Debatte

VfL-Kolumne: Sind die doof? 0 Euro für Sissoko!

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zweimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der angebliche Verkauf von Ibrahima Sissoko.

Entweder war es reiner Zufall oder die Social-Media-Abteilung des VfL Bochum hat Humor bewiesen, als sie an diesem Dienstag zur Mittagszeit ein Foto von Ibrahima Sissoko gepostet hat. Es ging um dessen Teilnahme am Afrika-Cup und den Einzug in die nächste Runde.

Viele VfL-Fans dachten indes, der Verein würde einen Abgang des Spielers verkünden. Am Vormittag hatte die L’Equipe, immerhin Frankreichs größte Sportzeitung, vermeldet, dass Sissoko angeblich kurz vor einem Wechsel zum FC Nantes stehen würde. Die Klubs hätten sich auf eine Ablöse von rund zwei Millionen Euro geeinigt. Die Empörung im Bochumer Fanlager war groß, denn die Summe sei viel zu klein. „Sind die doof?“, fragt ein User auf Instagram. Ein anderer beschwert sich darüber, dass sich die Verantwortlichen des VfL Bochum „schön wieder über den Tisch ziehen lassen“, während ein weiterer Nutzer zustimmend feststellt: „2 Millionen? Lächerlich. Alles wie immer.“

Nun, es kommt sogar noch schlimmer. Die Bochumer kassieren keinen einzigen Euro für Ibrahima Sissoko. Denn: Beim VfL liegt zur Stunde (Stand: Dienstag, 30.12., 15 Uhr) überhaupt kein Angebot für den Mittelfeldspieler vor. Es gibt dementsprechend auch keine Einigung über einen Transfer, obwohl diverse Medien die Meldung aus Frankreich ungeprüft übernommen haben – von Transfermarkt über RevierSport bis hin zu verschiedenen Fanseiten auf Instagram. Es ist ein generelles Problem unserer Zeit: Es geht nicht mehr um die Wahrheit, sondern in erster Linie um Schnelligkeit – ganz egal, ob der Inhalt stimmt oder nicht. Im Zweifel kann man ja zurückrudern und mit einer „irren Wende“ erneut Aufmerksamkeit und Klicks generieren. Dafür sind Produzenten wie Rezipienten gleichermaßen verantwortlich!

Gewiss: Als Journalist freue ich mich immer, wenn meinen Recherchen ohne Widerspruch Glauben geschenkt wird. Gleichzeitig wünsche ich mir eine gewisse Grundskepsis auch bei journalistischen Produkten. Nicht jeder Bericht entspricht der Wahrheit, gerade im Transfergeschäft. Deshalb ist es schier der Wahnsinn, wie die Verantwortlichen des VfL auf einigen Plattformen schon für ihre „Unfähigkeit“ beschimpft wurden. Ich bin gespannt, wer Größe zeigt und sich für ein vorschnelles Urteil entschuldigt.


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(Foto: Marc Niemeyer)