Schwierige Aufgabe für Reis

VfL-Kommentar: Zaubern kann keiner

Sollte Thomas Reis in den sozialen Netzwerken aktiv sein, dann sei ihm dieser Tage dazu geraten, besser nicht in die Kommentarspalten zu schauen. Denn die Mehrheit reagiert mit großer Ablehnung auf seine Verpflichtung als Chefcoach der VfL-Profis.

Vermutlich sind diese Reaktionen auch weniger der Personalie Thomas Reis, sondern viel mehr der schwierigen Gesamtlage geschuldet: dem verpatzten Saisonstart, der verkorksten Transferpolitik und dem drohenden Abstiegskampf in dieser Saison. Reis bekommt also das ab, was an Sebastian Schindzielorz oder das Präsidium gerichtet ist. Obendrein entsteht der Eindruck, als habe sich die Vereinsführung die Trainerwahl ziemlich leicht gemacht. Nicht zum ersten Mal wird eine Lösung bevorzugt, die irgendwie naheliegend und einfach ist.

Reis muss einen Draht zur Mannschaft entwickeln

Diese Kritik darf aber auch nicht die positiven Aspekte außer Acht lassen. Denn Thomas Reis hat sich entwickelt, erst in Bochum, zuletzt in Wolfsburg – und hat stets gute Arbeit geleistet. Er ist ein Teamplayer, der ehrgeizig ist und für diesen Klub brennt, er beherrscht Zuckerbrot und Peitsche – ein wichtiger Punkt, wenn man die Strömungen innerhalb der Kabine verfolgt. Seine fehlende Erfahrung kann, muss aber kein Nachteil sein. Entscheidend ist, dass sich Reis schnell Respekt verschafft, das Fachliche steht erst an zweiter Stelle.

Grundsätzliche Probleme wird nämlich auch er nicht so schnell lösen können. Reis muss mit einer Mannschaft arbeiten, die ohne durchdachten Plan zusammengestellt wurde. Deshalb hilft es auch nicht, den neuen Cheftrainer unter Druck zu setzen und nach der nächsten Niederlage völlig durchzudrehen. Zaubern kann keiner, egal, wen der VfL jetzt verpflichtet hätte.

(Foto: Fabian Budde)