Debatte

VfL-Kolumne: Der Irrsinn mit den Transfergerüchten 

Die VfL-Kolumne ist ein neues Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße, oder gerne auch zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Transfergerüchte.

Klicks sind die Währung im Online-Journalismus. Plattformen mit kommerziellen Interessen leben vor allem von der Reichweite. Bei Themen, die Aufmerksamkeit praktisch garantieren, sind Grundregeln der Recherche mitunter zweitrangig. Schlimmstenfalls basiert darauf ein ganzes Geschäftsmodell.

Denn seit einigen Jahren sprießen sogenannte „Reichweitenportale“ wie Pilze aus dem Boden, auch in der Fußball-Welt. Ob LigaInsider, fussballtransfers.com oder 90min – sie alle suggerieren eine Nähe und Informationsdichte, die gar nicht vorhanden ist. Die Verfasser sind oft unbekannt und gleich für mehrere Vereine zuständig. In den allermeisten Fällen lauern sie auf Veröffentlichungen örtlicher Medien und verfassen flugs eine kurze „Zusammenfassung“, die so geschrieben ist, dass sie in den Suchmaschinen weit oben angezeigt wird.

Das Problem: Nicht selten sind diese Texte mit abenteuerlichen Interpretationen gespickt, gerade bei Transfergerüchten. Jüngstes Beispiel: Das angeblich aktuelle Interesse des SC Freiburg an einer Verpflichtung von VfL-Profi Patrick Osterhage. Tief im Westen – Das VfL-Magazin hatte in der vergangenen Woche über die positive Entwicklung des Mittelfeldspielers berichtet und in einem Nebensatz das schon länger zurückliegende Interesse aus dem Breisgau erwähnt. Zwei der eingangs erwähnten Portale strickten sich daraus aber ein aktuelles Transfergerücht. „Patrick Osterhage hat es mit seinen zuletzt guten Leistungen auf den Zettel des SC Freiburg geschafft. Das berichtet Tief im Westen – Das VfL-Magazin“, schrieb zum Beispiel der LigaInsider. Was natürlich Quatsch ist, denn davon war im Originaltext überhaupt keine Rede.

Der Irrsinn mit (falsch) abgeschriebenen Transfergerüchten nervt auch deshalb tierisch, weil viele Fans sofort darauf anspringen. „Reisende soll man nicht aufhalten“, schrieb ein User auf Facebook zum Osterhage-Gerücht, „ein gutes Spiel gemacht und schon Flausen im Kopf“ ein anderer. An dieser Stelle sind auch alle Leser in der Pflicht. Oberstes Gebot: Die Original-Quelle checken.


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(Foto: Marc Niemeyer)