Bochum wird Achter

Kommentar zur VfL-Saison: Besser als befürchtet

Thomas Reis hat sich schnell entschieden, wie er die 0:2-Niederlage im letzten Spiel gegen Hannover einordnen soll. Der VfL zeigte eine ordentliche Leistung, hatte die besseren Chancen, doch nur die Hausherren trafen zweimal ins Tor. Die Erfolgsserie der Bochumer mit elf Spielen ohne Niederlage ist damit gerissen. Besonders bitter: Ein Unentschieden hätte gereicht, um im wirtschaftlich so wichtigen TV-Ranking nicht abzurutschen. Nun fehlen mehrere hunderttausend Euro in der Kasse. Doch Thomas Reis geht trotzdem mit einem guten Gefühl in die Sommerpause.

„Es überwiegt der Stolz auf meine Mannschaft“, sagte der Trainer des VfL und schob die Begründung gleich hinterher: „Wir haben in der letzten Zeit viel geleistet, um in die jetzige Situation zu kommen. Es ist ärgerlich, dass wir auf Platz acht landen. Aber vor einigen Wochen hätten wir das definitiv so genommen.“ Damit hat er wohl Recht. 25 Spieltage lang galt der VfL als Abstiegskandidat, die Verantwortlichen mussten Szenarien durchspielen, die Bauchschmerzen verursachten. Dann geschah das Wunder: Nach der Corona-Pause holte kein Zweitligist mehr Punkte als der VfL.

Vielleicht hat diese Mannschaft ja einfach nur Angst vor den eigenen Fans. Im Ernst: Rückblickend war die Entscheidung, die Saison fortzusetzen, doch die richtige. Nicht nur, weil es für Bochum besser lief als befürchtet. Sondern auch, weil das Hygienekonzept funktioniert hat, trotz aller Skepsis, auch an dieser Stelle. Verstöße, die es in Bochum ebenso gab, blieben zum Glück im Verborgenen, die Lage im Land hat sich vorerst beruhigt. Dass die Fans die Geisterspiele so klaglos akzeptiert haben, verwundert aber schon. Wirklich rebellisch waren die Bochumer nicht.

Schwacher Start, guter Endspurt

Das lag vielleicht auch daran, dass sie von ihrer Mannschaft schnell besänftigt wurden. Sie sahen, dass Thomas Reis und seine Spieler die Zwangspause genutzt haben. Mit großer Verspätung, aber gerade noch rechtzeitig, stand endlich ein Team auf dem Platz. Eine erkennbare Einheit, die siegen wollte und konnte, die nach einem Erfolgserlebnis nicht sofort wieder nachließ. Wie es ohne die Unterbrechung gelaufen wäre, ist Spekulation. Genau wie der Gedanke daran, was möglich gewesen wäre, hätte diese Mannschaft schon früher ihr Potenzial ausgespielt.

Eines ist klar: Bei der Saisonanalyse muss jeder Abschnitt gleich gewichtet werden, der schlechte Start wie das gute Ende. Schon in der Vorbereitung waren viele Probleme erkennbar, der Kader war nicht komplett und der Trainer auf dem Holzweg. Dass Robin Dutt gehen musste, tat menschlich weh, war aber die richtige Entscheidung. Doch auch Thomas Reis bekam die vielen Probleme lange Zeit nicht in den Griff. Der VfL blieb die Schießbude der Liga, ließ den Ehrgeiz und die Konzentration oftmals vermissen. Der Trainer machte viele Fehler, aus denen er lernte.

Erst im Endspurt hatte er ein Team zusammen, das funktionierte. Reis erkannte, auf wen er sich verlassen konnte, sah, wer zusammenpasste und fand die Balance zwischen Abwehr und Angriff. Für jedes kritische Wort, nicht nur hier, auch woanders, gab es lange Zeit gute Gründe. Genauso verdienen die Protagonisten jetzt aber ein Lob, auch Sebastian Schindzielorz. Vor allem die Umstände vieler Transfers waren skurril. Spieler kamen zu spät, waren nicht fit, wurden für die falsche Position verpflichtet. Eines muss man ihm aber lassen: Gut kicken können sie alle, sie haben Qualität.

Große Erleichterung, mehr nicht

Auch deshalb geht der VfL bald in seine elfte Zweitliga-Saison in Folge. Einerseits ist das gut, wenn man bedenkt, wen es in dieser Zeit schon erwischt hat. Andererseits ist das aber auch eine mahnende Erinnerung. Der VfL hat es in zehn Jahren nicht geschafft, das zu erreichen, was er eigentlich immer vorhatte: Den Sprung zurück in die Bundesliga. Platz acht ist jetzt in Ordnung und viel besser als befürchtet. Zufrieden sollte trotzdem niemand sein. Dafür genügt ein Blick nach Bielefeld oder Heidenheim. In dieser Liga ist mehr möglich, auch für Bochum. Vielleicht ja im nächsten Jahr.

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(Foto: Imago / foto2press)