Einen weiteren Beleg dafür, dass Talente jederzeit den Sprung in die Bundesliga-Mannschaft schaffen können, hat der VfL Bochum erst vor wenigen Tagen geliefert. Hugo Rölleke hat einen Profivertrag unterschrieben, der für insgesamt vier Jahre Gültigkeit besitzt. Der 2,04 Meter große Torhüter gehört seit über zehn Jahren dem vereinseigenen Talentwerk an und stieg in dieser Spielzeit zum Stammkeeper in der neu gegründeten U21 auf. Parallel dazu kam er in Testspielen bei den Profis zum Einsatz, fuhr mit ihnen ins Trainingslager und gehörte sogar schon zweimal im Spieltagskader. „Es macht uns stolz, dass wir mit Hugo Rölleke ein weiteres Top-Talent aus den eigenen Bochumer Reihen an uns binden können“, sagt VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig. „Eigene Spieler zu entwickeln und mit der Perspektive auszubilden, den Sprung in den Lizenzbereich zu schaffen, gehört zu unserer Vereinsphilosophie.“
Elf U19-Talente bei den Profis
Auf Rölleke sollen schon bald weitere Spieler folgen – entweder aus der U21, die sich in ihrer Premierensaison auf dem Weg in die Regionalliga befindet, oder aus der U19, die in diesem Jahr in der DFB-Nachwuchsliga schon reihenweise Top-Mannschaften geschlagen hat und individuell stark besetzt ist. Schon während der laufenden Saison wurden zahlreiche Talente belohnt und konnten Profiluft schnuppern. Jeremias Heufken, Julian Etse, Daryl Tschoumy Nana, Benjamin Speight, Luis Pick und Darnell Keumo durften bereits bei Dieter Hecking oder seinen Vorgängern mittrainieren. Kacper Koscierski, Luc Dabrowski, Cajetan Lenz, Alessandro Crimaldi sowie Lirim Jashari konnten zusätzlich zum gemeinsamen Training sogar in mindestens einem Testspiel mitwirken. „Trainingseinheiten oder Spiele im Herrenfußball helfen ihnen in dem Alter enorm, um sich an das Niveau zu gewöhnen“, betont Hecking.
Koscierski nah an Bundesliga-Debüt
Der erfahrene Fußballlehrer kennt den schmalen Grat zwischen Talentförderung und Ergebnisdruck. „In unserer aktuellen sportlichen Situation ist es schwierig, 17- oder 18-Jährige bei den Profis einzubauen. Trotzdem ist es wichtig, unseren Talenten im Sommer einen Weg aufzuzeigen, damit sich nicht auf die Idee kommen, den Verein zu wechseln. Der VfL Bochum ist ein Sprungbrett für Talente. Und von denen haben wir einige“, weiß der Coach, der selbst regelmäßig bei den Spielen der Naschwuchsabteilung vorbeischaut, besonders bei der U19. Dort ist Hecking vor allem vom offensiven Rechtsverteidiger Kacper Koscierski begeistert. „Ich hätte keine Bedenken, wenn wir einen Engpass auf der Position hätten, ihn jetzt schon reinzuwerfen“, sagte Hecking bereits im vergangenen Monat über den deutschen Juniorennationalspieler. „Da haben wir jemanden, dem zutrauen würde, in der Bundesliga zu spielen.“
Heckings Sonderlob für Jashiri
Ähnlich positiv bewertet Hecking auch den offensiven Linksverteidiger Daryll Keumo, der ebenfalls regelmäßig im DFB-Trikot aufläuft und deshalb den Nachteil hat, in den Testspielen der Profis meist nicht mitwirken zu können. Stattdessen nominierte Hecking für die Partie gegen Preußen Münster am vergangenen Donnerstag Innenverteidiger Luc Dabrowski, Mittelfeldspieler Cajetan Lenz, Spielgestalter Lirim Jashiri sowie U21-Rechtsverteidiger Luca Bernsdorf. „Lirim ist mir in zwei Spielen der U19 und auch bei uns im Profitraining positiv aufgefallen. Er ist ein Instinktfußballer, das gefällt mir. Jetzt geht es darum, auch für Luc und Cajetan, dass sie sich auf die Intensität, die Schnelligkeit und das Zweikampfverhalten außerhalb der Jugend einstellen. Wir haben viele Talente, aber der Sprung nach oben ist groß und nicht zu unterschätzen.“ Genau daran scheitern mitunter selbst die bekanntesten und begehrtesten Nachwuchsspieler.
Verträge für die neue Saison
Hoch veranlagt ist beispielsweise auch der italienische Juniorennationalspieler und Flügelstürmer Alessandro Crimaldi, den der VfL im vergangenen Sommer aus Wolfsburg geholt hat. Seine Verpflichtung gilt klubintern als „Leuchtturmprojekt“ und besitzt bereits einen bis 2029 datierten Profivertrag. Hecking bremst allerdings die Erwartungen: „Er hat seine Momente, aber da muss noch mehr kommen. Ich höre viel Gutes über ihn, das hat er bei uns aber noch nicht so gezeigt.“ Crimaldi zählt wie Koscierski und Keumo zum aktuellen Jungjahrgang, kann also noch eine weitere Saison in der U19 spielen. Für andere, darunter Dabrowski und Lenz, geht es in den nächsten Wochen darum, einen Vertrag für die Profis oder – als Zwischenschritt – für die U21 zu ergattern. So der Aufstieg aus Oberliga gelingt, könnten sie in der Regionalliga weiter reifen und schließlich einen ähnlichen Weg gehen wie Hugo Rölleke.
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(Foto: Imago / RHR-Foto)