Die Sorgenfalten bei den Spielern des VfL Bochum vertiefen sich zusehends. Mit der 0:1-Niederlage beim Hamburger SV gab es auch im dritten Saisonspiel keinen Sieg. Ausgerechnet Lukas Hinterseer, der ehemalige Torjäger des VfL, erzielte den einzigen Treffer am Freitagabend. Somit steht weiter nur ein Punkt auf der Habenseite der Bochumer. „Das ist Fakt. Da interessiert mich nicht, dass wir auch gute Ansätze gezeigt haben“, sagt Torhüter Manuel Riemann. „So reicht es einfach nicht. Schießen wir drei Tore, kassieren wir auch drei. Kassieren wir nur eines, treffen wir vorne nicht.“
In der Vorwoche hatte der Keeper das Defensivverhalten der Mannschaft kritisiert. Das war in Hamburg deutlich besser. Gegen lange Zeit harmlose, aber hochkarätig besetzte Gastgeber ließ der VfL kaum eine Torchance zu, nur beim Gegentreffer war die Hintermannschaft ungeordnet. Abwehrchef Saulo Decarli, zuletzt verletzt, stabilisierte die Viererkette. Simon Lorenz, ein neuer Versuchskandidat als Rechtsverteidiger, agierte solide. Entscheidend war auch die Hereinnahme von Vitaly Janelt: Vor der Abwehr glänzte er mit klugen Aktionen und zeigte deutlich, warum er den Vorzug vor Thomas Eisfeld erhielt.
Offensiv völlig harmlos
Doch so sehr der VfL vor dem eigenen Tor um Stabilität bemüht war, so sehr mangelte es auf der anderen Seite an gelungenen Angriffsaktionen. Silvere Ganvoula probierte es etwas überhastet aus allen Lagen, in wirklich gefährliche Situationen kam er fast nie. Auch seine Teamkollegen wussten in der Offensive nur selten zu gefallen. Chung Yong Lee war auf der rechten Seite vor allem defensiv gefordert. Und Tom Weilandt rennt seiner guten Form aus der Vorsaison noch weit hinterher. Im Pressing zu inkonsequent oder im Umschaltspiel zu langsam, brachten sie die HSV-Abwehr kaum in Schwierigkeiten.
Offen und ehrlich gesteht Spielmacher Sebastian Maier deshalb ein: „Hinten haben wir wenig zugelassen, aber nach vorne hatten wir keinen Druck und keinen Mut, sind viel zu oft nur hinterhergerannt. Ich habe Zweifel, ob wir da wirklich alles probiert haben.“ Denn: „Hamburg war aus meiner Sicht zu knacken.“ Auch die Wechsel, darunter Neuzugang Danny Blum, brachten keinen neuen Schwung. Interessant: Trainer Robin Dutt setzte am Ende auf Ulrich Bapoh und Jordi Osei-Tutu in der Offensivreihe – ein Vertrauensbeweis an die Jugend, wenn man es positiv sehen möchte.
VfL steht jetzt unter Druck
Die Notwendigkeit zu handeln und auf dem Transfermarkt aktiv zu werden wird angesichts der Punkteausbeute immer dringlicher, offensichtlich sind die Schwachstellen ja schon länger. Die ersten drei Spiele sind bereits gelaufen, der VfL läuft der Musik schon jetzt hinterher. Der Druck, endlich gewinnen zu müssen, steigt von Woche zu Woche. Dessen ist sich nicht nur Manuel Riemann bewusst, wenn er sagt: „Das Selbstvertrauen wird nicht größer. Und die Aufgaben werden damit nicht leichter.“
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