Sieben Wintertransfers

Transferanalyse: Viele gute Deals – doch Zweifel bleiben

Bei vielen Bundesligisten bestimmte zu Wochenbeginn die Hektik den Arbeitsalltag. Letzte Wintertransfers sollten und mussten noch finalisiert werden. Zahlreiche Vereine haben sich zum Abschluss der Transferperiode noch einmal verstärkt oder Spieler abgegeben. Beim VfL Bochum blieb es verhältnismäßig ruhig. Wobei die Verantwortlichen ebenfalls noch einen Transfer abgewickelt haben. Wie bereits berichtet, ist der VfL Problemprofi Lys Mousset doch noch losgeworden. Der Angreifer geht ab sofort für den französischen Zweitligisten Nimes Olympique auf Torejagd. Der Haken: Mousset wurde nur bis zum Saisonende verliehen und steht womöglich im Sommer wieder beim VfL auf der Matte. Mehr war zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht möglich. Das Thema ist vorerst vom Tisch.

Sieben Transfers in diesem Winter

Insgesamt kann der VfL mit seinen sieben Deals in 31 Tagen zufrieden sein. Jannes Horn, Tim Oermann, Tarsis Bonga und Lys Mousset hätten in der Rückrunde kaum oder gar nicht gespielt – ihre Abgänge waren sinnvoll für alle Parteien. Umgekehrt hat Manager Patrick Fabian die Kaderlücken in der Innenverteidigung sowie im Mittelfeld mit Keven Schlotterbeck und Pierre Kunde bereits Anfang Januar geschlossen. Sie sind bundesligaerfahren, körperlich fit, mental bereit und fußballerisch in der Lage, bei der Mission Klassenerhalt zu helfen. Dass Fabian diese Neuverpflichtungen früh eingefädelt hat, darf bei der Bewertung seiner ersten Transferperiode nicht zu kurz kommen. Nur weil es am Ende des Monats eher ruhig war, heißt das nicht, dass die Verantwortlichen untätig waren.

Im Gegenteil: Schlotterbeck und Kunde standen bereits zur Verfügung, als andere Klubs mit ihren Transferaktivitäten erst angefangen haben. Nachgelegt hat der VfL schließlich auch noch und mit Moritz Broschinski einen jungen, entwicklungsfähigen Angreifer verpflichtet. Weitere Wünsche hatte Trainer Thomas Letsch keine, er ist zufrieden. Der 54-Jährige verweist im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin auch auf die Gruppendynamik. Wintertransfers seien generell nicht einfach, weil die Eingewöhnungszeit kurz ist. Allzu sehr dürfe man die Mannschaft also nicht durcheinanderwirbeln, reiner Transferaktionismus sei nur selten hilfreich. Was Letsch nicht sagt, aber ebenso weiß: Der Markt bietet im Winter oft nur wenige Möglichkeiten, sich wirklich adäquat zu verstärken.

Wirklich überall gut aufgestellt?

​Verzichtet hat der VfL Bochum somit auch auf die Verpflichtung eines neuen Rechtsverteidigers. Cristian Gamboa hatte sich kurz vor dem Bundesliga-Start das Außenband angerissen und soll deutlich später zurückkehren als zunächst vermutet. Frühestens im März wird er wieder auf dem Rasen stehen. Aus Sicht von Letsch sei der Kader aber stark genug, um den Ausfall des Stammspielers zu kompensieren. Diese Position lässt sich durchaus hinterfragen. Denn Saidy Janko, der auf der rechten Abwehrseite vorerst gesetzt ist, hat unverändert Mühe, sich in der Bundesliga zurückzufinden. Seine Zurückhaltung in der Zweikampfführung und sein fehlendes Gespür für den Verlauf von Spielsituationen waren in den ersten drei Partien des neuen Jahres kaum zu übersehen.

Weil Janko auch im Vorwärtsdrang bislang kaum überzeugen konnte, wäre Konstantinos Stafylidis – eigentlich ja Linksverteidiger – mit seiner konsequenten Herangehensweise vielleicht sogar die bessere Option. Dass er für den VfL generell und auch rechts hinten ein Gewinn sein kann, hat Stafylidis in der vergangenen Saison bereits bewiesen. Diesen Nachweis muss Silvere Ganvoula in der Bundesliga hingegen erst noch erbringen. Sollte Mittelstürmer Philipp Hofmann, der bislang beste Torschütze und Anker im Bochumer Angriffsspiel, einmal (länger) ausfallen, wäre der Nationalspieler aus dem Kongo vermutlich sein erster Ersatz. Doch ist Ganvoula wirklich gut genug für das Oberhaus? Bedenken und Zweifel dürften im Umfeld des Klubs sicher viele haben. Und dafür gibt es Gründe.

Keine Garantien im Angriff

Zuletzt in Mainz war Ganvoula nicht einmal im Kader, davor in Leverkusen nach seiner Einwechslung ziemlich wirkungslos. Sein letztes Tor in einem Pflichtspiel hat er im Mai 2021 erzielt. Vor allem seine technischen Mängel fallen in der Bundesliga auf; Tempo und Physis allein reichen nicht. Gleichwohl wachsen gute Mittelstürmer nicht auf Bäumen, erst recht nicht im Winter. Deshalb könnte die Lösung mit Moritz Broschinski eine mit Weitsicht sein. Mit ihm wollen Letsch und Fabian eine potenzielle Alternative für Philipp Hofmann selber formen. Das ist im Abstiegskampf nicht ohne Risiko, doch dass ein namhafter und sicher auch teurer Spieler die Lücke im Angriff garantiert geschlossen hätte, ist ebenso ein Trugschluss. Das hat die Geschichte um Lys Mousset einmal mehr bewiesen.

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(Foto: Firo Sportphoto)