Kaderplanung

Bamba und Co.: Warum der VfL auf jüngere Spieler setzt

Platz eins wird in diesem Sommer neu vergeben. Nachdem Frankfurts Makoto Hasebe im Alter von 40 Jahren sein Karriereende angekündigt und der VfL den Klassenerhalt doch noch geschafft hat, ist klar, dass der älteste Bundesliga-Spieler künftig ein blau-weißes Trikot trägt. Bochums Kapitän Anthony Losilla, der im März seinen 38. Geburtstag feierte, toppt sie demnächst alle – es sei denn, irgendein Klub kommt auf die Idee und verpflichtet plötzlich einen Spieler, der die lebende VfL-Legende noch vom Thron stößt. Doch das ist ziemlich unwahrscheinlich. Pünktlich zum zehnjährigen Dienstjubiläum in Bochum wird Losilla zum Alterspräsidenten der Liga ernannt.

Doch nicht nur Losilla treibt den Altersschnitt beim VfL in die Höhe. Drei Jahre in Folge hat Bochum die mit Abstand älteste Bundesliga-Mannschaft gestellt. In der vergangenen Saison gehörten zum Stichtag 1. Juli 2023 sieben Spieler jenseits der 30 zum Kader, drei kamen im Laufe der Saison dazu. Nur vier von ihnen (Losilla, Hofmann, Ordets, Gamboa) bleiben sicher, Antwi-Adjei wahrscheinlich, Riemann eher nicht; die anderen (Stöger, Soares, Luthe, Esser) verlassen den Klub. Also dürfte der Altersschnitt demnächst eher sinken. Das ist jedenfalls das Ziel der Kaderplaner um Sportdirektor Marc Lettau, der den VfL durch die Transferperiode führen wird. 

Gründe für die Verjüngungskur

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Erstens: Jüngere Spieler sind oft günstiger als gestandene Spieler. Fertige Bundesliga-Spieler kann sich der VfL nach wie vor kaum leisten. Zwar wird es auch Neuzugänge aus dieser Kategorie geben, aber nur für wenige Planstellen. Alles andere würde den Etat sprengen. Nur St. Pauli und Kiel haben weniger Geld zur Verfügung als der Revierklub, Heidenheim liegt in etwa auf Augenhöhe. Zweitens: Der VfL wird auch künftig auf Transfererlöse angewiesen sein, um den Spieleretat stabil zu halten oder zu erhöhen. Wertsteigerungen sind bei Fußballern jenseits der 30 eher unwahrscheinlich, in jüngeren Jahren aber jederzeit möglich. 

Auch deshalb wird der VfL davon Abstand nehmen, Keven Schlotterbeck für eine Millionen-Ablöse in Bochum zu halten. Ein solcher Transfer würde nicht nur kurzfristig fast ein Zehntel des Etats schlucken und den Spielraum für weitere Transfers massiv einengen, es ist in absehbarer Zeit auch kein großer Gewinn zu erwarten. Und drittens: Spieler, die erst am Anfang ihrer Profikarriere stehen, passen gut in das Konzept von Trainer Peter Zeidler, der auf entwicklungsfähige Talente setzt, die seine von hoher Laufintensität und Umschaltaktionen geprägte Spielweise umsetzen können. Insofern ist es nur logisch, dass der VfL kurz vor der Verpflichtung von Samuel Bamba steht.

Der dynamische und dribbelstarke Außenstürmer wechselt von Borussia Dortmund an die Castroper Straße und ist nach Patrick Osterhage, Moritz Broschinski und Felix Passlack bereits der vierte Nachwuchskicker vom BVB seit 2021, der wenige Kilometer weiter den Durchbruch in der Bundesliga schaffen möchte. Bamba hat zuletzt vor allem für die Drittliga-Mannschaft des BVB gespielt, durfte aber auch schon bei den Profis mitkicken, gehörte viermal zum Bundesliga-Kader und wurde zweimal eingewechselt. Der 20-Jährige durchlief alle Nachwuchsteams des BVB. Auch für die Juniorennationalmannschaften des DFB war der in Ahlen geborene Angreifer schon mehrfach aktiv.

VfL will eigene Talente fördern

Waren die ganz jungen Spieler beim VfL in den vergangenen Jahren sonst eher die Ausnahme, wird Bamba zum Trainingsstart am 1. Juli in guter Gesellschaft landen. Tim Oermann, aktuell das hoffnungsvollste Bochumer Eigengewächs mit bereits nachgewiesener Bundesliga-Qualität, ist ebenfalls erst 20 Jahre alt; Mats Pannewig, der nach einem erfolgreichen Halbjahr vom Regionalligisten SC Wiedenbrück zurückkehren wird, sogar erst 19. Zudem winkt Nachwuchsspieler Lennart Koerdt aus der U19 ein Profivertrag. Moritz Broschinski und Winterneuzugang Agon Elezi zählen mit 23 Jahren ebenfalls noch zu den Jüngeren.   

Außerdem haben die Bochumer nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin einen Perspektivspieler aus der Regionalliga Bayern verpflichtet, der bei den Profis trainieren und Spielpraxis in der U21 sammeln soll. Die neue Oberliga-Mannschaft soll den Weg vom Nachwuchs zu den Profis erleichtern. Das verursacht zwar Kosten, der VfL hofft perspektivisch aber auch auf weitere Einnahmen, etwa aus dem TV-Topf. Vier Prozente der Medienerlöse werden nach Einsatzzeiten von in Deutschland ausgebildeten ‚Local Playern‘ unter 23 vergeben. Nach Ablauf der Spielzeit 2023/24 erhält der VfL unter anderem durch die Einsatzzeiten von Oermann und Broschinski mehr als 800.000 Euro.


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(Foto: Sandro Halank)