber schon üppig besetzt. Trotz zahlreicher Ausfälle wird Hecking keine großen Experimente wagen müssen, etwa Spieler positionsfremd einsetzen. An den Transferplänen ändern die Ausfälle, die zum Großteil nur von kurzer Dauer sein sollen, also nichts. Kommen soll allerdings noch ein Ersatz für den verkauften Moritz Broschinski, ein flexibel einsetzbarer Angreifer. Die WAZ vermeldete am Donnerstag sogar schon einen Transfer samt Medizincheck, ruderte kurze Zeit später aber zurück. Demnach sollte Yusuf Kabadayi vom FC Augsburg ausgeliehen werden. Interesse bestand tatsächlich, allerdings haben die Bochumer Verantwortlichen Abstand von einer Verpflichtung genommen.

Der 21-Jährige hätte als schneller, trickreicher Flügelstürmer ins sportliche Anforderungsprofil gepasst. Allerdings soll es von Teilen der Klubführung Zweifel an der charakterlichen Eignung gegeben haben. Anfang des Jahres ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Kabadayi und ordnete kurzzeitig U-Haft an. Näheres zu den Vorwürfen „mit sexuellem Hintergrund“ wurde öffentlich nicht bekannt. Schon während seiner Zeit auf Schalke fiel der Spieler negativ auf, unter anderem mit einem heiklen Instagram-Post zur Lage im Nahen Osten. Zu einem Medizincheck kam es deshalb gar nicht erst, stellte der VfL auf Anfrage klar. Was dennoch verwundert ist die Tatsache, dass der Spieler überhaupt ein Kandidat war; offensichtlich gab es innerhalb des Klubs unterschiedliche Meinungen. Fest steht: Kabadayi wird nicht zum VfL wechseln. Die Suche nach Verstärkung geht somit weiter. Das Transferfenster schließt am kommenden Montag.


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(Foto: Marc Niemeyer)