Mehrere Baustellen bleiben

Transferpolitik des VfL Bochum wirft Fragen auf

Nervös saßen viele Fans des VfL Bochum am Freitagabend vor dem Computer oder am Smartphone. Erst gegen 18.30 Uhr kam die erhoffte Nachricht: Tatsächlich hat Manager Sebastian Schindzielorz noch einen neuen Innenverteidiger verpflichtet. Vasilios Lampropoulos heißt er, ist 29 Jahre alt, stammt aus Griechenland und bringt sogar Erfahrung aus der Champions League mit. Zuletzt hat er für Deportivo La Coruna in der zweiten spanischen Liga gespielt. Doch nach einem Trainerwechsel ist er dort nicht mehr zum Zuge gekommen. Der VfL hat ihn nun für die kommenden fünf Monate ausgeliehen. Eine Kaufoption soll es nicht geben.

Lampropoulos ein Noteinkauf?

Klar ist: Die Wunschlösung und das Stellenprofil sahen eigentlich anders aus. Das zeigt allein die Tatsache, dass mit Anthony Jung ursprünglich ein Verteidiger kommen sollte, der außen wie innen spielen kann. Lampropoulos fühlt sich nur im Zentrum wirklich wohl. Verhandelt und gesprochen wurde auch noch mit anderen Kandidaten, doch aus unterschiedlichen Gründen ist kein Transfer zustandegekommen. Teilweise lag es am Geld, weil Ablöseforderungen oder Gehaltswünsche nicht erfüllt werden konnten. Aber auch sportlich hatte Manager Schindzielorz kaum Argumente auf seiner Seite. Denn ganz offensichtlich ist der VfL Bochum keine attraktive Adresse mehr.

Die Fakten sind bekannt und schmerzen trotzdem: Der Revierklub befindet sich im Abstiegskampf, die sportliche Entwicklung der letzten Jahre ist alarmierend, das Klima in der Mannschaft eher frostig. Das erklärt auch die Tatsache, warum die Bochumer bis zum letzten Transfer-Tag zittern mussten, ob überhaupt jemand zusagt. Und die Rahmenbedingungen der Lampropoulos-Verpflichtung sind alles andere als optimal. Gesucht wurde schließlich eine Soforthilfe für die instabile Abwehr. Doch die Rückrundenvorbereitung, die zur Integration geholfen hätte, ist längst vorbei, der Spielbetrieb läuft schon wieder. Lampropoulos hat zum spätmöglichsten Zeitpunkt unterschrieben, außerdem spricht er kein Wort Deutsch.

Ob er der Hintermannschaft also schnell Halt geben kann, ist fraglich. Ebenso ist offen, wie groß die Motivation bei einer so kurzen Vertragslaufzeit wirklich ist. Immerhin: Insider des griechischen Fußballs beschreiben ihn als zuverlässigen, robusten und kompromisslosen Verteidiger. Und bei der Integration könnte womöglich Christos Orkas ein wichtiger Ansprechpartner sein. Der VfL-Scout hat nicht nur griechische Wurzeln, sondern soll intern auch eine Bewertung des Spielers abgegeben haben. Ein blinder Panikeinkauf ist Lampropoulos also nicht. Trotzdem ist die Transferbilanz der Verantwortlichen nicht automatisch überzeugend und wirft Fragen auf.

Zwei Transfers zu wenig?

Denn einige Schwachstellen wurden immer noch nicht geschlossen. So fehlt nach wie vor eine Alternative für die Linksverteidigerposition, auf der Danilo Soares zuletzt geschwächelt hat. Auch im defensiven Mittelfeld, einer Schlüsselposition, hat sich im Winter nichts getan. Umso mehr verwundert es, dass nach Aussage von Sebastian Schindzielorz bis zuletzt mit einem weiteren Offensivspieler verhandelt wurde. Schließlich wurde mit Robert Zulj in diesem Winter bereits einer für die vordere Reihe verpflichtet. Außerdem haben die Verantwortlichen stets betont, vor allem die Defensive stärken zu wollen, was nach den Toren und Gegentreffern in der Hinrunde naheliegend erschien.  

Interessant ist in diesem Zusammenhang erneut, welche Optionen Schindzielorz im Winter abgelehnt hat. Möglich war zum Beispiel eine Rückkehr von Felix Bastians, der motiviert war, dem VfL in seiner misslichen Lage zu helfen. Er hätte direkt zu Jahresbeginn zur Verfügung gestanden. Auch hätte er die Flexibilität in der Abwehr erhöht, weil er mehrere Positionen bekleiden kann. Gegen ihn gibt es seit seinem unrühmlichen Abgang vor zwei Jahren aber so viele Vorbehalte, dass eine Verpflichtung nie ernsthaft zur Debatte stand. Auch Mittelfeldspieler Marco Terrazzino hatte sich angeboten, ist mangels Interesse aus Bochum aber zur direkten Konkurrenz nach Dresden gewechselt.

(Foto: Imago / Dünhölter)